The Ides of March

Gouverneur und Präsidentschaftskandidat Mike Morris (George Clooney) befindet sich im Vorwahlkampf der Demokraten. Sein Wahlkampf-Manager ist der ausgebuffte und erfahrene Paul Zara (Philip Seymour Hoffman), und der Pressesprecher Stephen Meyers (Ryan Gosling). Letzterer ist jung, ambitioniert, engagiert und karrierebewusst. Mit dem aussichtsreichen Morris hofft er, auf dem Weg nach ganz oben zu sein, auf dem Weg ins Weiße Haus. Ist er zu Beginn noch gutgläubig und unerfahren, der es für einen Erfolg hält, wenn er die Praktikantin Molly (Evan Rachel Wood) flachlegt. Doch dann beginnt der Wahlkampf Fahrt aufzunehmen und die Luft wird dünner, der Kampf gegen die Konkurrenten aus der eigenen Partei härter. Plötzlich beginnt Stephen zu begreifen, in welchem schmutzigen Geschäft er sich befindet. Doch zu spät – er ist dem cleveren Tom Duffy (Paul Giamatti) schon auf den (dreckigen) Leim gegangen. Der Höhenflug endet für Stephen noch bevor er richtig abgehoben hat. Doch plötzlich erhält er Rückendeckung aus einer unerwarteten Richtung. Kann sich das Blatt für ihn noch einmal wenden?

Shootingstar Ryan Gosling wird von Film zu Film besser. Dem interessierten Cineasten fiel er im Streifen „Mord nach Plan“ (2002, org. Titel „Murder by Num8ers“) neben Sandra Bullock erstmals auf. Es folgten „State of Mind“ (2003, u. a. Mit Don Cheadle und Kevin Spacey), „Stay“ (2005, mit Ewan McGregor und Naomi Watts) und letztens „Blue Valentine“ (2010 mit Michelle Williams). Und – last not least – „Crazy, Stupid, Love“. In „Ides of March“ besticht er als Aufsteiger, der vom optimistischen Newcomer auf der politischen Bühne zum zynischen Erpresser wird. Eine ausgezeichnete Vorstellung des 31-jährigen Kanadiers. Man darf auf seinen nächsten Film „Drive“ gespannt sein.

(„Drive“ gewann bei den Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme für Beste Regie!)

Neben dem Sonnyboy Gosling konnte George Clooney Top-Schauspieler wie Paul Giamatti, Philip Seymour Hoffman und Marisa Tomei gewinnen. Er selbst spielt den ehrlichen, braven, guten Kandidaten. Außerdem schrieb er mit am Drehbuch und führte die Regie!

Der Film ist eine Adaption des Theaterstücks „Farragut North“ von Beau Willimon, das sehr erfolgreich auf amerikanischen Bühnen 2008 und 2009 aufgeführt wurde.

„The Ides of March“ ist der Beste Polit-Thriller der letzten Jahre. Auffallend die ruhige Kamera-Führung durch Phedon Papamichael, der schon die Filme „Identity“, „Das Streben nach Glück“, „Walk the Line“ and „Sideways“ fotografierte. Die Kamera verharrt auf den Gesichtern der Akteure, fängt ihre Regungen und ihre Mimik ein. Wir sehen die Personen, die abends in Nachrichten auftauchen und uns die Welt erklären wollen. Wunderbar!

Die Musik von Alexandre Desplat rundet das sehr gute Werk gelungen ab.

Unbedingt empfehlenswert!

 

5 ½ Sterne von 7
Rick Deckard

 

„The Ides of March“; USA (2011); 97 min; D: Ryan Gosling, George Clooney, Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood; M: Alexandre Desplat

Public Enemies

USA 1933: Der professionelle Bankräuber John Dillinger (Johnny Depp) ist dem Bureau Of Investigation (später wird daraus das FBI) schon länger ein Dorn im Auge. Schließlich erklärt der Leiter J. Edgar Hoover (Billy Crudup) Dillinger zum Staatsfeind Nr. 1. Nach einem weiteren Ausbruch setzt Hoover auf seinen Agenten Melvin Purvis (Christian Bale), der Dillinger und seine Gang endlich hinter Gitter bringen soll. Es wird ein harter Kampf für die Polizei, in der neue Methoden entwickelt werden um die Gangster endlich zu schnappen.

Michael Mann ein Regisseur mit keiner so großen Filmografie, wie man vielleicht denken könnte. Bekannt geworden ist er durch Filme wie „Der letzte Mohikaner“, „Heat“, „Insider“, „Ali“ oder „Miami Vice“. Besonders „Heat“ ist unbestritten eines seiner Meisterwerke! Mann erzählt in „Public Enemies“ die Geschichte des Gangster-Helden John Dillinger, die auf wahren Begebenheiten beruht. Dabei verwendet er, wie auch schon bei seinem Film „Collateral“, durchgehend die moderne HD-Technik. Die Entwicklung einer neuen Ästhetik des Looks ist dem Regisseur sehr gelungen. Diese ist notwendig geworden, da durch die allmähliche Ablösung vom Drehen auf echtem Filmmaterial auch der klassische „Film-Look“ (die Filmkörnung) verloren geht. Trotzdem gibt es einige Brüche im Film. Leider passen einige Bilder so rein gar nicht in das bildliche Konzept von Regisseur Mann und Kameramann Dante Spinotti („Heat“, „L.A. Confidential“, „Wonderboys“). Wackelige teils dokumentarisch-wirkende Bilder harmonieren nicht mit den sonst ruhigen und klaren Aufnahmen. So wird der Zuschauer immer wieder durch die bildliche Ebene aus der Geschichte herausgerissen bzw. aus der Zeit um 1933. Der Film wirkt plötzlich zu modern um in dieser Zeit spielen zu können und somit auch teilweise unglaubwürdig.

Sehr schön ist jedoch die wundervolle Lichtsetzung im Film gelungen sowie die aufwändige uns sehr realistische Ausstattung und Kostüm. Auch die Darsteller-Riege mit Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard und Stephen Graham kann sich sehen lassen. Sehr schade ist nur, dass in der deutschen Version die Synchronstimme von Bale eine andere ist als die gewohnte. Somit ist es nur sehr schwer sich daran zu gewöhnen.

Schade ist auch, dass der Film nie so richtig Fahrt aufnimmt. Es fehlt einfach ein Spannungsbogen und die nötige Tiefe in der Geschichte. Es ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen mit keinem durchgehenden Erzählstrang, der einen fesselt. Schauspielerisch ist es zwar von allen Beteiligten hervorragend gespielt, aber auch dort findet kein tieferes Eindringen in die jeweiligen Charaktere statt.

Immer wieder gibt es in Michael Manns „Public Enemies“ grandios-inszenierte Szenen wie Verfolgungsjagden und der Gefängnisausbruch. Dort merkt man, dass der Regisseur sein Handwerk versteht. Jedoch bleibt der Film letztendlich blass und kalt. Vielleicht ist es auch der hohe Anspruch den man an Mann stellt, der hier diesmal einfach nicht erfüllt werden kann.

 

„Public Enemies“; USA (2009); 140 min; D: Michael Mann; C: Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard; M: Elliot Goldenthal

 

 

2 von 7 Sternen

Alexander George