A Clockwork Orange

Rote Bildfläche, grandiose Intro-Musik, Produktion/Titel/Regisseur und dann Alexander DeLarge (Malcolm McDowell) in der Großaufnahme. Die Kamera fährt zurück und man sieht ihn zwischen seinen Droogies in der Korova Milk Bar. Das filmische Meisterwerk „A Clockwork Orange“ kann beginnen.

A Clockwork Orange“ oder „Uhrwerk Orange“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Anthony Burgess und wurde von der Regie-Legende Stanley Kubrick 1971 verfilmt. Dabei basiert der Film auf der amerikanischen Version des Buches, in der das letzte Kapitel gekürzt wurde.

Alex lebt in einem Vorort von London. Er führt eine kleine Gang an, liebt die Musik von Beethoven und ist sehr gewalttätig. Oft treiben die sogenannten Droogies ihr Unwesen: verprügeln Obdachlose, rauben und vergewaltigen. Als Alex jedoch bei einem Einbruch eine Frau tötet, wird er von der Polizei geschnappt. Als Gefangener wird er mehr oder minder zufällig der Auserwählte für eine neue Therapie-Methode um aus einem „bösen“ einen „guten“ Menschen zu machen. Unterstützt und vorangebracht wird dieses Programm durch den Innenminister (Anthony Sharp).

Zuerst muss die außerordentlich geniale Geschichte gelobt werden. Der Film besteht aus 2 Teilen: der erste Teil, der die Gewalttaten der Droogies zeigt und der zweite Teil, der die versuchte Resozialisierung von Alex darstellt. Manch einer wird sicherlich die Taten als gewaltverherrlichende Darstellung ansehen mögen, vor allem wie sie im Film in ihrer ganzen Brutalität dargestellt werden. Doch die Gewalt ist hier ein Mittel zum Zweck. Es ist Alex’ Sicht der Dinge und aus seinem Blickwinkel werden diese Taten dargestellt. Kubrick übt auch Kritik an der Gesellschaft, sei es an dem machtpolitischen Spielen der Regierung, den Unsicherheiten innerhalb der Arbeiterklasse verzweifelter Eltern oder dem platten Schubladendenken von Ärzten oder Pädagogen, die mit Gehirnwäschen eine Veränderung eines Menschen erzeugen wollen. Die Individualität eines jeden ist eines der zentralen Themen im Film.

Der Kleidungsstil der Gang ist einer der vielen besonderen Dinge im Film. Ganz in weißer Kluft mit schwarzen Springerstiefeln, Melone und Hosenträgern treiben die Droogies ihr Unwesen. Die eigens kreierte Kunstsprache (im englischen Original natürlich noch viel besser als im deutschen) ist ein Mix aus Cogney-Slang und russischen Wortfetzen. Dieser besonderen Sprache zuzuhören macht die ganze Zeit über Freude.

Die Musik ist hervorragend ausgewählt und komponiert worden. Hier paaren sich die klassischen Meisterwerke von Ludwig van Beethoven mit den futuristisch angehauchten Remixen von Wendy Carlos und ihrer eigens für den Film komponierten Musik. Nicht umsonst ist der Soundtrack (2 CDs sind erschienen: Score und Soundtrack) ein musikalischer Meilenstein im filmischen Bereich. Die elektronischen Klänge verleihen diesen Film aus den Siebzigern einen ganz eigenen Touch.

Die Rollen sind fast alle durchweg exzellent besetzt worden. Natürlich allen voran Alex (Malcolm McDowell), der wohl die Rolle seines Lebens damit spielte. Aber auch der Hauptwachmeister im Gefängnis (Michael Bates), der Autor Frank Alexander (Patrick Magee) und der Innenminister (Anthony Sharp) spielen hervorragend. Ganz besonders hat Kubrick hier Wert auf die Mimik der Darsteller gelegt. Oftmals ist das Gesicht im Zentrum des Bildes und die Emotionen werden hier absichtlich übertrieben dargestellt. Einzig allein die Mit-Droogies gehen etwas in der Präsenz unter oder kommen etwas zu kurz.

