Biutiful

Traurigkeit ist gar kein Ausdruck für das neue Werk von Alejandro González Inárritu. Uxbal (Javier Bardem) lebt in Barcelona im Slum-Viertel. Er verhilft illegalen Einwanderern zu Jobs und organisiert für Sie einiges drumherum. Privat verbringt er Zeit mit seinen Kindern und wagt einen Neuanfang mit seiner Frau Marambra, die jedoch einigen psychische Instabilitäten ausgesetzt ist. Und als ob das nicht schon genug wäre erfährt Uxbal davon, dass er schwer krank ist. Und sterben wird.

Bardem spielt einfach großartig, nicht umsonst gab es die Oscar-Nominierung für ihn als besten Hauptdarsteller. Inárritu lässt aber auch seine Familie schauspielerisch zur Höchstform auflaufen. Die Kinder spielen grandios und auch seine Frau als abgedriftete verleiht dem Film sehr viel Authentizität und reißt den Zuschauer auch deswegen sehr mit. Da liegt auch die Stärke des Films: viele Bilder wirken stark und die Realität wird ungeschönt gezeigt. Da sind die illegalen Einwanderer und deren Leiden, die Slums von Barcelona und Uxbal selbst, der die Leidens-Person schlechthin im Film ist.

Inárritu (unter anderem: „21 Gramm“ und „Babel“) ist bekannt für seine sehr melancholischen und ruhigen Filme. Auch in diesem Fall herrschen oftmals stille, traurige Bilder vor. Durch Oscar-Preisträger Stephen Mirrione (Oscar 2001 für den Besten Schnitt bei „Traffic“) erhält der Film seinen bekanntlich hervorragenden, ganz eigenen Stil. Besonders hervorzuheben ist auch die üppige Ausstattung im Film und die Liebe zum Detail in sämtlichen Locations.

Viel zu kritisieren findet man bei „Biutiful“ nicht. Einzig und allein 2 ½ Stunden anhaltende Traurigkeit, könnte als Minuspunkt angesehen werden. Es gibt nur kurze Momente der Hoffnung und des Glückes, diese wirken dann jedoch umso kraftvoller. Mit einem guten Gefühl geht man nach dem Kinobesuch nicht nach Hause. Die Kinobesucher bleiben noch fast alle geschlossen sitzen (eine Seltenheit in deutschen Kinosälen) und einige verweinte Gesichter fallen dann doch auf. Trotzdem freut man sich auf den nächsten, hoffentlich etwas positiveren Inárritu. Mal schauen!


Biutiful“; Mexiko, Spanien (2010); C: Javier Bardem, Maricel Álvarez; M: Gustavo Santaolalla


5 von 7 Sternen

Alexander George

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