The Big Short

BIGSHORT_01_Plakate_Hauptplakat_A4RGBNiemand konnte im Jahr 2005 ahnen, dass zwei Jahre später eine riesige Immobilien-Blase an den Aktienmärkten geradezu explodieren und damit den Beginn der Weltwirtschaftskrise einläuten würde.

Als Folge dieses Ereignisses verloren Millionen von Amerikanern ihre Häuser, 6 Millionen Menschen büßten ihre Jobs ein, und letztlich brachen die großen Börsen zusammen, angefangen an der New Yorker Wall Street. Weltweit verloren Bürger ihre Ersparnisse, ihre Renten-Rücklagen und ihre Zuhause.

Niemand ahnte etwas?  Doch, zumindest einige clevere Amerikaner, die selbst Banker und Investment-Anleger waren, sahen diese Welle auf die Finanzmärkte zukommen. Selbstverständlich glaubte ihnen niemand, schon gar nicht die mächtigen Banken und Investment-Häuser.

So zum Beispiel der geniale Finanzexperte Burry (Christian Bale, Oscar-verdächtig!), der schließlich einen simplen und zugleich genialen Plan umsetzte: er spekulierte auf den Zusammenbruch des Immobilien-Marktes und wurde später dadurch ein schwerreicher Mann.

THE BIG SHORT

Ähnlich klug handelten dann noch der Deutsche Bank-Manager Jared Vennett (Ryan Gosling), gemeinsam mit Mark Baum (Steve Carell) und dessen Mitarbeitern. Und – last not least – der ehemalige Top-Investmentbanker Ben Rickert (Brad Pitt) gemeinsam mit zwei jungen aufstrebenden Self-made Investmentfonds-Inhabern. Sie alle sahen das Desaster kommen und beschlossen davon eiskalt zu profitieren und das bestehende Immobilien-Geschäft ad absurdum zu führen.

Der Film lässt mehrere Handlungsstränge nebeneinander laufen, ohne dass dies im Geringsten störend wirkt. Im Gegenteil, man versteht die Handlungen der Protagonisten sehr gut. Ryan Gosling spricht gelegentlich den Zuschauer direkt an, um komplizierte Vorgänge zu erläutern. Zusätzlich werden – wie in einer Dokumentation – prominente Stars wie Selena Gomez und Margot Robbie eingeblendet, die dem Zuschauer verzwickte Bank- und Börsenprozesse populär-wissenschaftlich darlegen.

Man gewinnt im Laufe des Films den Eindruck, keine Geschichte zu erleben, sondern einer Dokumentation zu folgen. Und obwohl wir alle wissen, wie diese Geschehnisse endeten, bleibt es überaus spannend und dabei sehr unterhaltend. Natürlich dank des über alle Maßen namhaften Casts, komplettiert von Marisa Tomei als besorgte Ehefrau von Mark Baum.

Der Film, eine Lehrstunde über Kapitalismus, besticht durch pointierte Dialoge und wartet mit einer Aneinanderreihung von wunderbaren Szenen auf. Zum Beispiel Steve Carell bei der Rating Agentur und in der Oben-Ohne-Bar. Köstlich.

Dazwischen gibt es heitere Momente, zum Lachen und zum Schmunzeln, und gelegentlich nickt man zustimmend mit dem Kopf. Wenn es um die Art und Weise geht, wie Banken ihre Geschäfte abwickeln und letztlich nur den Normal-Bürger und -Steuerzahler „über den Tisch ziehen“.

Eine knallharte Studie, die jeder, der dem Kapitalismus und dem heutigen Bankensystem kritisch gegenübersteht, sich in Ruhe ansehen sollte.

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Eine der schönsten Szenen des Films: als Bury diesen neuen Fonds bei Goldman Sachs abschließt und gleichzeitig verlangt, die Bank solle eine Versicherung abschließen, die bestätigt, dass er auf jeden Fall seinen Gewinn  am Ende der Krise erhält, sollte er Recht behalten; nur für den Fall, dass Goldman Sachs in Insolvenz ginge. Die Mitarbeiter der Bank können sich vor Lachen überhaupt nicht beruhigen. Doch Bury meint es ernst und besteht darauf. Und so kam es dann: ihm wurden insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar überwiesen.

