Monsters

Fotograf Andrew (Scoot McNairy) soll Samantha (Whitney Able), die Tochter seines Chefs, sicher von Mexiko in die USA bringen. Vor sechs Jahren gab es einen Absturz einer NASA-Sonde, die auf der Suche nach extraterrestrischen Lebensformen fündig wurde, im mexikanischen Grenzgebiet. Dort breiteten sich außerirdische Wesen aus. Deshalb ist es schwierig für die beiden aus Mexiko herauszukommen, da es nun eine „Infizierte Zone“ innerhalb Mexikos gibt, die total abgeschottet wird. Diese wird permanent von amerikanischen Bombern und Raketen beschossen.

„Monsters“ ist kein Science Fiction Film, kein Horror Film, es ist eher ein Drama. Es beschränkt sich nicht so sehr auf die Außerirdischen, viel mehr steht die Entwicklung der Beziehung zwischen Andrew und Samantha im Vordergrund des Geschehens. Mit einem Budget von nur 15.000 Dollar ist „Monsters“ realisiert worden. Am Spielfilmdebüt von Gareth Edwards wirkten lediglich die 2 Schauspieler und ein Tonmann mit; alle anderen Mitwirkende sind Laiendarsteller aus Mexiko, die vielleicht bis heute nicht genau wissen, woran sie eigentlich mitgearbeitet haben! Eine gute Kameraarbeit mit wundervollen Tiefenschärfen. Es wird eine unglaublich dichte Atmosphäre aufgebaut durch das Zusammenspiel der sehr schönen Bilder und der klangvollen Musik von Jon Hopkins. Der Film lebt durch seine beiden genialen Schauspieler und dadurch, dass die Emotionen beider eingefangen werden. Gareth Edwards lässt sich Zeit uns eine Geschichte zu erzählen. Einzig und allein die etwas missratene Synchronisation hinterlässt einen kleinen Minuspunkt im Gesamtbild.

Ein kleines Filmjuwel zum Ende des Jahres 2010. Es lässt einen staunen wie mit geringen Mitteln so viel erreicht werden kann. Hier wird der anspruchsvolle Kinozuschauer angesprochen und nicht auf Explosionen und Action gesetzt.

 

6 von 7 Sternen

Alexander George

Der Plan

Am 10. März 2011 startet ein Film mit Matt Damon in der Hauptrolle: „Der Plan“. Der Plan ist unser Schicksal, das wir nicht beeinflussen können. Der Plan ist festgeschrieben, und es gibt Wesen, die darüber wachen, dass dieser Plan eingehalten wird und wir „nicht vom Wege“ abkommen. Schicksal, im englischen „fate“, im türkischen das bekannte „kismet“, was so viel wie „von Gott zugeteilt“ bedeutet, in arabisch „kisma“. Gott, oder eine andere Macht, hat einen Plan für jeden Menschen. Nur so kann unsere Welt funktionieren. Aber: funktioniert sie überhaupt richtig?

Matt Damon will diesen Kreis des Lebens durchbrechen. Seine Liebe zu Elise (Emily Blunt) ist im „pLAN“ nicht vorgesehen. Nun kämpft er gegen die „men of The Adjustment Bureau“.

Philosophisch ein hoch interessantes Thema. Aber wird der Film diesem Anspruch gerecht? Oder wird es halt nur ein weiterer Action-Streifen mit Mr. Damon?

Ursprünglich schrieb Philip K. Dick diese Story !! – Richtig: Philip K. Dick schrieb auch die Novellen, auf denen die Filme „Blade Runner“, „Total Recall“ und „Minority Report“ basierten. Das spricht für „Der Plan“.

Regisseur George Nolfi war bisher ein hervorragender Drehbuchschreiber. Ob auch in der Lage ist einen tiefgründigen Film zu inszenieren bleibt abzuwarten. Auch die Riege der weiteren Darsteller ist nach unseren Maßstäben eher dürftig. Trotzdem bin ich nach dem ersten Trailer neugierig.

