Her

Der zurückhaltende, schüchterne Theodore Twobly (Joaquin Phoenix) lebt in der nahen Zukunft. Theodore ist Autor und erfolgreich im Beruf. Unter anderem schreibt er Briefe als Auftragsarbeiten, für Menschen denen dies schwer fällt. Dafür läuft es privat gerade nicht so gut. Er und seine Frau Catherine (Rooney Mara), die er schon aus der Schulzeit kennt, haben sich getrennt. Theodore vermisst sie sehr, kann sich mit der Situation kaum abfinden. Er ist verschlossen und tut sich schwer eine neue Beziehung einzugehen.

Da erfährt er von einem Computer-Programm, das mit ihm kommuniziert. Mit sanfter Stimme spricht „Samantha“ mit Theodore, der sich sehr bald an diese „Freundin“ gewöhnt und sich gar in sie verliebt. Mittels Mikrofon und Kamera erleben sie Dinge gemeinsam, machen Ausflüge, gehen Shopping, und haben letztlich sogar (körperlosen) Sex. Dabei weiß Samantha selbst genau, dass sie nur ein Computer-Programm ist, mit künstlicher Intelligenz. Theodore jedoch scheint dies völlig zu verdrängen.

Spike Jonze, der etwas andere Regisseur, der uns bereits mit „Being John Malkovich“ und „Adaptation“ begeistern konnte, hat es wiederum geschafft ein ganz besonderes, aber in der Zukunft durchaus realistisches, Thema filmisch elegant umzusetzen. Jonze schrieb auch das Script zum Film, und dafür erhielt er verdientermaßen den Oscar für das beste Original-Drehbuch. Mit Recht!

Getragen wird der Streifen von den hervorragenden Schauspielern Joaquin Phoenix, Amy Adams und Rooney Mara.

Gefilmt wurde mit Samantha Morton, die die Stimme für das Computer-Programm sprach. Nach Beendigung der Dreharbeiten entschied Spike Jonze, dass die Stimmlage nicht passte. So ging er erneut ins Casting. Am Ende verpflichtete er Scarlett Johansson, die dann den gesamten Streifen syn-chronisierte! Eine Nominierung als Beste Schauspielerin wurde ihr beim Golden Globe verwehrt, da sie im Film nicht zu sehen ist!

Luise Helm ist die deutsche Stimme von Samantha. Die 1983 in Berlin geborene Schauspielerin ist eine gesuchte Synchronsprecherin. Wundervoll, ganz einmalig. Bravo!

Sie ist die regelmäßige Stimme von Scarlett Johansson und Megan Fox. Zuletzt war sie zu hören in „Skyfall“, „Der Große Gatsby“ und in „American Sniper“.

Der Film spielt in Los Angeles; allerdings wurden die Stadt- und Metro-Szenen in Shanghai aufgenommen! Wenn man genau hinschaut, entdeckt man hier und da chinesische Schriftzeichen an den Gebäuden.

Der allerbeste Satz des Films von Amy (Amy Adams): „I think anybody who falls in love is a freak. It’s a crazy thing to do. It’s kind of like a form of socially acceptable insanity.“

Musik von Arcade Fire!

Ein wunderbarer Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Ein Highlight des Filmjahrs 2013, in dem eine Reihe von sehr guten Werken zu sehen waren.

Und noch eine Anekdote: Spike Jonze und seine Editors Jeff Buchanan und Eric Zumbrunnen hatten im ersten Schritt eine 150-minütige Fassung geschnitten. Aber Jonze war nicht 100%ig davon überzeugt. So rief er seinen Freund Steven Soderbergh an. Er möge den Film mit seiner Erfahrung und seinem ‚Instinkt‘ (O-Ton Jonze!) überarbeiten und neu schneiden. Soderbergh kam, holte die Fassung und war nach 24 Stunden mit einer neuen Fassung über exakt 90 Minuten zurück! Das war die Grundlage, aus der Jonze dann die endgültige Fassung über 126 Minuten fertigte.

Auszeichnung: Oscar an Spike Jonze für bestes Original-Drehbuch.

Nominiert für 4 weitere Oscars (Bester Film, Beste Filmmusik, Bester Song, Bestes Szenenbild).

 

5 1/2 von 7 Sternen ★★★★★ 1/2★

Rick Deckard
Titel: „Her“

Herstellung: USA 2013

Länge: 2h 6min

Regie: Spike Jonze

Darsteller: Joaquin Phoenix, Amy Adams, Rooney Mara, Chris Pratt, Scarlett Johansson, u.v.a.

Drehbuch: Spike Jonze

Musik: Arcade Fire

Kamera: Hoyte Van Hoytema (2014: „Interstellar“!!)