Der Regisseur Adam McKay, der bisher eher durch Komödien glänzte und auch keine lange Erfahrung vorweisen kann, hat es geschafft, einen sehr trockenen Stoff in einen hochinteressanten Film zu verwandeln. Grundlage ist das sehr erfolgreiche Sachbuch von Michael Lewis gleichen Titels.

Mit Barry Ackroyd wurde ein kompetenter Kameramann verpflichtet: „The Hurt Locker“, „Flug 93“, „Captain Phillips“ und „The Wind that Shakes the Barley“, um nur einige zu nennen.

Der Film erhielt fünf Oscar-Nominierungen, u. a. als „Best Motion Picture of the Year“, für Christian Bale (Best Actor in a Supporting Role) und für den Schnitt von Hank Corwin (u.a. „Natural Born Killers“). The Producers Guild of America kürte den Streifen zum „Best Film of 2015“. Weitere Preise folgten bereits.

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Der zweite große Film zur Weltwirtschaftskrise beginnend 2007 nach „Margin Call“ (2011).  Eine treffende Dokumentation als Farce.

Und zum Ende hin leistet sich Regisseur McKay noch einen netten Gag, der aber natürlich nicht verraten wird.

Zum Schluss ein Zitat von Bernie Sanders, Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei der USA:  „Who are we kidding? The business model of Wall Street is fraud.”

 

5 1/2 von 7 Sternen  ★★★★★

Rick Deckard

 

Titel: „The Big Short“
Herstellung: USA 2015
Länge: 2h 10min
FSK: 6
Regie: Adam McKay
Darsteller: Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling, Brad Pitt, Marisa Tomei, u.v.a.
Drehbuch: Charles Randolph and Adam McKay, basierend auf dem Buch von Michael Lewis
Musik: Nicholas Britell
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: Hank Corwin

 

The Revenant

Leonardo DiCaprio

Um es gleich vorweg zu nehmen: „The Revenant“ ist ein filmisches Meisterwerk. Es ist eine große Leistung vom Ausnahme-Regisseur Alejandro González Iñárritu ein so imposantes, bildgewaltiges Werk (mit eigentlich simpler Story, deswegen erzählen wir hier auch nichts weiter dazu) so künstlerisch aufzubereiten und dann auch noch einen so hochkarätigen Schauspieler wie Leonardo DiCaprio für die Hauptrolle zu besetzen. DiCaprio hat ja nun schon sehr oft bewiesen hat, dass er in die oberste Riege der Topdarsteller Hollywoods gehört. Diesmal also vielleicht endlich der verdiente Oscar für seine Darstellung? Im Film spricht er kaum, dafür sieht man ihn physisch und psychisch leiden und zwar extrem! Wie körperlich anstrengend die Dreharbeiten gewesen sein müssen, ist auf jeden Fall sichtbar. Aber auch Domhnall Gleeson, der einen größeren Bekanntheitsgrad durch „Alles eine Frage der Zeit“, „Ex-Machina“ und „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ erreichte ist ein großartiger Schauspieler. Nicht zu vergessen: Tom Hardy, ein sehr vielseitiger Schauspieler, den man oft gar nicht wiedererkennt in seinen Filmen.

Man hörte bereits von den schwierigen Dreharbeiten: die Darsteller mussten bei eisigen Temperaturen drehen, aufgrund von ausbleibendem Schnee musste der Drehort öfter gewechselt werden. Man wollte erst in den USA filmen, dann ging man nach Kanada und weiter nach  Chile & Argentinien. Dadurch verlängerte sich die Drehzeit von 6 auf 9 Monate. Iñárritu soll seinen Darstellern sehr viel abverlangt haben. Es gab viel Kritik innerhalb des Filmteams, einige verließen gar das Set. Er drehte übrigens in chronologischer Reihenfolge.

Landscape„The Revenant“ ist ein packendes und perfekt inszeniertes Survival-Drama, technisch auf höchstem Niveau! Leonardo DiCaprio spielt brillant, er bringt in dieser wortkargen Rolle trotzdem so viele Emotionen durch seine Mimik herüber, die jeder Zuschauer spüren kann. Die Kamerafahrten sind Oscar-reif. An mancher Stelle fragt man sich wie das Team das wohl gemacht hat. Der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubezki wurde schon 2014 & 2015 mit dem Oscar geehrt für seine grandiosen Leistungen bei „Gravity“ und Iñárritus vorletztem Film „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“. Aber auch bei  „Children of Men“ und einigen Terrence Malick Filmen („The Tree of Life“, „To the Wonder“ und „Knight of Cups“) beeindruckte er die Fachpresse mit seiner Arbeit.