Die Los Angeles Times schrieb in einer ersten Ankündigung:

„The movie seems to strike that rare but perfect balance that makes it appealing to both women and men — there’s a real, interesting romantic relationship at the center of everything that’s shrouded by a science-fiction mystery. We like the mix of flirty vignettes of the couple interspersed with the intense moments between David and the Adjustment Bureau. It also seems to have an “Inception”-esque vibe to it without getting crazily confusing.

Und weiter: „Still, even if we had an idea where the film might be going, we’re intrigued enough to see what will happen.“

RICK DECKARD

Machete

Machete (Danny Trejo, bekannt aus hunderten von Nebenrollen, jetzt seine erste Hauptrolle) nimmt einen Auftrag an. Er soll den ultra-konservativen Senator McLaughlin (Robert De Niro) umbringen. Der Auftrag geht schief, da Machete hereingelegt wird. Nun wird er zum Gejagten und ist auf die Hilfe seiner Freunde Luz (Michelle Rodriguez) und seines Priester-Bruders Padre Cortez (Cheech Marin) angewiesen. Dabei laufen ihm noch die attraktive Agentin Sartana (Jessica Alba) und Drogenboss Torrez (Steven Seagal) über den Weg.

Ein Trash-Film der aller ersten Güte. Es donnert 105 Minuten lang; mit überspitzter Brutalität, viel nackter Haut und einigen Lacheinlagen. Das Beste an „Machete“ ist, dass sich der Film selbst nicht ernst nimmt. Es wird absichtlich alles stark übertrieben, sei es in den Wahlwerbespots des Senators McLaughlin oder den sehr brutalen Szenen, die dadurch aber eher belustigend wirken sollen und auch so inszeniert worden sind. Das Intro erinnert an alte B-Movies der US-Kinogeschichte. Die namenhaften Schauspieler runden das Ganze zu einem Popcorn-Kino-Abend ab. Robert Rodriguez hat mal wieder einen sehr schönen Film gemacht. Einen tiefen Sinn darf man hier nicht erwarten. Aber für gute Unterhaltung ist auf jeden Fall gesorgt.

6 von 7 Sternen

Alexander George

 

BREAKING „FILM“ – NEWS

Auf dem Sunset Boulevard und auch auf dem Mulholland Drive pfeifen es die Spatzen von den Dächern und den Palmen:

Dreharbeiten zum Remake „My Fair Lady“ beginnen Ende 2010, der Film selbst soll dann 2012 in die Kinos kommen.

Und die Besetzung?

Na klar – Eliza Doolittle wird gespielt von Keira Knightley. Daniel Craig übernimmt die Rolle des Professor Henry Higgins.  (Und wohl  – glücklicherweise – nicht Hugh Grant!). Emma Thompson schrieb das (neue) Drehbuch, frei nach George Bernard Shaw.

Das unvergessene Original entstand 1964, unter der Regie von George Cukor. Audrey Hepburn als Eliza und Rex Harrison als Higgins. Das 170-Minuten-Werk trat einen Siegeszug um den Globus an und gewann ein Jahr später 8 Oscars. Als bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, beste Kamera etc.

Seien wir gespannt auf eine moderne Fassung dieses zeitlosen Themas. Und deshalb: Dank an Mr. Shaw! Dieser schrieb immerhin das Drehbuch für die erste Verfilmung seines Stücks: 1938 als „Pygmalion“, also dem Originaltitel. Und erhielt für seine Arbeit 1939 prompt einen Oscar für „bestes Drehbuch“!

Damals verkörperte Leslie Howard den Higgins. Diesen Howard mussten wir dann ein Jahr später, also 1939, als „Weichei“ Ashley in „Gone With the Wind“ ertragen. Der Unglückliche starb vier Jahre später im Alter von 50 Jahren im 2. Weltkrieg.

Noch ein Wort zur bezaubernden Audrey („Breakfast at Tiffany’s“): 1964 war sie bereits ein Star und 35 Jahre alt! Allerdings stand Audrey erst im Alter von 22 Jahren erstmals vor der Kamera. Keira hingegen wird bei Drehbeginn 25 Jahre alt sein und begann ihre Karriere bereits im zarten Alter von 9 Jahren. Dann kamen „Star Wars – Episode 1″ 1999 (da war sie 14 Jahre alt!) und „Kick It Like Beckham“ 2002 (17 Jahre alt).

