Brief einer Unbekannten
Lisa (gespielt von der bezaubernden Joan Fontaine) lebt als junges Mädchen mit ihrer verwitweten Mutter in Wien. Eines Tages zieht der junge Pianist Stefan Brand (Louis Jourdan) in die Wohnung über ihnen. Auf den ersten Blick verliebt sich die junge Lisa in Brand, und wird ihr Leben lang diesem Mann verfallen sein. Brand jedoch, in seiner ganzen, zwar höflichen und freundlichen, doch auch blasierten und selbstsüchtigen Art hat dies jedoch nie begriffen. Obwohl er mehrmals im Leben Lisa trifft und sogar mit ihr, wenn auch nur für kurze Zeit, zusammen ist.
All dies erfährt Stefan Brand durch einen Brief am Vorabend eines Duells, das er am nächsten Morgen führen muss. Eigentlich wollte er sich heimlich aus dem Staub machen, doch der Inhalt des Schreibens fesselt ihn so sehr, dass er darüber die Zeit und die Folgen daraus vergisst, bis der Morgen graut ……
1922 erschien Stefan Zweigs Novelle „Brief einer Unbekannten“ (das Entstehungsdatum ist nicht bekannt). Zweig (dessen bekanntestes Werk die „Schachnovelle“ ist), geboren 1881 in Wien, emigrierte vor den Nazis 1934 erst nach London, dann nach New York, und lebte seit 1940 mit seiner zweiten Frau Charlotte in Brasilien. Dort beging er 1942 Suizid, zusammen mit Charlotte. Mehr über Stefan Zweig und seine Zeit ist seinem Buch „Die Welt von Gestern“ zu entnehmen. Der dem Film zugrunde liegende Roman ist ein Kleinod der Weltliteratur.
Der Film aus dem Jahre 1948 unter der Regie des Deutschen Max Ophüls (1902 – 1957) besticht durch seine Werktreue, die ruhige und unaufgeregte Erzählweise, ohne jegliche Effekthascherei, und die hervorragenden Schauspieler. Gedreht wurde ausnahmslos in den Universal Studios in Kalifornien, unter der Mitwirkung von einer großen Anzahl von Schauspielern.
Das Werk steckt voller Emotionen, ist jedoch nie pathetisch. Man fühlt mit Lisa, kann aber auch Stefan Brand nicht wirklich böse sein. Sie sind wie sie sind. Eine große Geschichte, ein besonderer Film.
Unbedingt sehenswert. Ein Muss für Cineasten und für hoffnungslose Romantiker.
6 von 7 Sternen ★★★★★★
Rick Deckard
Titel: „Brief einer Unbekannten“ (org.: „Letter from an Unknown Woman“)
Herstellung: USA 1948
Länge: 86 Minuten
Regie: Max Ophüls
Darsteller: Joan Fontaine, Louis Jourdan, Mady Christians, Howard Freeman
Drehbuch: Howard Koch, mit Max Ophüls, nach einer Novelle von Stefan Zweig
Musik: Daniele Amfitheatrof
Kamera: Franz Planer (als: Frank Planer)
Schnitt: Ted J. Kent
(DVD erhältlich auf Zweitausendeins Edition und auf Arthouse Collection)