Thumbsucker

Justin ist siebzehn und lutscht in Situationen, in denen er nicht zurecht kommt, an seinem Daumen. Sein Vater Mike (Vincent D’Onofrio) und Kieferorthopäde Dr. Lyman (Keanu Reeves) versuchen krampfhaft es ihm abzugewöhnen. Seine Mutter Audrey (Tilda Swinton) steht zu ihrem Sohn, trotz seines teilweise eigenartigen Benehmens. Dann ist da noch der Lehrer Mr. Geary (Vince Vaughn), der in Justin Potenzial für den Debattierklub sieht. Als Justin beginnt Medikamente gegen seine Konzentrationsschwäche einzunehmen, wendet sich das Blatt für ihn völlig.

Neben dem talentierten Hauptdarsteller Lou Taylor Pucci spielen Tilda Swinton, Vince Vaughn, Keanu Reeves und Benjamin Bratt in diesem merkwürdigen und äußerst atmosphärisch-schönen Independentfilm mit. Die Musik sollte ursprünglich komplett von Elliott Smith komponiert werden, dieser starb jedoch leider während der Dreharbeiten (die Justiz deklarierte den Fall mangels an Beweisen als Suizid, obwohl man von einem Mord durch seine Ex-Freundin an ihm ausgeht). So wurde der Soundtrack von Tim DeLaughter & The Polyphonic Spree fertiggestellt. Der Soundtrack untermalt wundervoll die Musikvideo-ähnlichen Bilder. Die Musik ist hervorragend und trägt viel Positives zu diesem Film bei. Regisseur Mike Mills (bekannt durch seine Musikvideos mit u.a. Air, Moby oder Zoot Woman) erzählt eine etwas abgedrehte Geschichte liebevoll, auf eine melancholische und teilweise lustige, aber nie alberne Art. Technisch anspruchsvoll inszeniert mit cleveren Matchcuts, einer tollen Kameraführung und exzellenten Schauspielern werden dem Zuschauer 96 tolle Minuten Unterhaltung geboten. Jedoch muss man sich auf diese unspektakuläre Geschichte auch einlassen können. Wer nichts für Independent-Kino übrig hat, sollte diesen Streifen auslassen. Der Film bietet keine Action, keine überraschenden Wendungen. Er bleibt auf dem Boden der Tatsachen und zeigt den Alltag eines Teenagers und seiner Sinnsuche im Leben.

 

„Thumbsucker“; USA (2005); D: Mike Mills; C: Lou Taylor Pucci, Tilda Swinton, Keanu Reeves, Vincent D’Onofrio, Benjamin Bratt, Kelli Garner, Vince Vaughn; M: Tim DeLaughter, Elliott Smith

 

6 von 7 Sternen

Alexander George

The Girlfriend Experience

Chelsea aka Christine (Sasha Grey) bietet sich als Escort-Model an. Sie ist also nicht nur Prostituierte, sondern auch „Begleiterin“ oder „Freundin“ für einen Abend lang. Chelsea ist angesehen und treibt sich in den Kreisen der New Yorker Upperclass herum. Trotzdem ist Sie mit ihrem festen Freund, Trainer Chris (Chris Santos), zusammen. Beide arrangieren sich mit der Situation. Doch dann beginnt die einst feste Beziehung plötzlich ins Wanken zu geraten.

Soderberghs letzter Film aus dem Jahr 2009 schaffte es nicht in die deutschen Kinos. Kein Verleiher fand sich bis heute. Selbst eine deutsch synchronisierte Fassung ist nicht erhältlich. Zu Recht? Ja und Nein. „The Girlfriend Experience“ enttäuscht: es gibt da furchtbare Szenen in einem Flugzeug. Es ist ein „Betriebsausflug“ nach Las Vegas und die feucht fröhlichen Angestellten filmen sich dabei selbst. Völlig überstrahlte (fast handy-artige) verwackelte Bilder, von denen einem schlecht werden kann. Sicherlich ist das Absicht, aber es ist sicherlich keine Kunst. 80 Prozent der Dialoge sind schlichtweg pure Langweile und man hofft bis zum Schluss, dass etwas Spannendes passiert: Fehlanzeige. Dazu kommen die durchweg unsympathischen Darsteller. Einzig und allein Porno-Star Sasha Grey ist nett anzusehen und spielt ihre Rolle einigermaßen überzeugend. Man kann sich jedoch mit keiner Figur identifizieren, es fehlt eine Bezugsperson im gesamten Film.

„The Girlfriend Experience“ ist eher experimentell. Dort liegen auch einige positiv zu vermeldende Szenen. Da sind die schön in Szene gesetzten Bilder von Chelsea im Auto, die uns den ganzen Film hindurch immer wieder begleiten. Eine typische Soderbergh-Einstellung, die er schon seit seinen ersten Werken immer wieder gern verwendet. Auch einige innovativ gewollten Unschärfen und der unkonventionelle Schnitt sowie interessante Einstellungen, werten den Film etwas auf. Soderbergh hat den Mut szenenweise keine Atmo zu verwenden. Die Übergänge innerhalb eines Schnitts und dessen versetze Bild- und Tonebene sind zweifelsohne eine Klasse für sich. Auch die Idee Straßenmusiker als „Interludes“ agieren zu lassen ist eine sehr schöne Idee.