 
RICK DECKARD – 28. Okt. 2010

The American

Amerikaner Jack (George Clooney) ist ein ruhiger, ja fast zurückhaltender Profikiller. Seine höchste Professionalität macht ihn zu einem der Besten seines Faches. Nachdem er jedoch in Schweden, abgeschottet und isoliert von der Außenwelt, mit seiner Geliebten aufgesucht wird und diese zu Tode kommt ändert sich alles für Jack. Er beschließt einen letzten Auftrag in Italien anzunehmen um danach in den Ruhestand gehen zu können.

Basierend auf dem Roman „A Very Private Gentleman“ von Martin Booth zeigt uns der niederländische Regisseur Anton Corbijn, dass das Kino auch heutzutage noch mit klaren und ruhigen Bildern funktioniert. In Zeiten der VJ-Ästhetik mit hektischer Kamera und kaum Luft zum Atmen lässt sich Corbijn Zeit, beobachtet und fängt so stimmungsvolle, melancholische Bilder ein. George Clooney spielt wie immer brillant gut. Er charakterisiert einen traurigen in die Jahre gekommenen Killer, der auf der einen Seite die Nähe zu Prostituierten sowie auf der anderen Seite eine freundschaftliche Beziehung zu einem Priester sucht.

„The American“ funktioniert als Thriller, als Drama. Der klangvolle Soundtrack stammt aus der Feder von Herbert Grönemeyer. Es ist ein stiller Film, unterhaltend. Das Licht der Nachtszenen ist brillant gesetzt, die italienische Kleinstadtstimmung, die im Vordergrund des Geschehens tritt, ist wundervoll inszeniert. Aber letztendlich gibt es keinen wirklichen Höhepunkt im Film, keine Szene an die man sich besonders gut erinnern kann. Schön, dass ein Film die Ruhe sucht! Schade, dass das Besondere fehlt. Durch einen eingängigen und speziellen Stil wäre dies vielleicht möglich gewesen. Dass der Film auch während des Heimwegs nochmals vor dem inneren Auge abläuft, schafft Corbijn somit nicht. Trotzdem: sehenswert!

„The American“, USA 2010, 105 Minuten

4 von 7 Sternen

Alexander George

Alan Squire oder Das Begräbnis der Alten Zeit: „The Petrified Forest“

von Julian von Sallingen

Richard Yates eröffnet seinen Roman „Revolutionary Road“ (dt. „Zeiten des Aufruhrs“) mit einer Laientheater-Aufführung von „The Petrified Forest“ (dt. „Der versteinerte Wald“) im Jahre 1955. Es ist das gleiche Jahr in dem das Stück als Liveübertragung im US-amerikanischen Fernsehen zu sehen ist. Humphrey Bogart spielt wieder die Rolle welche ihm den weg ebnete dahin zukommen wo er zu diesen Zeitpunkt war: ganz oben – einer der größten Hollywood-Darsteller seiner Zeit. Seine Frau Lauren Bacall spielt die Rolle der Gaby (im Bühnenstück heißt diese Figur Gabby im Film heißt sie Gabrielle). Viele Live-Fernsehspiele der 1950er Jahre gingen verloren, dieses aber nicht. In den späten Neunziger Jahren spendete Lauren Bacall die einzig erhaltene Kinescope-Aufnahme dem Museum Of Television & Radio (heute: The Paley Center For Media) mit Sitz in New York City und Los Angeles.

Die hohe Popularität von „The Petrified Forest“ wurde nicht mit dem Kinofilm begründet. Der US-amerikanische Dramatiker und Drehbuchautor Robert E. Sherwood, Pulizter-Preisträger in den Jahren 1936, 1938, 1940 in der Kategorie Theater (Drama) und 1949 (in diesem Jahr bekam er den Pulitzer-Preis für sein Buch „Roosevelt and Hopkins. An Intimate History“ (dt. „Roosevelt und Hopkins“) für das er auch den Bancroft-Preis erhielt) und Oscar-Gewinner (Drehbuchadaption des MacKinley Kantor Roman „Glory for Me“ für den Film „The Best Years of Our Lives“ (dt. „Die besten Jahre unseres Lebens“), 1947, verfasste „The Petrified Forest“ 1935 als Bühnenstück. Am Broadway spielten unter anderem Leslie Howard und Humphrey Bogart die Rollen welche sie später auch in der Filmadaption übernehmen sollten. Am Theater war das Stück ein Erfolg, im ganzen Land sprach man darüber.