Die Effekte sind unglaublich, natürlich allen voran die Szene mit dem Angriff des Bären ist zu erwähnen, die packend und genial gemacht ist. Die wunderschöne, melancholische Musik unterstreicht perfekt die malerischen Bilder. Es wurde nur natürliches Licht verwendet, wie es zum Beispiel schon Stanley Kubrick bei „Barry Lyndon“ tat. Dieses Verfahren spiegelt sich auch in den Bildern wieder. Es sind unzählige atemberaubende Landschaftsaufnahmen mit dabei. Hervorzuheben ist auch der Schnitt von Oscarpreisträger Stephen Mirrione (für „Traffic“). Er klammert Traumsequenzen nahtlos in die Story des Films ein.

Domhnall Gleeson

Es gibt aber auch Kritik an dem Film. Die Story ist wirklich mehr als simpel gestrickt. Eigentlich ist es ein einfacher Überlebens/Rache-Film ohne Tiefgang. Auch ist er sehr vorhersehbar. „The Revenant“ ist außerdem überaus brutal, da könnte man selbst über eine Freigabe ab 18 Jahren nachdenken. Sicherlich trägt das zur Realistik der Story bei. Die Epoche zu Beginn des 19. Jahrhunderts war auch sicherlich genauso hart und brutal wie sie dargestellt wird. Aber stellenweise steht die Brutalität zu sehr im Fokus des Geschehens. Für Zartbesaitete ist dieser Film sowieso nicht zu empfehlen. Nach unserer Recherche durchlitt DiCaprio ja allerhand für die Rolle. Er hat sogar als Vegetarier Fleisch für den Film gegessen (natürlich freiwillig) und sich in echte Tier-Kadaver gelegt. Auf Tierschützer-Seite wird man sich fragen müssen inwieweit „No Animal Was Harmed in Making of this Movie“ (das taucht in den Credits jedoch nicht auf) eingehalten wurde? Laut Medienberichten mussten sich die Darsteller mit dem Häuten von Bibern als Vorbereitung auf Ihre Rollen beschäftigen. Neben den vielen Szenen in denen Tiere sterben, gibt es auch einige Szenen in den nicht gerade pfleglich mit Pferden umgegangen wird (Reitszenen etc.). Filmkunst hin oder her, aber müssen auf Kosten der Tiere so viele Opfer gebracht werden? Nein das muss nun wirklich nicht sein.

Leonardo DiCaprio + Melaw Nakehk'o

Ohne Frage „The Revenant“ ist ein großes Werk von einem großen Regisseur, der schon mit „Babel“, „Biutifil“ oder „Birdman“ sein Talent unter Beweis stellen konnte. Der Film ist aus technischer und künstlerischer Sicht ein Meisterwerk. Das täuscht dann über die leider schwache Story hinweg.

Die Frage lautet wie weit darf man bei dem Dreh eines Filmes gehen? Menschen haben ja die freie Wahl ob Sie das Set verlassen möchten, Tiere jedoch nicht.

 

 

Titel: „The Revenant – Der Rückkehrer“ (org.: „The Revenant“)
Herstellung: USA 2015
Länge: 156 Minuten
FSK: 16
Regie: Alejandro González Iñárritu
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Forrest Goodluck
Drehbuch: Mark L. Smith, Alejandro González Iñárritu
Musik: Bryce Dessner, Alva Noto, Ryūichi Sakamoto
Kamera: Emmanuel Lubezki
Schnitt: Stephen Mirrione

 

4 ½ von 7 Sternen

Alexander George

Interstellar

Die Welt-Ernährung steht in der 2. Hälfte des 21. Jahrhunderts vor riesigen Problemen. Missernte folgt auf Missernte, Sandstürme verwüsten das Land und das Getreide, Monokulturen entstehen, Menschen hungern. Die Naturkatastrophen sind nicht zu beeinflussen. Und die Mächtigen suchen nach Lösungen.