Trotz den guten technischen Ideen, funktioniert der Film nicht. Die Motivation der Charaktere wird nicht klar. Die Story ist langatmig und dröge. Der Schluss lässt einen dann ratlos und unzufrieden zurück. Den genialen Soderbergh wie wir ihn einst aus „Traffic“ kannten, ist in seiner Handschrift nur schwer zu erkennen. Leider wurde hier das Potenzial, dass der Film besitzt, wieder einmal verschenkt.

 

„The Girlfriend Experience“; USA (2009); D: Steven Soderbergh; C: Sasha Grey, Chris Santos; M: Ross Godfrey

 

1 von 7 Sternen

Alexander George

Chelsea aka Christine (Sasha Grey) bietet sich als Escort-Model an. Sie ist also nicht nur Prostituierte, sondern auch „Begleiterin“ oder „Freundin“ für einen Abend lang. Chelsea ist angesehen und treibt sich in den Kreisen der New Yorker Upperclass herum. Trotzdem ist Sie mit ihrem festen Freund, Trainer Chris (Chris Santos), zusammen. Beide arrangieren sich mit der Situation. Doch dann beginnt die einst feste Beziehung plötzlich ins Wanken zu geraten.

 

Soderberghs letzter Film aus dem Jahr 2009 schaffte es nicht in die deutschen Kinos. Kein Verleiher fand sich bis heute. Selbst eine deutsch synchronisierte Fassung ist nicht erhältlich. Zu Recht? Ja und Nein. „The Girlfriend Experience“ enttäuscht: es gibt da furchtbare Szenen in einem Flugzeug. Es ist ein „Betriebsausflug“ nach Las Vegas und die feucht fröhlichen Angestellten filmen sich dabei selbst. Völlig überstrahlte (fast handy-artige) verwackelte Bilder, von denen einem schlecht werden kann. Sicherlich ist das Absicht, aber es ist sicherlich keine Kunst. 80 Prozent der Dialoge sind schlichtweg pure Langweile und man hofft bis zum Schluss, dass etwas Spannendes passiert: Fehlanzeige. Dazu kommen die durchweg unsympathischen Darsteller. Einzig und allein Porno-Star Sasha Grey ist nett anzusehen und spielt ihre Rolle einigermaßen überzeugend. Man kann sich jedoch mit keiner Figur identifizieren, es fehlt eine Bezugsperson im gesamten Film.

 

The Girlfriend Experience“ ist eher experimentell. Dort liegen auch einige positiv zu vermeldende Szenen. Da sind die schön in Szene gesetzten Bilder von Chelsea im Auto, die uns den ganzen Film hindurch immer wieder begleiten. Eine typische Soderbergh-Einstellung, die er schon seit seinen ersten Werken immer wieder gern verwendet. Auch einige innovativ gewollten Unschärfen und der unkonventionelle Schnitt sowie interessante Einstellungen, werten den Film etwas auf. Soderbergh hat den Mut szenenweise keine Atmo zu verwenden. Die Übergänge innerhalb eines Schnitts und dessen versetze Bild- und Tonebene sind zweifelsohne eine Klasse für sich. Auch die Idee Straßenmusiker als „Interludes“ agieren zu lassen ist eine sehr schöne Idee.

 

Trotz den guten technischen Ideen, funktioniert der Film nicht. Die Motivation der Charaktere wird nicht klar. Die Story ist langatmig und dröge. Der Schluss lässt einen dann ratlos und unzufrieden zurück. Den genialen Soderbergh wie wir ihn einst aus „Traffic“ kannten, ist in seiner Handschrift nur schwer zu erkennen. Leider wurde hier das Potenzial, dass der Film besitzt, wieder einmal verschenkt.

 

The Girlfriend Experience“; USA (2009); D: Steven Soderbergh; C: Sasha Grey, Chris Santos; M: Ross Godfrey

 

 

Alexander George

 

1 von 7 Sternen

Chelsea aka Christine (Sasha Grey) bietet sich als Escort-Model an. Sie ist also nicht nur Prostituierte, sondern auch „Begleiterin“ oder „Freundin“ für einen Abend lang. Chelsea ist angesehen und treibt sich in den Kreisen der New Yorker Upperclass herum. Trotzdem ist Sie mit ihrem festen Freund, Trainer Chris (Chris Santos), zusammen. Beide arrangieren sich mit der Situation. Doch dann beginnt die einst feste Beziehung plötzlich ins Wanken zu geraten.