Man könnte annehmen, wenn etwas so gut beim Publikum ankommt, dann lässt man es wie es ist und versucht es einer größeren Öffentlichkeit vorzuführen. In der Tat, so sollte es auch kommen und dennoch war zu Beginn des Projektes nicht alles so klar und eindeutig. Warner Bros. war bereit „The Petrified Forest“ zu verfilmen aber nicht mit Humphrey Bogart. Für seine Rolle hatte man Edward G. Robinson vorgesehen, schließlich war dieser seit dem Film „Little Caesar“ (dt. „Der kleine Cäsar“) aus dem Jahr 1931 ein Star. Bogart dagegen hatte es trotz seines Mitwirkens in vierzehn Filmen nicht zu einer besonders hohen Popularität gebracht.

Im Jahr 1936 war Humphrey Bogart 37 Jahre alt und nahe am Ende seiner Karriere, diese war als gescheitert anzusehen. Am Broadway feierte er zwar viele Erfolge, doch im Filmgeschäft war es ihm verwährt eine Hauptrolle zu spielen, er war festgelegt auf Charakterrollen, es war ihm nicht gelungen dem Theater zu entwachsen. 1934 kehrte er aus Hollywood nach New York City zurück, sein Freund Robert E. Sherwood, verhalf ihm zu einer Rolle in seinem Stück „The Petrified Forest“. Für die Rolle des Duke Mantee ließ sich Bogart von John Dillinger, einem der populärsten Gangster der 1930er Jahre, inspirieren. Die Art Dillingers zu sprechen und sich zu bewegen, Bogart studiert dies geradezu. Für den Film sollte ihm das sehr nützlich sein.

Der Wendepunkt in Bogarts Karriere wurde von Leslie Howard ermöglicht. Dieser hielt die Filmrechte an „The Petrified Forest“ und er hatte Bogart einst versprochen nur mit ihm zusammen und in den jeweiligen schon am Theater gespielten Rollen für diesen Film vor der Kamera zu stehen. Leslie Howard konnte solche Versprechen abgeben da er seit 1920 ein Star des Theaters und sei den 1930er Jahren auch des Films war. Er hatte Einfluss und konnte diesen auch geltend machen. Da Warner Bros. Edward G. Robinson für die Rolle des Gangsters Duke Mantee vorgesehen hatte rief Bogart Howard an und erinnerte ihn an sein Versprechen. Leslie Howard erinnerte sich seiner Worte und bearbeitete Jack Warner auf eine Pro-Bogart-Stimmung hin. Bogart selbst half außerdem die Tatsache, dass sich Edward G. Robinson zierte erneut als Gangster auf der Leinwand zu erscheinen. Schließlich gehört Bogart zur Besetzung. Er betrachtete dies als letzte Chance im Filmgeschäft als Hauptdarsteller sich zu etablieren. Den Einsatz Howards für ihn sollte Bogart nie vergessen, aus Dankbarkeit gab er seiner Tochter den Namen Leslie.

