Inherent Vice

L.A. in den frühen 1970 Jahren. Privatdetektiv Larry „Doc“ Sportello (Joaquin Phoenix) wird von seiner Ex-Freundin Shasta (Katherine Waterston) gebeten zu untersuchen ob ein Komplott gegen ihren neuen Liebhaber und Milliardär Mickey Wolfmann (Eric Roberts) geplant ist. Schon kurz nach ersten Ermittlungen verschwindet Wolfmann. Schnell gerät Doc in einen Strudel von undurchschaubaren Ereignissen, wobei Polizei-Freund/Feind Christian „Bigfoot“ Bjornsen (Josh Brolin) ihm die Ermittlungen nicht gerade einfacher macht…

„Inherent Vice“ (dt. „Natürliche Mängel“) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Pynchon (die Zeitschrift der „Stern“ sagt: „…des größten amerikanischen Autors der Gegenwart…“). Regisseur Paul Thomas Anderson, bekannt unter anderem für „Magnolia“, „There Will Be Blood“ oder „The Master“, hat auch das Drehbuch zu dem Film verfasst und dafür eine Nominierung bei den Oscars 2015 in der Kategorie „Bestes Adaptiertes Drehbuch“ erhalten. Zu Recht, denn um einen Pynchon Roman zu verfilmen gehört schon allerhand. Anderson gelingt es das fast 500-Seitige Werk in 2 ½ Stunden geschmeidig auf die Leinwand zu transferieren. Bei der Komplexität der Geschichte und der Figuren wahrlich kein leichtes Unterfangen. Trotz seiner vielen großartigen Schauspieler, allen voran Joaquin Phoenix (die Rolle scheint ihm quasi auf den Leib geschrieben) sowie Josh Brolin, Owen Wilson, Reese Witherspoon, Benicio del Toro, Jena Malone und Eric Roberts, bleibt der Film in der Kategorie Arthouse-Film (zum Glück!!). „Inherent Vice“ ist so gut inszeniert worden, dass es tatsächlich so wirkt als sei er in den 1970 Jahren gedreht worden. Die tolle Musik und das Kostümdesign (ebenfalls oscarnominiert) verleihen dem Film die nötige Authentizität. Anderson verwendet immer wieder ein interessantes Stilmittel, indem eine beginnende Totale sich langsam zu einer Nahaufnahme annähert. Die Dreharbeiten waren angeblich sehr chaotisch (laut Aussage von Jena Malone und Josh Brolin). Das passt jedoch nur zu gut zu dem Film und seiner durchgedrehten Story.

„Inherent Vice“ zeigt Hippies, viel Drogenkonsum und hat sehr, sehr witzige Momente. Trotzdem kann man ihn weder mit „The Big Lebowski“ noch mit „Fear and Loathing in Las Vegas“ vergleichen. Er wirkt ganz anders auf den Zuschauer, gelassener. Regisseur Anderson versteht sein Handwerk und legt keinen Wert auf Hollywood-Glamour. Dafür dreht er unglaublich gute, solide Filme, die man mehrmals schauen muss um alles verstehen und erkennen zu können. Zwar hat „Inherent Vice“ stellenweise seine Längen, diese sind jedoch sicherlich gewollt um die komplexe Geschichte etwas Ruhe zu verleihen. Ein toller Film, nicht nur für die Cineasten unter uns.

 

6 von 7 Sternen ★★★★★★

Alexander George

 

Titel: „Inherent Vice“
Herstellung: USA 2014
Länge: 149 Minuten
Regie: Paul Thomas Anderson
Darsteller: Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Reese Witherspoon, Benicio del Toro, Jena Malone, Eric Roberts
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Musik: Jonny Greenwood
Kamera: Robert Elswit
Schnitt: Leslie Jones