Only Lovers Left Alive

Adam (Tom Hiddleston) lebt einsam und zurückgezogen in der (passend dazu) verlassenen Stadt Detroit. Er ist ein genialer Musiker und Vampir und lebt schon seit Jahrhunderten auf der Erde. Adam hat jedoch die Welt immer mehr satt und als er wieder einmal in eine größere Depression rutscht, beschließt seine Vampir-Freundin Eve (Tilda Swinton) ihr Zuhause Marokko zeitweilig zu verlassen. Sie unternimmt die Reise zu ihm nach Detroit um schlimmeres zu verhindern…

„Only Lovers Left Alive“ wurde durch keinen geringeren als Independent-Meister Jim Jarmusch inszeniert. Dieser schrieb (wie in fast all seinen Werken) das dazugehörige Drehbuch zu dem Film. Auch an der Musik war er mit seiner Band „Sqürl“ beteiligt. Dieser ungewöhnliche Vampirfilm zieht einen schnell in seinen entschleunigten Bann hinein. Ruhige, melancholische Nachtbilder mit wundervollen Kameraeinstellungen und toller Lichtsetzung, dazu ein hypnotisch-melancholischer Soundtrack und zwei starken Darstellern (Hiddleston und Swinton) erschaffen einen beachtlichen Kunststreifen. Die Dialoge sind intelligent und hintergründig. Vor allem die totgesagte und menschenleere Stadt Detroit wird wunderschön in Szene gesetzt (immer in Dunkelheit), dass man glatt Sehnsucht verspürt dort selbst einmal hinzureisen. Der trockene, sarkastische Humor der Charaktere Adam und Eve (nicht umsonst diese Namenswahl) wird großartig mittels Tom Hiddleston und Tilda Swinton rübergebracht. Besonders der Auftritt der libanesischen Sängerin Yasmine Hamdan (die sich selbst spielt) wurde elegant in Szene gesetzt und sollte erwähnt werden.

Wer einen typischen Vampirfilm mit Aufregung und Spannung sucht oder gar an die „Twilight“-Saga denkt, ist hier nicht an der richtigen Adresse. Es ist ein stiller Liebesfilm im Stile eines „Night On Earth“. „Only Lovers Left Alive“ setzt sich mit dem Thema Einsamkeit in einer subtilen Weise auseinander. Symbolisch dafür steht Detroit. Mit den stillen und doch kraftvollen Bildern huldigt Jarmusch dieser Stadt. Anspruchsvolle Unterhaltung, die einen etwas melancholisch zurücklässt.

 

5 von 7 Sternen          ★★★★★

Alexander George

Titel: „Only Lovers Left Alive“
Herstellung: USA 2013
Länge: 122 Minuten
Regie: Jim Jarmusch
Darsteller: Tom Hiddleston, Tilda Swinton, Mia Wasikowska, John Hurt, Jeffrey Wright
Drehbuch: Jim Jarmusch
Musik: Jozef van Wissem, Sqürl
Kamera: Yorick Le Saux
Schnitt: Affonso Gonçalves

Arthur Newman

Wallace Avery (Colin Firth) hat es satt – eigentlich alles: seine nervende Ex-Frau, seinen desinteressierten 13-jährigen Sohn, seine nörgelnde Freundin, und seinen Job als Golf-Pro. So entscheidet Wallace seinen Tod vorzutäuschen und unter dem Name Arthur Newman ein neues Leben zu beginnen. Alles funktioniert reibungslos. Auf dem Weg zu einem weit entfernten Golf-Club, dessen Chef Wallace vor einem Jahr einen Job als Golf-Lehrer angeboten hatte, trifft er eine junge Frau; Charlotte, die Mike genannt werden möchte. Auch sie ist auf der „Flucht“ – aber wovor? Oder vor wem?

So beginnt dieser Road-Movie. Aus Sympathie wird mehr, sie lieben, lachen und reden – und brechen in anderer Leute Häuser ein! Und kämpfen dabei die ganze Zeit mit ihrer eigenen Vergangenheit, die sie nicht loslässt.

Kein Thriller, keine Komödie, eher ein Melodram. Die Geschichte zweier Menschen, die aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen und ein neues beginnen wollen. Koste es was es wolle. (Untertitel: ‚Ein tolles Leben – Hast du keins, nimm dir eins‘.)

Der Regisseur Dante Ariola hat es in seiner überhaupt ersten Inszenierung geschafft, eine Story zu erzählen, die traurig, fröhlich und berührend zugleich ist. Ohne je schwülstig zu werden. Schöne Bilder (Kamera: Eduard Grau aus Barcelona, der auch bei „A Single Man“ mit C. Firth die Kamera führte) und eine wundervoll passende Musik von Nick Urata, der schon zum Beispiel für den Soundtrack „Crazy, Stupid, Love“ verantwortlich war.