Eine Tankstelle, in nicht besonders gutem Zustand, in der Wüste von Arizona, ist der Haupthandlungsort des Geschehens. Dort erscheint eines Tages der romantische aber leider mittelose sowie erfolglose englische Schriftsteller Alan Squire (Leslie Howard) der sich auf einem Road-Trip durch die USA befindet, als Tramper will er den Kontinent bereisen. Er hat sich (endlich) losgelöst von einer reichen Mäzenin aus Frankreich mit der er einst Tisch und Bett teilte. Gabrielle (Bette Davis), die Tochter des Tankstellenwart, verliebt sich in ihn, beide erträumen sich eine gemeinsame Zukunft. Doch Alan trägt eine tiefe Todessehnsucht in sich und er bittet Gabrielle ihn im nahegelegenen „steinernen Wald“ zu begraben. Gabrielle ist die Tochter einer Französin welche ihren Vater im Ersten Weltkrieg kennenlernte, welche dann aber bald genug von Amerika hatte und, die Tochter beim Vater lassend, zurück in ihre Heimat ging. Allerdings schickt sie ihrer Tochter Gedichtbände wofür Gabrielle sehr empfänglich ist. Sie liest Alan ihr Lieblingsgedicht von François Villon vor und zeigt ihm einige ihrer Malereinen. Außerdem träumt sie davon nach Frankreich zu ihrer Mutter zu reisen.

Dieses morbide Idyll wird von Duke Mantee (Humphrey Bogart) je zerstört, der mit seiner Gang unterwegs, ausgebrochen und auf der Flucht, in der Tankstelle Geiseln nimmt. Während der Geiselnahme geht es sowohl brutal zu wie feinsinnig. Mantee ist gemein und brutal (Bogarts Darstellung ist, wie die aller Schauspieler in diesem Film, schlicht großartig.), dennoch lässt er sich auf die Worte von Alan ein und hört seinen Ausführungen zu. Mantee ist nicht nur böse – er ist auch böse.

Als Gabrielle einmal den Raum verlassen kann schließt Alan einen Packt mit Duke Mantee. Dieser soll Alan erschießen wenn er flieht – in der Zwischenzeit ist der Sheriff mit seinen Männern eingetroffen und es zeichnet sich ab, dass die Gangster nur noch fliehen können wenn sie sich ihren Weg freischießen – damit Gabrielle seine Lebensversicherung bekommt, diese hatte er zuvor auf sie umgewidmet. Er will ihr damit ermöglichen nach Frankreich zu reisen. So geschieht es auch, auf der Flucht erschießt Duke Mantee Alan Squire der in den Armen von Gabrielle stirbt. Sie wird seinen Wunsch erfüllen und ihn im „versteinerten Wald“ begraben.

Mit dem „versteinerten Wald“ ist der Petrified-Forest-Nationalpark, ein Nationalpark im Nordosten Arizonas, gemeint. Dieser gehört zum südlichen Colorado-Plateau und der Painted Desert, einer 1800 über dem Meer gelegenen Wüste. Im Park befindet sich Sedimentsgestein der Obertrias, einer Serie des Trias mit einer großen Anzahl an Fossilien. In dem Gebiet gibt es weiträumige Fundstätten von verkieseltem Holz, daher stammt der Name „Versteinerter Wald“.

Schon wenige Tage nach Drehbeginn war jedem am Set klar, dass hier ein großartiger Film entstehen würde. Hal Wallis, der Produzent, war, nachdem er die ersten Aufnahmen sah, beeindruckt. Allen Beteiligten wurde deutlich, dass hier etwas außergewöhnliches passiert.

„The Petrified Forest“ ist kein gewöhnlicher Gangster-Film, man merkt es schon am Ort der Handlung. Diese ist im Westen angesetzt im „Wilden Westen“, in Arizona, in der Wüste – es riecht nach Abenteuer, eine Art Gangster-Western mit Elementen eines Dramas. Es gibt nur diese Tankstelle, der Bühnenursprung ist unübersehbar. Der Symbolismus sticht von allen Seiten hervor. Alan Squire als Symbol für die „versteinerte Gesellschaft“ – der erkennt, dass seine Zeit in gewisser Weise abgelaufen ist. Die Vorstellungen von Moral und gesellschaftlichen Werten haben sich gewandelt. Er will sich in der Wüste begraben lassen und es wirkt, als habe er vor nicht nur sich sondern auch die Zeit in der aufwuchs, aus der er stammt, mit im Wüstensand beizusetzen. Mit den Worten von Alan Squire klingt das so: „Es ist die Zivilisation die unter uns emporschießt. Die Welt der überholten Auffassungen. In der Wüste sind auch so viele Sümpfe. Da gehöre ich hin.“ Auch erkennt er was der Gangster Duke Mantee leistet: „Denn Sie sind der letzte große Apostel des wilden Individualismus.“ Darauf antwortet Duke Mantee: „Vielleicht hast du Recht, Kumpel.“ Dies veranlasst Squire zu dem lakonischen Satz: „Oh, ich habe bis in alle Ewigkeit Recht. Aber was bringt mir das schon.“ Es sind die 30er Jahre und noch gibt es diese Individualisten unter den Gangstern, der Film passt also in seine Zeit und ist auch eine Art Revival, zumindest eine Hommage, an die Klassiker der Gangster-Filme aus den frühen 30er Jahren. Leute wie John Dillinger sind noch aktiv beziehungsweise in der Öffentlichkeit präsent und obwohl sie Mörder sind umgibt sie etwas Mystisches und sie haben eine große Popularität im Volk. Jedoch wie Alan Squire sind auch die Gangster im Leben gescheitert.