Der ehemalige NASA-Pilot Cooper (Matthew McConaughey), dessen Karriere mit einem Absturz jäh endete, lebt und arbeitet mit seinen beiden Kindern und seinem Schwiegervater Donald (John Lithgow) auf dem Lande als Farmer und baut Mais an. Seine hochintelligente Tochter Murph (tatsächlich benannt nach „Murphy’s Law“ – „was möglich ist passiert auch“!) (gespielt von Mackenzie Foy als 10jährige, von Jessica Chastain und Ellen Burstyn) beobachtet derweil seltsame Phänomene in ihrem Zimmer. Sie bleiben sowohl der Familie als auch dem Zuschauer ein Rätsel. Aber der liebevolle Vater spornt seine Tochter an, sich ernsthaft und sinnvoll mit diesen „Erscheinungen“ auseinander zu setzten.

Der Film nimmt sich viel Zeit die Geschichte zu entwickeln, die dann plötzlich doch „Fahrt aufnimmt“ und das eigentliche Abenteuer beginnt. Jedes weitere Detail würde dem künftigen Zuschauer die Freude an der Entwicklung der Story nehmen. Nur so viel: Cooper und seine Crew mit Brand (Anne Hathaway), Doyle (Wes Bentley) und anderen bricht auf, um einen neuen Planeten für die Menschheit zu suchen. Geleitet wird das Projekt von Professor Brand (Michael Caine). Die Star-Riege wird komplettiert mit Topher Grace, Casey Affleck und Matt Damon!

Das Buch ist nicht nach dem „normalen“ Strickmuster für diese Art von SF gewebt. Viele überraschende Wendungen machen den Film spannend, interessant. Glückwunsch an Regisseur und Drehsuchschreiber Christopher Nolan, der das Buch gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Jonathan Nolan verfasste.

Vielleicht hat dieser sehr gute Film nicht das ganz große Format des Stanley Kubrick-Klassikers „2001 – A Space Odyssey“. Aber er kommt ihm zumindest nahe. Mit – natürlich – inzwischen viel besserer Technik, mit gewaltiger Musik (vom Meister Hans Zimmer!), und einer geniale Geschichte. In der alles, aber auch wirklich alles erklärt wird, was der Zuschauer vorher gesehen und erlebt hat. Jede dramaturgische Wendung im Film wird zum Ende überraschender Weise beantwortet und erklärt. Alles ist nun logisch und einleuchtend. Ein sehr gute Kameraführung durch Hoyte Van Hoytema („The Fighter“ und „Tinker Tailor Soldier Spy“). Van Hoytema wird auch die Kamera im neuen James Bond-Abenteuer „Spectre“ übernehmen.

Ein großer Unterschied zu „2001“: in „Interstellar“ wird uns ein wirkliches Ende präsentiert. Dies lässt eine gewisse Befriedigung zurück. Auch wenn die Spielfilm-Länge eine Herausforderung an den Zuschauer darstellt, so hätte keine Minute, keine Szene fehlen dürfen.

Unbedingt sehenswert! Für den Autor der Film des Jahres 2014.

 

6 von 7 Sternen ★★★★★★

Rick Deckard

 

Titel: „Interstellar“

Herstellung: USA 2014

Länge: 169 Minuten

Regie: Christopher Nolan

Darsteller: Matthew McConaughey, Jessica Chastain, Anne Hathaway, Ellen Burstyn, John Lithgow, Wes Bentley, Michael Caine, Topher Grace, Matt Damon

Drehbuch: Jonathan und Christopher Nolan

Musik: Hans Zimmer

Kamera: Hoyte Van Hoytema

Schnitt: Lee Smith

American Hustle

Es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn man nach 140 Minuten die „Credits“ eines Films liest und sich dabei wünscht er möge noch weitergehen. So geschehen hier! Aber die Geschichte war erzählt und am Ende, und so sollte man sich von den porträtierten Menschen verabschieden und sie in guter Erinnerung behalten.

Die Story: Irving Rosenfeld (Christian Bale) und Sydney Prosser (Amy Adams) sind ein recht erfolgreiches Gaunerpärchen und ein Liebespaar. Obwohl Irving verheiratet ist mit Rosalyn (Jennifer Lawrence) und er den von ihm adoptierten Sohn über alles liebt. Eines Tages jedoch fliegt ihre Masche der „unseriösen“ Kreditvermittlung auf und das FBI verhaftet die beiden. Aber FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) hat da so eine Idee ….

‚American Hustle‘ ist wahrlich kein Thriller, eher eine Krimi-Komödie, mit vielen sehr amüsanten und komischen Dialogen und Szenen. Er spielt in einer Liga mit z. B. „American Beauty“, und der gewann 2000 5 Oscars, u. a. als bester Film! In diesem Jahr wird sich das Werk von Regisseur David O. Russel („Silver Linings“, „The Fighter“) an einer Konkurrenz wie „12 Years a Slave“ und „Gravität“ messen lassen müssen.