 

Soderberghs letzter Film aus dem Jahr 2009 schaffte es nicht in die deutschen Kinos. Kein Verleiher fand sich bis heute. Selbst eine deutsch synchronisierte Fassung ist nicht erhältlich. Zu Recht? Ja und Nein. „The Girlfriend Experience“ enttäuscht: es gibt da furchtbare Szenen in einem Flugzeug. Es ist ein „Betriebsausflug“ nach Las Vegas und die feucht fröhlichen Angestellten filmen sich dabei selbst. Völlig überstrahlte (fast handy-artige) verwackelte Bilder, von denen einem schlecht werden kann. Sicherlich ist das Absicht, aber es ist sicherlich keine Kunst. 80 Prozent der Dialoge sind schlichtweg pure Langweile und man hofft bis zum Schluss, dass etwas Spannendes passiert: Fehlanzeige. Dazu kommen die durchweg unsympathischen Darsteller. Einzig und allein Porno-Star Sasha Grey ist nett anzusehen und spielt ihre Rolle einigermaßen überzeugend. Man kann sich jedoch mit keiner Figur identifizieren, es fehlt eine Bezugsperson im gesamten Film.

 

„The Girlfriend Experience“ ist eher experimentell. Dort liegen auch einige positiv zu vermeldende Szenen. Da sind die schön in Szene gesetzten Bilder von Chelsea im Auto, die uns den ganzen Film hindurch immer wieder begleiten. Eine typische Soderbergh-Einstellung, die er schon seit seinen ersten Werken immer wieder gern verwendet. Auch einige innovativ gewollten Unschärfen und der unkonventionelle Schnitt sowie interessante Einstellungen, werten den Film etwas auf. Soderbergh hat den Mut szenenweise keine Atmo zu verwenden. Die Übergänge innerhalb eines Schnitts und dessen versetze Bild- und Tonebene sind zweifelsohne eine Klasse für sich. Auch die Idee Straßenmusiker als „Interludes“ agieren zu lassen ist eine sehr schöne Idee.

 

Trotz den guten technischen Ideen, funktioniert der Film nicht. Die Motivation der Charaktere wird nicht klar. Die Story ist langatmig und dröge. Der Schluss lässt einen dann ratlos und unzufrieden zurück. Den genialen Soderbergh wie wir ihn einst aus „Traffic“ kannten, ist in seiner Handschrift nur schwer zu erkennen. Leider wurde hier das Potenzial, dass der Film besitzt, wieder einmal verschenkt.

 

„The Girlfriend Experience“; USA (2009); D: Steven Soderbergh; C: Sasha Grey, Chris Santos; M: Ross Godfrey

 

 

Alexander George

 

1 von 7 Sternen

Biutiful

Traurigkeit ist gar kein Ausdruck für das neue Werk von Alejandro González Inárritu. Uxbal (Javier Bardem) lebt in Barcelona im Slum-Viertel. Er verhilft illegalen Einwanderern zu Jobs und organisiert für Sie einiges drumherum. Privat verbringt er Zeit mit seinen Kindern und wagt einen Neuanfang mit seiner Frau Marambra, die jedoch einigen psychische Instabilitäten ausgesetzt ist. Und als ob das nicht schon genug wäre erfährt Uxbal davon, dass er schwer krank ist. Und sterben wird.

Bardem spielt einfach großartig, nicht umsonst gab es die Oscar-Nominierung für ihn als besten Hauptdarsteller. Inárritu lässt aber auch seine Familie schauspielerisch zur Höchstform auflaufen. Die Kinder spielen grandios und auch seine Frau als abgedriftete verleiht dem Film sehr viel Authentizität und reißt den Zuschauer auch deswegen sehr mit. Da liegt auch die Stärke des Films: viele Bilder wirken stark und die Realität wird ungeschönt gezeigt. Da sind die illegalen Einwanderer und deren Leiden, die Slums von Barcelona und Uxbal selbst, der die Leidens-Person schlechthin im Film ist.

Inárritu (unter anderem: „21 Gramm“ und „Babel“) ist bekannt für seine sehr melancholischen und ruhigen Filme. Auch in diesem Fall herrschen oftmals stille, traurige Bilder vor. Durch Oscar-Preisträger Stephen Mirrione (Oscar 2001 für den Besten Schnitt bei „Traffic“) erhält der Film seinen bekanntlich hervorragenden, ganz eigenen Stil. Besonders hervorzuheben ist auch die üppige Ausstattung im Film und die Liebe zum Detail in sämtlichen Locations.

Viel zu kritisieren findet man bei „Biutiful“ nicht. Einzig und allein 2 ½ Stunden anhaltende Traurigkeit, könnte als Minuspunkt angesehen werden. Es gibt nur kurze Momente der Hoffnung und des Glückes, diese wirken dann jedoch umso kraftvoller. Mit einem guten Gefühl geht man nach dem Kinobesuch nicht nach Hause. Die Kinobesucher bleiben noch fast alle geschlossen sitzen (eine Seltenheit in deutschen Kinosälen) und einige verweinte Gesichter fallen dann doch auf. Trotzdem freut man sich auf den nächsten, hoffentlich etwas positiveren Inárritu. Mal schauen!


Biutiful“; Mexiko, Spanien (2010); C: Javier Bardem, Maricel Álvarez; M: Gustavo Santaolalla


5 von 7 Sternen

Alexander George