Der Film gehört nicht zum Flim Noir, jedoch birgt er diesen in sich. Im Film Noir passiert normalen Menschen Unnormales, sie sind plötzlich in eine Situation hineingeworfen und können nichts dafür. Jedoch müssen sie sich dann in dieser Situation bewähren, teils über sich hinauswachsen. Alan Squire ist eine perfekte Film Noir Figur. Die Story ist sozusagen ein Film Noir aber die Umsetzung ist es noch nicht. Im Jahr 1941 wurden dafür die Marken gesetzt, denn mit „The Maltese Falcon“ (dt. „Die Spur des Falken“) gelang Regisseur John Huston der erste Meilenstein im Bereich Film Noir. Übringens ein Film mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle.

„Der versteinerte Wald“ war gegen alle Gewohnheit in dem von der Depression geplagten Amerika der 1930er Jahre kein Film mit einem Happyend. Für gewöhnlich wollten die Leute solche Filme nicht sehen, doch hier funktionierte es. Der Film funktioniert auf mehreren Ebenen: da ist Liebe, Spannung, Abenteuer und gleichzeitig ein aktueller Bezug zur Zeit (Stichwort: Dillinger) und da ist der Bezug zur Welt und die Reflektion darüber was das für eine Zeit ist in der man lebt.

So ganz traute man dem Konzept bei Warner Bros. allerdings nicht, denn gegen den Willen von Leslie Howard wurde ein Happyend gedreht. Als dieses dann aber getestet wurde war schnell klar, dass sich nicht alles schön färben lässt – es funktionierte nicht. Man entschied, dass das Stück am Broadway so funktioniert hatte wie es war, also würde es auch ohne Happyend im Film auskommen und funktionieren können. Nebenher ging Warner noch ein weiteres Risiko ein, denn die fünf Wochen Drehzeit waren um ein bis zwei Wochen überschritten, das Studio musste also mehr Geld als geplant investieren.

Letztlich war der Film ein Erfolg, die Reaktionen waren positiv. Die Kritiker, ob nun sonders intellektuell oder sonders populistisch, feierten den Film. Ein Kritiker sagte: „Der Film war einfach… ein Wort beschreibt ihn: Klasse.“ Für den Regisseur Archie Mayo wurde dieser einer seiner bekanntesten Filme. Alle profitierten; das Studio, die Filmemacher, die Schauspieler. Somit war „The Petrified Forest“ nicht nur ein Erfolg für Humphrey Bogart.

Inception

Ein Thema das viel hergibt: Das Eindringen in fremde Träume um Ideen oder Geheimnisse zu stehlen. Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist Spezialist auf diesem Gebiet. Er bekommt einen großen Auftrag eines japanischen Geschäftsmanns namens Saito (Ken Watanabe). Der Auftrag jedoch erweist sich als einer der schwierigsten die Cobb je erhalten hat.