Hier spielt ein Schauspieler-Ensemble für uns eine spannende, überraschende und herrlich verdrehte Geschichte. Angeführt von den beiden erstgenannten, sehen wir Bradley Cooper als engagierten und übereifrigen FBI-Agenten, Jennifer Lawrence in einer oscar-reifen Vorstellung und nicht zu vergessen Jeremy Renner als (bestechlicher?) Politiker und Bürgermeister Carmine Polito! Es ist in der Tat ein Hochgenuss diesen Akteuren zuzuschauen. Und nach ungefähr der Hälfte des Streifens erleben wir den Cameo-Auftritt eines Superstars, dessen Name hier nicht verraten werden soll.

Es stimmt einfach alles: angefangen mit dem sehr guten Script, der Ausstattung, den Kostümen (70er Jahre!), dem Make-up (man beachte die Frisuren der Akteure!, insbesondere die erste Szene mit Mr. Bale aka Rosenfeld). Kamera und Schnitt sind tadellos. Und die absolute Krönung ist die tolle Musik (Profi Danny Elfman).

David O. Russel hat einen Film mit hohem Unterhaltungswert geschaffen. Und das ist es doch schlussendlich, was wir im Kino am liebsten sehen. Es macht einfach Spaß zuzuschauen wie Christian Bale (der sich über 20 kg anfutterte und uns ein beachtliches Bäuchlein zeigt) durch die Szenen „stapft“, aber immer mit einer gewissen Würde und Aufrichtigkeit, wenn man dieses Wort im Zusammenhang mit einem Klein-Ganoven verwenden darf? Diese Rolle ist seine beste Arbeit seit „The Fighter“ (2010).

Amy Adams ist ganz bezaubernd. Eine gute Leistung von ihr, belohnt mit einer Oscar-Nominierung, wie sie wunderschön und in tollem Outfit viel Bein, Busen und Po zeigt! Sie bringt ihren ganzen Körper ein, bringt ihn zur Geltung, aber erwartet dafür keinen tosenden Applaus. Gerissen und verführerisch erscheint sie dem Zuschauer!

Ebenso wissen Bradley Cooper und Jennifer Lawrence wirklich zu überzeugen.

Ein wunderbares Werk, dessen Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Das Wort „Meisterwerk“ wird auf ‚Filmsicht‘ selten verwendet. Aber in diesem Fall ist es einmal angebracht.

Nicht verpassen.

6 Sterne von 7 ★★★★★★

Rick Deckard

 

Titel: „American Hustle“

Herstellung: USA 2013

Länge: 138 Minuten

Regie: David O. Russell

Darsteller: Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jeremy Renner, Jennifer Lawrence, u.v.a.

Drehbuch: Eric Warren Singer und David O. Russell

Musik: Danny Elfman

Kamera: Linus Sandgren

Schnitt: Alan Baumgarten, Jay Cassidy, Crispin Struthers

Auszeichnungen: 3 Golden Globes (insgesamt 7 Nominierungen)

Nominiert für 10 Oscars

PS: Liebe Hollywood-Bosse, bitte kein „American Hustle 2“!

Der große Gatsby

Kritik von Rick Deckard

In 1925 schrieb der Autor F. Scott Fitzgerald den gesellschaftskritischen Roman „The Great Gatsby“. Er hielt der reichen amerikanischen Klasse den Spiegel vor: dem gierigen Verlangen nach Reichtum und Macht, sowie dem ständigen ausschweifenden, zügellosen Leben auf Parties, in Clubs, Casinos und bei Ausflügen. Und damit einhergehend die Verachtung der Grundsätze eines humanen und sozialem Miteinanders, wenn Moral und Mitmenschlichkeit mit Füssen getreten werden. Und es ist in gewisser Weise die Abrechnung mit dem amerikanischen Traum und dem verfassungsmäßig verbrieftem Recht auf Streben nach Glück.

Heute ist das Werk, mit seiner präzisen, vitalen Beschreibung der „Goldenen 20er Jahre“ eine große amerikanische Novelle und im Lehrplan jeder amerikanischen Schule zu finden.

