Match Point

Ein typischer und doch recht ungewöhnlicher Woody Allen Film; so kann man es beschreiben. Die vortrefflichen Dialoge, der gewohnt ruhige, klare Kamerastil, der den Bildern „Luft zum Atmen“  gibt, und eine wundervolle Hauptdarstellerin namens Scarlett Johansson.

Der junge Tennistrainer Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers) lernt Tom Ewett kennen und kommt so in Kontakt mit  dessen millionenschwerer Upper-Class-Familie. Bei den Ewetts lernt er die Schwester von Tom, Chloe kennen. Beide kommen recht schnell zusammen. Doch dann tritt die Verlobte von Tom in Chris Leben, die junge Schauspielerin Nola (Scarlett Johansson)….

Ein anfangs ruhiger Film mit einer beachtlichen und ungewohnten Kehrseite von Allen. Der Film versteht es 2 Stunden lang zu unterhalten. Anfangs lauscht man den schönen Dialogen, zur Mitte hin wird es spannend, bis sich schließlich im letzten Drittel einiges tut.

Ein beachtlicher Werk, das es versteht auf die ruhige Weise, durch die klassische Inszenierung, für Spannung zu sorgen. Getragen wird der Film durch die guten Schauspieler und dem atmosphärisch dichten Stil. Einzig allein die musikalische Untermalung hätte man anders gestalten können, dies ist jedoch auch eine geschmackliche Frage. Auch schade, dass Frau Johansson nur einen begrenzten Spielraum für ihre Rolle hatte, der gerne noch etwas tragender hätte sein können. Alles in allem ein solides Handwerk von Woody Allen, der uns in diesem Film durch ein raffiniertes Drehbuch zu  überraschen weiß.

5 von 7 Sternen

Alexander George

Mr. Nobody

Mr. Nobody ist der letzte sterbliche Mensch auf Erden. 1975 geboren ist er nun 117 Jahre alt. Und erzählt einem jungen Reporter seine Lebensgeschichte.  Das Tonband-Gerät dafür hat sich dieser beim Technik-Museum ausgeliehen – denn jetzt schreiben wir das Jahr 2092.  Sex gibt es nicht mehr. Nemo Nobody erinnert sich: „ Ja, damals rauchten wir Zigaretten, aßen Fleisch und fickten.“ Dann lacht der alte Nemo, herausragend gespielt von Jared Leto.  Wir kennen diesen Schauspieler aus „Fight Club“ (1999), „American Psycho“ (2000) und „Panic Room“ (2002).  Selten war er so gut wie in „Mr. Nobody“.  Und auch Diana Krüger weiß zu überraschen; und sieht mit dunkelbraunem Haar viel hübscher aus!

138 Minuten Film-Vergnügen der leisen Art:  ist es ein Drama, eine Liebensgeschichte, eine Lebensbeichte, ein Sciencefiction-Film oder eine Komödie? Es ist ein kleines Meisterwerk, das hier dem Regisseur und Drehbuch-Autor Jaco Van Dormael gelang!

Das Rezept: eine Portion „Forrest Gump“, eine Portion „Big Fish“, dazu etwas „The Butterfly Effect“ und eine Messerspitze „Matrix“ (achten Sie bitte auf die Referenz an diese Trilogie im letzten Drittel des Films!).

Aber hier wurde nicht abgeschrieben, kopiert oder einfach neu interpretiert. Hier wird fortgeführt, neue Fragen gestellt, keine Antworten gegeben, aber Motivation gegeben über unsere Existenz nachzudenken. Welche  Möglichkeiten haben wir um unser Leben zu beeinflussen, und was ist purer Zufall? Van Dormael gibt einen Anstoß darüber zu reden, zu diskutieren und vielleicht an den möglichen Antworten zu verzweifeln.

Letztlich fragt der Film auch die für uns alles entscheidende Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ und „Warum sind wir hier?“. Ist unser Leben eine lange Reihe von Zufälligkeiten? Oder die Bestimmung einer höheren Macht? Was ist die Realität?

Bei einigen wenigen Filmen gehe ich aus dem Kino und sage: „Diese Werk muss ich bald noch einmal genießen, um noch mehr Details aufnehmen und gedanklich verarbeiten zu können.“  Dies ist hier der Fall.

Ich verneige mich vor der gesamten Crew und den Schauspielern, die mir ein solches Geschenk bereitet haben.  Der Film hat mich neu inspiriert, über die grundsätzlichen Fragen nachzudenken. Mich wieder mehr mit Philosophie zu befassen. Und dabei auch mit Astronomie, und der Frage – wo sind wir eigentlich?!

Ein cineastische Kleinod, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte!  Aber es wird den Denkern und Genießern unter uns vorbehalten bleiben. Auch schön.

Rick Deckard