The Help

Zivilcourage – darum geht es in diesem Film.

Jackson, Mississippi. Anfang der 1960er Jahre. Der Beginn der Bürgerrechtsbewegung. Im Süden der USA hält sich die wohlhabende Mittelschicht schwarze Haushälterinnen wie Sklaven. Die „Negerinnen“ arbeiten bei den weißen Frauen, deren Männer tagsüber in den Büros Geld verdienen, während sie selbiges bei Parties, Ausflügen und Einkäufen wieder ausgeben. Zu Hause wird für Sauberkeit, gebügelte Hemden und brave Kinder durch die oben genannten „dienstbaren Geister“ gesorgt. Aufregung gibt es allemal, wenn den jungen Frauen auffällt, dass die Hausangestellten teilweise auch dieselbe Toilette nutzen wie sie! Woraufhin natürlich sofort eine Initiative gegründet wird zur Abschaffung dieses schändlichen Umstands.

Die junge Journalistin Eugenia „Skeeter“ Phelan, die gern einmal Schriftstellerin werden möchte, glänzend interpretiert von der wundervollen Emma Stone, entschließt sich, ein Buch über die Ausbeutung und skandalöse Behandlung der schwarzen Angestellten zu verfassen. Schließlich findet sie zwei bravouröse Frauen, die bereit sind aus ihrem Leben zu erzählen. Wie sie waschen, putzen, einkaufen. Die Kinder in diesen Haushalten sind oft ihren „Nannies“ näher als ihren eigenen Müttern. Die Auskünfte müssen natürlich streng vertraulich bleiben, denn sollte herauskommen wer Skeeter dort Informationen gab, dann würde diese Person sofort entlassen werden, oder Schlimmeres. Und so nimmt das Drama seinen Lauf, denn Skeeter verstößt nicht nur gegen die landläufige Meinung sondern sogar gegen geltendes Recht …

Eine der beiden „Informantinnen“ wird herausragend verkörpert von Viola Davis und erhielt völlig zu Recht eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin. Im Jahr 2012 konnte dann Meryl Streep für ihre Rolle als Margaret Thatcher in „The Iron Lady“ diese Auszeichnung entgegennehmen. Jedoch Octavia Spencer erhielt tatsächlich einen Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre Figur der Minny Jackson!

Eine wundervolle kleine Szene zeigt den Chefredakteur der Zeitung, für die Skeeter zur Zeit ihre Kolumnen schreibt, als er eine Mitarbeiterin mit Zigarette im Mund aus seinem Büro hinauswirft, und dann zu Skeeter sagt: „Irgendwann wird man herausfinden, dass Zigarettenrauchen ungesund ist. Glauben Sie mir!“ Herrlich.

Der Film versteht es den Zuschauer völlig in die Zeit und den Schauplatz eintauchen und sich verlieren zu lassen. Eine wundervolle Atmosphäre konnte der Regisseur Tate Taylor erschaffen. Langsam und sorgfältig entwickelt er die Charaktere und die Story. Und Thomas Newman lieferte die passende einfühlsame Musik.

Tate Taylor schrieb auch das Drehbuch, nach dem Roman von Kathryn Stockett.

Eine Vielzahl guter bis sehr guter Schauspieler führt uns durch dieses Drama. Zu nennen wäre noch Jessica Chastain, die eine in ihrer Hilflosigkeit bezaubernde Jung-Ehefrau, Celia Foote, spielt. Und die noch sympathischer wird als man sieht, wie anders sie ihre schwarze Angestellte behandelt. Nämlich mit Respekt und Achtung. Ausgerechnet dieses „Marilyn-Monroe-Look-Alike“-Püppchen zeigt Rückgrat gegenüber ihren sogenannten „Freundinnen“, die sie sowieso für eine Schlampe halten, mit der man nicht gesehen werden möchte. Eine schöne Szene, als sich mittags Celia zu ihrer Haushälterin setzt um mit ihr gemeinsam zu essen. Diese daraufhin „Missi, das gehört sich nicht, dass wir an einem Tisch gemeinsam sitzen.“ Und Celia, unbeirrt: „Doch, doch, das ist schon in Ordnung. Ich bleibe hier sitzen und esse mit dir.“ Spricht’s und bleibt. Das treibt dem Zuschauer schon mal eine Träne ins Auge.

Der Film nimmt sich auch die Zeit, die blasierte weiße Bevölkerung der Südstaaten der 60er Jahre ‚vorzuführen‘. In ihrer selbstgefälligen Kleinbürgerlichkeit, beschränktem Weltbild und ihren Vorurteilen. Aber es ist auch die Zeit, in der ein gewisser Martin Luther King jr. die Bürgerrechtsbewegung anführte, bis er 1968 schändlich ermordet wurde. Aber damals wurden auch von mutigen Menschen wie Skeeter Phelan die Grundlagen gelegt, die schlussendlich dazu führten, dass in 2009 ein afroamerikanischer Rechtsanwalt und Senator zum Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt wurde.

Mr. Taylor, Sie haben auf höchst unterhaltsame Weise ein beeindruckendes Lehrstück geschaffen, ja – ein kleines Meisterwerk! Danke.

Der Schriftsteller und Pilot Antoine de Saint-Exupéry schrieb einst über Zivilcourage:

Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.“

Und hier möchte der Autor dieses bescheidenen Artikels noch eine Empfehlung aussprechen für ein bemerkenswertes Buch. Der Autor ist John Fitzgerald Kennedy. Der Titel lautet: „ZIVILCOURAGE“.

 

6 Sterne von 7

Rick Deckard

 

Titel: „The Help“

Herstellung: USA 2011

Länge: 146 Min.

Regie: Tate Taylor

Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Octavia Spencer, Jessica Chastain, Allison Janney, Sissy Spacek

Drehbuch: Tate Taylor, nach dem Roman von Kathryn Stockett

Musik: Thomas Newman

Kamera: Stephen Goldblatt

Schnitt: Hughes Winborne