Schon dreimal wurde das Buch verfilmt: zuerst 1926 (!) (als Stummfilm), dann nach dem 2. Weltkrieg 1949 und zuletzt 1974 (mit Robert Redford und Mia Farrow). Letzterer war nicht nur in den US-Kinos, sondern auch weltweit ein Kassenschlager. Allein im ersten Jahr spielte die Verfilmung (mit einem Kosten-Budget von rund 6,5 mio $) ein Ergebnis von 26,5 mio $ ein! Die eleganten Kostüme entzündeten in der gesamten westlichen Welt einen Kauf-Run auf ähnliche Kleider und Anzüge. Das Setting war grandios, und doch kam der Film merkwürdig ruhig, gediegen, fast ein wenig behäbig daher. Trotzdem – die Zuschauer waren begeistert.

(Außerdem gibt es eine TV-Produktion aus dem Jahr 2000 (mit Toby Stephens und Mira Sorvino).)

Nun hat sich Baz Luhrmann dieser Aufgabe gewidmet. Er konnte bereits mit gelungenen Streifen wie „Romeo und Julia“ (mit Leonardo DiCaprio), „Moulin Rouge“, und „Australia“ brillieren.

Und die Darsteller? In der Titelrolle glänzt (wie immer) Leonardo DiCaprio, daneben Carey Mulligan (als Daisy Buchanan), Joel Edgerton (als ihr Ehemann Tom) und Tobey Maguire (als Nick Carraway, Daisys Cousin und gleichzeitig Nachbar von Gatsby). Aus der Sicht von Carraway wird die Geschichte, genau wie in der Romanvorlage, erzählt.

Luhrmann ist gelungen, das Werk und die damit verbundene Absicht der Sozialkritik Fitzgeralds in bunte, poppige Bilder umzusetzen. Begleitet werden diese von aktuellen Pop-/Rock-Songs unserer Tage. Ein überraschende, aber durchaus gelungene Mischung. Mit Simon Duggan wusste Luhrmann einen erfahrenen Kameramann an seiner Seite („I, Robot“, „Stirb Langsam 4.0“). Diese überbordenden Partyszene, der Pomp und Prunk, der gezeigt wird, ein Leben von reichen und sehr reichen Menschen, die nur das Vergnügen und den Genuss am essen, trinken, tanzen und flirten im Sinn zu haben scheinen. Rätselhaft bleibt bis heute wie Fitzgerald Mitte der 20 Jahre das Ende all dessen und die große Rezension nach dem ‚Schwarzen Donnerstag‘ am 24. Oktober 1929 und dem dann folgenden Börsen-Crash, der letztlich tragischerweise u. a. dazu beitrug, dass ein Diktator und Schlächter wie Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kommen konnte, vorausahnen konnte. Eine schreckliche Wendung in unserer kürzeren Geschichte.

Ein wundervolle Unterhaltung (142Min; der Film 1974 war 144 min lang?!!), eine geglückte Werkschau. Well done, Mr. Luhrmann.

5 ½ Sterne von 7

Rick Deckard

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Kritik von Alexander George

Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio) ist schwer-Reich und feiert prächtige Partys. Sein Nachbar Nick Carraway (Tobey Maguire) ist fasziniert von ihm. Als er ihn kennenlernt bittet Jay Nick um einen Gefallen, er möchte dessen Cousine Daisy (Carey Mulligan) treffen. Doch Nick ahnt nicht was dieses Treffen für Folgen haben wird…

„Der große Gatsby“ ist ein sehr berühmter Roman und einer der bedeutendsten Werke der amerikanischen Moderne. Vielfach wurde er schon verfilmt, die letzte mit Robert Redford aus dem Jahr 1974. Nun wagte sich also auch Regisseur Baz Luhrmann an den Stoff von Fitzgerald. Luhrmann der schon einige Glamour-Filme à la „Moulin Rouge“ und auch eine moderne Version von „Romeo und Julia“ präsentierte, hat auch mit „Der große Gatsby“ einen glamourösen und sehr pompösen Film erschaffen. Der Film eröffnete die 66. Internationalen Filmfestspiele von Cannes am 15. Mai 2013.

„Der große Gatsby“ zeigt uns eine Glitzerwelt der 20er Jahre mit moderner Musik, New York im fast kompletten CGI-Gewand (man sieht übrigens deutlich, dass New York größtenteils aus dem Computer kommt), übertriebenen Kamerafahrten (auch digital) und sehr viel Effekthascherei. Übrig bleibt eine dünne Story und zum Trost zwei gute darstellerische Leistungen von Tobey Maguire und natürlich dem renommierten Leonardo DiCaprio.