Schnitt: Jeff Buchanan und Eric Zumbrunnen

San Andreas

Ray Gaines (Dwayne Johnson), ein Helikopter-Pilot der LA Fire Brigade, flog früher Einsätze in Afghanistan. Über 300 Rettungsflüge waren das (offensichtlich war er in keine Kampfhandlungen verwickelt). Ray kann auch sonst alles: Auto fahren, Schnellboot steuern, kleine einmotorige Flugzeuge fliegen, schwimmen, tauchen, Fallschirm springen, und Leute, die einen auf dem Supermarkt-Parkplatz mit der Waffe bedrohen, einfach mal eben k. o. hauen.

Dann ist da noch Rays Ex-Frau Emma (Carla Gugino), eine kleine frustrierte Hausfrau, die beschlossen hat statt weiter mit dem guten aber armen Ray zu leben, lieber einen erfolgreichen (Betonung auf ‘reichen‘) Star-Architekten zu ehelichen. Die Scheidungspapiere hat sie ihrem noch-Ehemann schon zukommen lassen.

Der neue, Daniel Riddick (hört sich an wie „to get rid of someone“ – jemanden loswerden) (gespielt von Ioan Gruffudd) ist ebenfalls der reine Gut-Mensch, versichert seiner Stieftochter Blake (Alexandra Daddario), er würde nicht versuchen sich zwischen sie und ihrem Vater Ray zu stellen. Und er würde auch nichts unternehmen um ihr „neuer Vater“ zu werden. Wenig später setzt er das dann auch beeindruckend um indem er Blake eingeklemmt in seinem Wagen in der Tiefgarage allein zurücklässt, nachdem sein Bürohochhaus beim Erdbeben zerstört wurde.

Der Plot ist schnell erzählt: ein Riesen-Erdbeben in Kalifornien, von LA bis Frisco, entlang der San-Andreas-Verwerfung. Der gute Wissenschaftler Dr. Hayes (Paul Giamatti) sagt es zwar noch voraus, aber dann ist doch schon alles zu spät und den armen Menschen ist nicht mehr zu helfen in ihrer Not.

Ray, der gute Mensch von Orange County, verlässt seinen Job, um einzig und allein seine Tochter in San Francisco zu suchen. Er ist allerdings 90 Minuten lang (so lange dauert die Suche) davon überzeugt, dass ihr nichts passiert ist, weil sie ja so klug sei. Also sind wohl nur die dummen Menschen unter den Schuttbergen der zusammenbrechenden Häuser elendig zu Tode gekommen. Warum Ray seine eigentliche Aufgabe, die der Hilfe vieler Menschen in L.A., nicht mehr nachkommt und mit dem Stadteigenen Helikopter seiner Tochter nachspürt, bleibt unerklärt und scheint wohl völlig in Ordnung zu sein.

Warum kann nicht ein Drehbuch der Katastrophenfilme aus Hollywood ein einziges Mal dem Klischee entgehen und eine neue interessante und spannende Variante finden? Warum werden wir nicht einmal davon überrascht? Es ist immer und immer wieder dieselbe Story: die Eltern geschieden, die ex-Frau hat schon einen neuen, der ex-Mann ist einsam aber ein guter Mensch, und dann sucht man die Kinder, am besten noch zu zweit, wie in diesem Fall. Siehe „Krieg der Welten“, „The Day after Tomorrow“, „2012“, Die Aufzählung ließe sich leicht fortsetzen.

Die ganze Geschichte ist langweilig und vorhersehbar. Gespickt mit außerordentlichen Zufällen, die gegen jegliche Vernunft rebellieren. In einer verwüsteten, teilweise vom Meer überspülten Stadt in der Größe von 120 km² und über 800.000 Einwohnern (vor dem Erdbeben) fahren die Eltern genau an dem Haus vorbei, in dem ihre Tochter und deren neue Freunde festsitzen. Alle Gebäude darum herum scheinen stabil zu sein, nur dieses eine ist dazu verdammt, langsam in den Untergrund zu versinken.

Einzig die Kamera, die Special Effects und der Schnitt, das alles ist phantastisch und sicher bahnbrechend. Natürlich sind viele Tricks zu übertrieben dargestellt – aber geschenkt.

Diese zuckersüße, vor Mitleid triefende Story, in der sich zum Schluss alle wieder ganz doll lieb haben. Alle guten Menschen werden gerettet, die bösen Bewohner müssen eben sterben. Da darf man dann zum Schluss dieser stupiden geisttötenden 114 Minuten aufstehen und applaudieren. Und das Gute siegt doch!

Niemand hatte hier den Mut, solch eine schreckliche Katastrophe, die in der Tat geschehen könnte, einmal ganz anders zu erzählen. Oder lässt sich das an den amerikanischen Kinokassen nicht verkaufen?

 

2 von 7 Sternen ★★ (ausschließlich für Special Effects und Schnitt)

Rick Deckard

 

Titel: „San Andreas“

Herstellung: USA 2015

Länge: 1h 54min

Regie: Brad Peyton

Darsteller: Dwayne Johnson, Carla Gugino, Alexandra Daddario, uva.

Drehbuch: Carlton Cuse

Musik: Andrew Lockington

Kamera: Steve Yedlin

Schnitt: Bob Ducsay