Die Inszenierung von Kubrick ist wundervoll gelungen. Auf das futuristische Setdesign wurde viel Wert gelegt und es gelingt dadurch eine kleine eigene Welt darzustellen. Die Farben sind schrill, grell und bunt. So auch die Bilder. Es gibt einige sehr schöne Kamerafahrten. Auch wurde hier schon 1971 die Handkamera in einigen Szenen eingesetzt, diese geben dem Film viel Authentizität und man kann sich in dieser subjektiven Sicht von Alex direkt in seine geistige Verfassung hineinversetzen. Leider gibt es doch einige Szenen wo die bewusst gewollten „schmutzigen, körnigen“ Bilder etwas zu unscharf wirken. So geht auch etwas der Plastizität des Bildes dadurch verloren, auch in der Bluray-Version. Schön ist der Einsatz in vielen Bildern mit den Superweitwinkelobjektiven, die sehr viel Raum abbilden können. Weiterhin gibt es ganz besonders schön inszenierte Szenen im Film, die schon fast Videoclip-artig wirken. Sei es als Alex in seinem Zimmer die Musik von Beethoven hört oder die im Fast-Forward abgespulte Liebesszene mit ihm und zwei Frauen, die er in einem Plattenladen flüchtig kennen gelernt hat. Auch die immer wieder auftauchenden genialen Tagträume von Alex sind ein Genuss.

A Clockwork Orange“ ist einer der besten Filme die es gibt und vielleicht der beste von Kubrick. Der Film hat maßgeblich die Popkultur beeinflusst und viele Menschen inspiriert und fasziniert. Ein „Must-Have-Seen-Once-In-Your-Life-Movie“! Mehr gibt es zu diesem Meisterstück nicht zu sagen.

 

 

A Clockwork Orange“; GB (1971); 137 min; D: Stanley Kubrick; C: Malcolm McDowell, Patrick Magee, Michael Bates, Adrienne Corri, Anthony Sharp, M: Wendy Carlos

 

7 von 7 Sternen

Alexander George

Source Code

Immer wieder hat der Soldat Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) 8 Minuten Zeit in einem Zug nach Chicago den Attentäter zu finden, der die bevorstehende Explosion verursacht. Dabei startet er immer an der gleichen Stelle (in der quasi Vergangenheit) bei Christina (Michelle Monaghan) in die er sich schnell verguckt. Doch die Suche nach dem Täter erweist sich als schwierig und im Verlaufe der Zeit kommen interessante Details ans Tageslicht, die hinter dieser Aktion stecken. Soviel sei nur verraten, denn mehr würde die Spannung von „Source Code“ schon vorwegnehmen.

Duncan Jones, Sohn von David Bowie, wird den Anforderungen mit seiner zweiten Regiearbeit (nach seinem Debüt „Moon“) ans Popcorn-Kino gerecht. Doch trotzdem steckt noch ein bisschen mehr dahinter als bloße Unterhaltung. Die Story bietet im Verlaufe des Filmes immer wieder kleine interessante Überraschungen. Der Film stellt einen gekonnten Genre-Mix aus Sciencefiction, Komödie und Thriller dar. Alles bleibt relativ leichte Kost, dringt nie richtig tief in die Materie ein und doch bleibt der Film fortlaufend spannend. Besonders der Schluss ist großartig und verdient noch einmal ein extra Lob. Sicherlich hätte man aus „Source Code“ auch hier eine tiefgründigere Geschichte machen können, doch dafür hätten diese 93 Minuten Filmzeit wohl nicht ausgereicht. Sicherlich wollte Duncan Jones das auch gar nicht und präsentiert einfach einen unterhaltenden Spielfilm mit ambitionierter Geschichte.

Chris Bacon sorgt für einen tolle, spannungsgeladene Musik. Gleich zu Anfang wird hier voll aufgefahren, was übertrieben klingen mag da noch nichts passiert ist, aber so wird schon in den ersten Minuten Spannung aufgebaut und immer wieder werden die Bilder schön von der Musik untermalt. Auch bietet die Kamera im „Opener“ mit den Top Shots von Chicago sehr ansehnliche Bilder an. Die Nebenrollen wurden gut besetzt: Vera Farmiga (bekannt aus: „Up in the Air“, „Der Manchurian Kandidat“, „Departed“ oder „Joshua“) und Jeffrey Wright („Syriana“, „Casino Royale“, „Invasion“ oder „Ein Quantum Trost“) spielen souverän und überzeugend. Ein Film der sich zwar lohnt, aber aus dem man (wie so oft) mehr hätte machen können. Schade.

Source Code“; USA (2011); 93 min; D: Duncan Jones; C: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright; M: Chris P. Bacon

4 von 7 Sternen

Alexander George