Colin Firth spielt – wie fast immer – hervorragend. Man nimmt ihm seinen Charakter überzeugt ab. Leicht zerknirscht schauend, voller Zweifel und doch auch mit der Hoffnung, alles richtig zu machen. Bezaubernd neben ihm Emily Blunt als Mike. Sie fiel schon positiv auf in Steifen wie „Charlie Wilsons War“ und „Salmon Fishing in the Yemen“.

Colin Firths Filmsohn Kevin wird überzeugend gespielt von Lucas Hedges („Moonrise Kingdom“ und „The Grand Budapest Hotel“). Zurzeit steht er für „Manchester-by-the-Sea“ vor der Kamera, gemeinsam mit Michelle Williams und Casey Affleck! Und sehr niedlich ist Wallace Averys Freundin Mina, verkörpert von Anne Heche.

Ein Film über Familie, Freundschaft und Sehnsüchte. Eine bezaubernde Erzählung mit einem glänzenden Hauptdarsteller. Und mit einer Geschichte, von der wohl auch im realen Leben der eine oder andere träumt …..

Sehenswert. Sich fallen lassen und genießen.

5 von 7 Sternen ★★★★★

Rick Deckard

Titel: „Arthur Newman“ (dt.: „Ein tolles Leben“)
Herstellung: USA 2012
Länge: 101 Minuten
Regie: Dante Ariola
Darsteller: Colin Firth, Emily Blunt, Lucas Hedges, Anne Heche, u.v.a.
Drehbuch: Becky Johnston
Musik: Nick Urata
Kamera: Eduard Grau
Schnitt: Olivier Bugge Coutté

Brief einer Unbekannten

Lisa (gespielt von der bezaubernden Joan Fontaine) lebt als junges Mädchen mit ihrer verwitweten Mutter in Wien. Eines Tages zieht der junge Pianist Stefan Brand (Louis Jourdan) in die Wohnung über ihnen. Auf den ersten Blick verliebt sich die junge Lisa in Brand, und wird ihr Leben lang diesem Mann verfallen sein.  Brand jedoch, in seiner ganzen, zwar höflichen und freundlichen, doch auch blasierten und selbstsüchtigen Art hat dies jedoch nie begriffen. Obwohl er mehrmals im Leben Lisa trifft und sogar mit ihr, wenn auch nur für kurze Zeit, zusammen ist.

All dies erfährt Stefan Brand durch einen Brief am Vorabend eines Duells, das er am nächsten Morgen führen muss. Eigentlich wollte er sich heimlich aus dem Staub machen, doch der Inhalt des Schreibens fesselt ihn so sehr, dass er darüber die Zeit und die Folgen daraus vergisst, bis der Morgen graut ……

1922 erschien Stefan Zweigs Novelle „Brief einer Unbekannten“ (das Entstehungsdatum ist nicht bekannt). Zweig (dessen bekanntestes Werk die „Schachnovelle“ ist), geboren 1881 in Wien, emigrierte vor den Nazis 1934 erst nach London, dann nach New York, und lebte seit 1940 mit seiner zweiten Frau Charlotte in Brasilien. Dort beging er 1942 Suizid, zusammen mit Charlotte.  Mehr über Stefan Zweig und seine Zeit ist seinem Buch „Die Welt von Gestern“ zu entnehmen. Der dem Film zugrunde liegende Roman ist ein Kleinod der Weltliteratur.

Der Film aus dem Jahre 1948 unter der Regie des Deutschen Max Ophüls (1902 – 1957) besticht durch seine Werktreue, die ruhige und unaufgeregte Erzählweise, ohne jegliche Effekthascherei, und die hervorragenden Schauspieler.  Gedreht wurde ausnahmslos in den Universal Studios in Kalifornien, unter der Mitwirkung von einer großen Anzahl von Schauspielern.

Das Werk steckt voller Emotionen, ist jedoch nie pathetisch. Man fühlt mit Lisa, kann aber auch Stefan Brand nicht wirklich böse sein. Sie sind wie sie sind. Eine große Geschichte, ein besonderer Film.

Unbedingt sehenswert. Ein Muss für Cineasten und für hoffnungslose Romantiker.

 

6 von 7 Sternen ★★★★★★

Rick Deckard

 

Titel: „Brief einer Unbekannten“   (org.:  „Letter from an Unknown Woman“)

Herstellung: USA 1948

Länge: 86 Minuten

Regie:  Max Ophüls

Darsteller:  Joan Fontaine, Louis Jourdan, Mady Christians, Howard Freeman

Drehbuch:  Howard Koch, mit Max Ophüls, nach einer Novelle von Stefan Zweig

Musik:  Daniele Amfitheatrof

Kamera:  Franz Planer  (als: Frank Planer)

Schnitt:  Ted J. Kent

(DVD erhältlich auf Zweitausendeins Edition und auf Arthouse Collection)