Drive

Der Fahrer (Ryan Gosling) lebt quasi nur für Autos. Tagsüber ist er Stuntfahrer für Filme und KFZ-Mechaniker in einer Werkstatt, nachts fährt er als Fluchtwagenfahrer bei Überfällen. Dabei kümmert sich sein Manager Shannon (Bryan Cranston) um die Aufträge. Als er seine Nachbarin Irene (Carey Mulligan) kennenlernt gibt es eine Kehrtwende in seinem Leben.

Nicolas Winding Refn der die Regie für „Drive“ übernahm, ist dänischer Herkunft und bisher noch ein recht unbekannter Regisseur. Er erhielt 2011 in Cannes für diesen Film die Goldene Palme für seine Regiearbeit. Refns Film ist (um es gleich zu sagen) hervorragend inszeniert. Der Vorspann des Filmes mit der Musiknummer „Nightcall“ von Kavinsky & Lovefoxxx ist genial. Der exzellente Soundtrack durchzieht den ganzen Film. Vor allem die atmosphärische Musik die Cliff Martinez komponierte passt perfekt zu den warm-fotografierten Bildern. Martinez ist unter anderem Hauskomponist von vielen Soderbergh Filmen wie „Traffic“, „Solaris“ und zuletzt “Contagion“.

Refn erzählt die Geschichte von „Drive“ mit aller Ruhe. Auch wenn die Brutalität sich im Verlaufe der Zeit steigert, behält der Film seine ruhige fast gelassene Erzählweise bis zum Schluss hin durch. Einzig und allein die Spannung nimmt stetig zu. Im übrigen ist es ganz richtig den Film erst ab 18 Jahren freizugeben, da er teilweise sehr brutale Stellen hat, die jedoch immer einen „Sinn“ für die Geschichte des Filmes ergeben.

Die spezielle düstere Bildästhetik, die sich auch an die 80er Jahre anlehnt und die durchdachten Einstellungen machen den Film zu einem großartigen Kinoerlebnis. Wie schon im Film „Driver“ aus dem Jahr 1978 ist auch in „Drive“ der Hauptdarsteller genauso wortkarg und die Ruhe in Person. Ryan Gosling spielt grandios überzeugend, der Film lebt von seiner ausdrucksstarken schauspielerischen Leistung. Bryan Cranston der seinen Manager Shannon spielt, ist vor allem bekannt durch die Serien „Malcom mittendrin“ und „Breaking Bad“. Er kann auch im Kino brillieren. Die Geschichte von „Drive“ ist untypischer als man es erst von der Synopse erwarten mag. Das macht ihn so überraschend. Ein Film der eigentlich auch ein schlechter B-Movie hätte sein können wird hier zu einem exzellenten Film im Neo-Noir-Stil. Wundervolles Independent-Kino. Hut ab!

 

„Drive“; USA (2011); 100 min; D: Nicolas Winding Refn; C: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Ron Perlman; M: Cliff Martinez

 

 

6 von 7 Sternen

Alexander George

Gattaca

In naher Zukunft werden fast alle Kinder nach Wunsch der Eltern gentechnisch „einwandfrei“ in Bezug auf Hautfarbe, Größe, Denkvermögen und so weiter „zusammengebaut“. Es gibt jedoch auch noch die so genannten „Gotteskinder“, die auf ganz natürliche Weise geboren werden. Vincent (Ethan Hawke) ist einer von ihnen. Den „Gotteskindern“ fällt der soziale Aufstieg in dieser Gesellschaft jedoch besonders schwer. Vincent träumt davon bei „Gattaca“ arbeiten zu dürfen um in den Weltraum zu fliegen. Mit Hilfe von Jerome (Jude Law) beginnt er das schwierige Unterfangen sein Ziel zu erreichen.

„Gattaca“ besticht vor allem durch sein hoch brisantes Thema der Gentechnologie und mit der Frage des korrekten Umgangs damit. Es ist nicht auszuschließen, dass es in naher Zukunft tatsächlich so ablaufen könnte, wie es im Film gezeigt wird. Auch nach fast 15 Jahren hat der Film von seiner Aktualität und Brisanz nichts verloren.

Die Inszenierung von Regisseur Andrew Niccol („Lord of War“), aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, ist sehr gelungen. Für die in orangefarbenen, ruhigen Bilder zeichnet der polnische Kameramann Sławomir Idziak verantwortlich. Dieser war auch schon bei „Drei Farben: Blau“, „Black Hawk Down“, „King Arthur“ oder „Harry Potter und der Orden des Phönix“ an der Linse tätig. Durch die besondere Bildästhetik (Herr Idziak hat offensichtlich mit Farbfiltern gearbeitet) kreiert der Film seine ganz eigene dicht gestrickte Atmosphäre. Auch das Szenenbild ist exzellent gestaltet worden. Durch die kalt-grauen Gebäude und die oftmals weiträumigen und leeren Außensettings, sowie die ständige totale Ordnung in allen Innenräumen wirkt „Gattaca“ so realistisch. Der Film schafft es mit seiner ruhigen Erzählweise und durch seine hervorragenden Darsteller eine erschreckende Zukunftsvision zu visualisieren. Vor allem Jude Law überzeugt in seiner Rolle als Jerome von der ersten bis zur letzten Minute. Sein trockener Humor bringt den Zuschauer zum lächeln. Vielleicht ist es eine seiner besten Rollen bis jetzt. Neben Ethan Hawke ist noch Uma Thurman mit von der Partie, die sehr hübsch anzusehen ist.

„Gattaca“ ist kein typischer Science-Fiction-Film. Besonders seine geradlinige unspektakuläre Erzählweise grenzt ihn vom üblichen Genre ab. Die Monotonie des Lebensalltages in der Welt von „Gattaca“, wird durch die Arbeit in der Zentrale schön dargestellt. Die Mitarbeiter wirken alle strukturiert, gehorsam und gefühlskalt. Durch einige wenige Szenen wird dies dem Zuschauer deutlich gemacht. So stand bestimmt „Gattaca“ maßgeblich für Filme à la „Equilibrium“ Pate, was zumindest die Darstellung der zukünftigen gesellschaftlichen Verhältnisse anbelangt.

 

Der Filmsicht – Tipp: Gattaca ist als Deluxe Edition auf Blu-Ray erhältlich mit sehr guter Bild- und Tonqualität!

 

„Gattaca“; USA (1997); 101 min; D: Andrew Niccol; C: Ethan Hawke, Uma Thurman, Jude Law; M: Michael Nyman

 

6 von 7 Sternen

Alexander George