Paranoid Park

Der 16 jährige Skater Alex (Gab Nevins) steckt gerade mitten in der Pubertät, leidet unter der Trennung seiner Eltern und ist genervt von seiner Freundin. Mit seinem Kumpel Jared (Jake Miller) verbringt er viel Zeit. Eines Tages beschließen sie die illegal gebaute und nicht ganz gefahrlose Skate-Anlage „Paranoid Park“ aufzusuchen. An einem Abend kurze Zeit später geht Alex noch einmal alleine dorthin, doch dieser Besuch hat ungeahnte Folgen…

Gus Van Sants „Paranoid Park“ ist kein gewöhnlicher Skater-Film. Er basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Blake Nelson. Der Film ist eine Studie über die Problematik des Erwachsenwerdens eines Jungen. Der Film widersetzt sich den typischen Erzählstrukturen und den konventionellen Sehgewohnheiten. Van Sant schafft es durch das Zusammenspiel von Kamera, Musik und Schnitt ein dichtes, ruhiges und atmosphärisches Gesamtkunstwerk zu schaffen. Mit den immer wiederkehrenden Super-8 Sequenzen, die die Jugendlichen beim Skaten zeigt, unterlegt mit der wundervollen Musik von Ethan Rose, wird der Handlungsverlauf der Geschichte immer wieder unterbrochen. Der Film nimmt mit seiner ruhigen Erzählweise so aber auch sämtliche aufkommende Spannung aus der Geschichte heraus. Dies soll jedoch keineswegs negativ bemängelt werden. Die musikalische Auswahl ist sehr abwechslungsreich, neben dem genannten Ethan Rose gibt es Musik von Elliott Smith und Beethoven zu hören. Musik und Bild verschmelzen in „Paranoid Park“ wie in einem Musikvideo. Die Geschichte wird nicht linear sondern in zerstückelten Rückblenden erzählt. Lange Szenen sowie die Verwendung von Zeitlupen, prägen den besonderen Stil des Films. Im Fokus der Kamera steht fast durchgängig die Hauptfigur Alex. Andere Protagonisten bleiben so auch schon mal minutenlang in der Unschärfe. Die Skater-Szene wird aus einer sehr subjektiven Sichtweise dargestellt, trägt aber zum Gesamtkonzept bei, der aus der Sicht von Alex das Geschehen beleuchtet. Für die Authentizität im Film ist vor allem die Besetzung ausschlaggebend. Die Darsteller sind allesamt Laien.

„Paranoid Park“ ist ein kleiner Film, der zwar den Spezialpreis der 60. Filmfestspiele in Cannes erhielt, aber trotzdem recht unbekannt ist. Nicht jeder wird diesen kunstvollen Film zu würdigen wissen oder gar mögen! Gut so, denn das zeichnet einen Independent-Film aus! „Paranoid Park“ hat ganz starke Szenen und lebt von seiner unvergleichlichen Atmosphäre! Was gibt es auszusetzen? Eigentlich nichts, es fehlt nur noch ein Fünkchen zu einem Meisterwerk!

„Paranoid Park“; USA 2007; 85 Min; Regie: Gus Van Sant; Darsteller: Gabe Nevins, Taylor Momsen, Jake Miller; Buch: Blake Nelson → Drehbuch: Gus Van Sant; Musik: Elliott Smith, Ethan Rose, Billy Swan, Robert Normandeau u.v.a.; Kamera: Christopher Doyle, Rain Li (Super-8 Sequenzen); Schnitt: Gus Van Sant

6 von 7 Sternen

Alexander George