Schmetterling und Taucherglocke

Jean-Dominique Bauby (Mathieu Amalric) (43 Jahre alt, Chefredakteur der Elle) erwacht in einem Krankenhaus und erfährt kurz danach, dass er einen Schlaganfall erlitten hat. Dazu wird auch noch zu allem Übel das seltene „Locked-in-Syndrome“ bei ihm diagnostiziert. Er kann nur noch mit Hilfe seines linkes Augenlides kommunizieren. Neben seinen Therapien versucht Jean-Dominique im Krankenhaus ein Buch verfassen zu lassen.

Regisseur Julian Schnabel hat schon mit „Before Night Falls“ (mit Javier Bardem) bewiesen, dass ihm autobiografische Verfilmungen mehr als liegen. Sein bis dahin erst 3. Film ist eine Glanzleistung des europäisch-/amerikanischen Kinos. „Schmetterling und Taucherglocke“ (beruht also auf einer wahren Begebenheit) beginnt mit einer minutenlangen subjektiven Kamera aus der Sicht von Jean-Dominique. Immer wieder wird diese Sichtweise im Verlaufe des Films genutzt und man kann sich quasi in den Körper von ihm hin-einfühlen. Dabei gelingt eine realistische Darstellung eines Locked-in-Syndrome-Patienten perfekt. Sogar seine teilweise verschwommene Sicht wird imitiert. Hauptdarsteller Mathieu Amalric (bekannt aus unzähligen amerikanischen und französischen Filmen) ist zudem eine großartige Besetzung. Auch alle anderen Darsteller sind bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt worden. Die Verwebungen zwischen dem Geschehen vor und nach dem Schlaganfall sowie einigen Traumsequenzen sind sehr gelungen. Sie harmonieren perfekt miteinander. Der Film besteht aus einem krassen Gegensatz von traurigen und freudigen Szenen, doch das Zusammenspiel klappt. Auch der Soundtrack hat schöne Songs zu bieten wie mit Stücken von U2, Tom Waits und dem wundervollen Song „Pale Blue Eyes“ von The Velvet Underground.

Nun es gibt vielleicht eine Schwachstelle im Film. Der Grund für den Schlaganfall, vom ehemaligen sehr beschäftigten Jean-Dominique, wird nur in Ansätzen gezeigt. Auf seinen stressigen Alltag wird nur sehr wenig eingegangen. Vielleicht war es aber auch die Absicht von Julian Schnabel, gerade darauf nicht so zu beharren und einfach die Folgen dessen aufzuzeigen. Im ganzen kann man sagen ist „Schmetterling und Taucherglocke“ ein aufwühlender, intensiver Film der vor allem durch seine Darsteller und seine sehr innovative Machart besticht. Hoffentlich gibt es in Zukunft noch mehr von autobiografischen Verfilmungen von Herrn Schnabel.

 

 

„Schmetterling und Taucherglocke“; Frankreich, USA (2007); 112 min; D: Julian Schnabel; C: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Marie-Josée Croze, Anne Consigny, Max von Sydow; M: Paul Cantelon

 

5 von 7 Sternen

Alexander George

Ein Kommentar

  • Ich persönlich hätte noch mehr als 5 Sterne gegeben. Ich glaube, gerade die subjektiven Parts des Films schaffen es perfekt den Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes zu fesseln. Mich machte der Film äußerst betroffen und das Gefühl vom Gefangensein im eigenen Körper wurde so gut vermittelt, dass ich selten so froh war mir an der Nase kratzen zu können.

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