Nun Die Liste der guten Zutaten ist lang: Regisseur Christopher Nolan, der für Meisterwerke wie „Memento“ und „The Dark Knight“ verantwortlich ist, die hervorragenden Schauspieler: Leonardo DiCaprio, Ellen Page (bekannt aus „Juno“), Ken Watanabe, Cillian Murphy und Marion Cotillard und nicht zuletzt das interessante Thema der Träumerei. Zweifelsohne 148 Minuten absolut gute Unterhaltung ist garantiert. Die klasse Musik von Hans Zimmer und die Special Effects (die zwar keine neuen Maßstäbe setzen, jedoch ein solides Handwerk aufzeigen) runden den Film gut ab. Und doch ist im Showdown eine Spur zu viel Blockbuster-Action mit dabei und die interessante Thematik bleibt ein wenig auf der Strecke. Man hätte sich dann doch mehr Gespräche gewünscht und vor allem eine Story die nicht nur auf einem Auftrag (der von Saito) beruht, sondern weiter ausholt.

Trotzdem: tolle Bilder, klasse Schauspieler und ein experimentellen Sci-Fi-Actionthriller Blockbuster in der Preisklasse gibt es doch sehr selten zu sehen. Dies hat man vor allem Christopher Nolan zu verdanken, der trotz seiner Möglichkeit große Produktionen zu realisieren immer noch seine alten Stärken (wie sie z.B. aus „Memento“ bekannt sind) in seine Filme mit einbringt. Nur leider nicht ganz so konsequent wie damals. Vielleicht sollte man auch mit nicht allzu großen Erwartungen den Film anschauen oder ein zweites Mal, dann wird man in jedem Falle positiv überrascht werden.

4 von 7 Sternen

Alexander George

Revolutionary Road

Ein Mann. Eine Frau. Beide Schauspieler. Bekannt wurden beide in einem Blockbuster. Jetzt, 11 Jahre später, stehen sie wieder gemeinsam vor der Kamera. Nicht James Cameron leitet sie dieses Mal, sondern Sam Mendes („American Beauty“) inszeniert das Drama „Revolutionary Road“ (dt. Titel „Zeiten des Aufruhrs“). Beide Akteure üben ihren Beruf aus. So wie es perfekter nicht sein kann. Leonardo DiCaprio und Kate Winslet spielen sich die Seele aus dem Leib. Kein Blockbuster, sondern ein Kammerstück. Eine Geschichte von Hoffnungen, Träumen, Wünschen und der banalen Realität. Von Liebe, Hass, und Ausweglosigkeit. Keine Gestik zu groß, keine Bewegung falsch, kein Blick übertrieben, kein gesprochener Satz mit falscher Betonung. Perfektion in Reinkultur. Mitreißend. Das Ende einer Ehe, einer Hoffnung, einer Zukunft. 119 Minuten nehmen uns diese zwei Menschen in ihren Bann. Jeder neben ihnen verblasst, obwohl alle Mitwirkenden in diesem Film über ihre Verhältnisse spielen: 3 Oscar-Nominierungen, u. a. Michael Shannon als bester Nebendarsteller. Was bleibt ist ein verstörter Zuschauer, der nicht glauben mag, was er eben gesehen hat: ein Mann, eine Frau. Ein Drama. Mit zwei Schauspielern, die vielleicht zur Zeit die besten sind, die Hollywood uns schenken kann. Bravo an diesen Film, an Sam Mendes (der zum Zeitpunkt des Films noch mit Kate Winslet verheiratet war), an Thomas Newman für die Musik, an Roger Deakins für die Kamera und Tariq Anwar für den Schnitt. Ein Meisterwerk, das wenig Beachtung fand. Aber für Cineasten unvergesslich bleibt. Danke.

Rick Deckard

Match Point

Ein typischer und doch recht ungewöhnlicher Woody Allen Film; so kann man es beschreiben. Die vortrefflichen Dialoge, der gewohnt ruhige, klare Kamerastil, der den Bildern „Luft zum Atmen“  gibt, und eine wundervolle Hauptdarstellerin namens Scarlett Johansson.

Der junge Tennistrainer Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers) lernt Tom Ewett kennen und kommt so in Kontakt mit  dessen millionenschwerer Upper-Class-Familie. Bei den Ewetts lernt er die Schwester von Tom, Chloe kennen. Beide kommen recht schnell zusammen. Doch dann tritt die Verlobte von Tom in Chris Leben, die junge Schauspielerin Nola (Scarlett Johansson)….

Ein anfangs ruhiger Film mit einer beachtlichen und ungewohnten Kehrseite von Allen. Der Film versteht es 2 Stunden lang zu unterhalten. Anfangs lauscht man den schönen Dialogen, zur Mitte hin wird es spannend, bis sich schließlich im letzten Drittel einiges tut.

Ein beachtlicher Werk, das es versteht auf die ruhige Weise, durch die klassische Inszenierung, für Spannung zu sorgen. Getragen wird der Film durch die guten Schauspieler und dem atmosphärisch dichten Stil. Einzig allein die musikalische Untermalung hätte man anders gestalten können, dies ist jedoch auch eine geschmackliche Frage. Auch schade, dass Frau Johansson nur einen begrenzten Spielraum für ihre Rolle hatte, der gerne noch etwas tragender hätte sein können. Alles in allem ein solides Handwerk von Woody Allen, der uns in diesem Film durch ein raffiniertes Drehbuch zu  überraschen weiß.

5 von 7 Sternen

Alexander George

Mr. Nobody

Mr. Nobody ist der letzte sterbliche Mensch auf Erden. 1975 geboren ist er nun 117 Jahre alt. Und erzählt einem jungen Reporter seine Lebensgeschichte.  Das Tonband-Gerät dafür hat sich dieser beim Technik-Museum ausgeliehen – denn jetzt schreiben wir das Jahr 2092.  Sex gibt es nicht mehr. Nemo Nobody erinnert sich: „ Ja, damals rauchten wir Zigaretten, aßen Fleisch und fickten.“ Dann lacht der alte Nemo, herausragend gespielt von Jared Leto.  Wir kennen diesen Schauspieler aus „Fight Club“ (1999), „American Psycho“ (2000) und „Panic Room“ (2002).  Selten war er so gut wie in „Mr. Nobody“.  Und auch Diana Krüger weiß zu überraschen; und sieht mit dunkelbraunem Haar viel hübscher aus!

138 Minuten Film-Vergnügen der leisen Art:  ist es ein Drama, eine Liebensgeschichte, eine Lebensbeichte, ein Sciencefiction-Film oder eine Komödie? Es ist ein kleines Meisterwerk, das hier dem Regisseur und Drehbuch-Autor Jaco Van Dormael gelang!

Das Rezept: eine Portion „Forrest Gump“, eine Portion „Big Fish“, dazu etwas „The Butterfly Effect“ und eine Messerspitze „Matrix“ (achten Sie bitte auf die Referenz an diese Trilogie im letzten Drittel des Films!).

Aber hier wurde nicht abgeschrieben, kopiert oder einfach neu interpretiert. Hier wird fortgeführt, neue Fragen gestellt, keine Antworten gegeben, aber Motivation gegeben über unsere Existenz nachzudenken. Welche  Möglichkeiten haben wir um unser Leben zu beeinflussen, und was ist purer Zufall? Van Dormael gibt einen Anstoß darüber zu reden, zu diskutieren und vielleicht an den möglichen Antworten zu verzweifeln.

Letztlich fragt der Film auch die für uns alles entscheidende Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ und „Warum sind wir hier?“. Ist unser Leben eine lange Reihe von Zufälligkeiten? Oder die Bestimmung einer höheren Macht? Was ist die Realität?

Bei einigen wenigen Filmen gehe ich aus dem Kino und sage: „Diese Werk muss ich bald noch einmal genießen, um noch mehr Details aufnehmen und gedanklich verarbeiten zu können.“  Dies ist hier der Fall.

Ich verneige mich vor der gesamten Crew und den Schauspielern, die mir ein solches Geschenk bereitet haben.  Der Film hat mich neu inspiriert, über die grundsätzlichen Fragen nachzudenken. Mich wieder mehr mit Philosophie zu befassen. Und dabei auch mit Astronomie, und der Frage – wo sind wir eigentlich?!

Ein cineastische Kleinod, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte!  Aber es wird den Denkern und Genießern unter uns vorbehalten bleiben. Auch schön.

Rick Deckard

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