Das ganze Spektakel dreht sich zuerst um das Mysterium Gatsby und es dauert eine ganze Weile bis Leo endlich in Erscheinung tritt. Danach verkommt die Geschichte immer mehr zu einem reinen Liebesfilm, der vor Kitsch nur so strotzt. Zum Schluss kann man die Worte: „Alter Knabe“ bestimmt nicht mehr hören, die Gatsby immer wieder verwendet.

Schade, denn die Idee von Luhrmann einen alten Klassiker auf moderne Weise zu präsentieren mag sicherlich gut sein. Doch leider geht das gründlich schief. Wer sich gerne durch eine fantastische „Bilder-Märchen-Welt“ führen lassen möchte und auch nichts gegen Kitsch und Glamour hat, der wird vielleicht Gefallen am neuen Gatsby–Film finden. Alle anderen werden froh sein, wenn die fast 2 ½ Stunden endlich vorbei sind.

1 von 7 Sternen

Alexander George

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Titel: „Der große Gatsby“ (Org.Titel: „The Great Gatsby“)

Herstellung: USA 2013

Länge: 142 Min.

Regie: Baz Luhrmann

Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton, Amitabh Bachchan

Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce

Musik: Craig Armstrong

Kamera: Simon Duggan

Schnitt: MattVilla, Jason Ballantine, Jonathan Redmond

Only God Forgives

Julian (Ryan Gosling) lebt mit seinem Bruder Billy (Tom Burke) in Bangkok und betreibt zusammen mit ihm einen Thai-Box-Club mit zwielichtigen Geschäften. Als Billy ermordet wird reist ihre Mutter Jenna (Kristin Scott Thomas) von England an. Sie fordert Julian auf sofort Rache für seinen Bruder zu nehmen…

Nicolas Winding Refns holte nach seinem Erfolg „Drive“ wieder den smarten Ryan Gosling mit an Bord. „Only God Forgives“ ist „Drive“ sehr ähnlich, gerade was die Inszenierung betrifft gibt es viele Wiedererkennungswerte. Doch dieser Film wird sein Publikum spalten. Zum einen muss man ein ganz klares Lob an die wundervoll durchgestylten Bilder aussprechen. Die Kameraeinstellungen, die pulsierende Musik (wieder von Cliff Martinez wie auch schon bei „Drive“), die rot-blau gehaltene Farbgebung, der Schnitt, die Szenerie, all dies lässt einen Staunen und tief eintauchen in die Atmosphäre des Films.

Doch leider funktioniert „Only God Forgives“ (und ja auch das, trotz des wunderbaren Ryan Goslings) ganz und gar nicht. Er steigert mit zunehmender Minute seine Brutalität ins Extreme. Dass der Film in Deutschland ab 16 freigegeben wurde, ist deshalb völlig inakzeptabel. Um wieder den Vergleich mit „Drive“ aufzunehmen, der die FSK 18 Freigabe bekommen hat und entweder gleich oder sogar weniger brutal als „Only God Forgives“ ist. Der Grundsatz lautet (zumindest für mich) wenn die Brutalität zur Geschichte passt ist sie auch angebracht, aber hier dient sie nur zur Provokation und ist maßlos übertrieben. Selbst mein Freund Rick musste im Kino seine Augen für wenige Szenen schließen und er ist kein softer Kerl.

Auch wirkt die Story an den Haaren herbeigezogen und auch nicht wirklich in sich logisch. Die Dialoge sind bewusst in ihrer Anzahl sehr begrenzt gehalten. Oft werden Sie auch nur mit den wunderbaren Klängen des Soundtracks unterlegt und man hört nicht was gesprochen wird. Aber wenn man dann doch mal mithören darf, sind die Dialoge sehr schlicht gehalten und stellenweise sogar sinnentleert.

Schade, denn Nicolas Winding Refn hätte durch seine exzellenten Inszenierungskünste das Potenzial zu einem Kultfilm mit „Only God Forgives“ gehabt. Doch die dünne Story (die unrealistische Vorgehensweise der thailändischen Polizei lassen wir dabei mal unbeachtet) und die zu starke Brutalität zerstören die guten Ansätze des Films komplett. Da können weder Gosling noch die hervorragenden Bilder etwas retten.

P.S. Im Übrigen sollte die FSK vielleicht mal überdenken (neben der zu laschen Freigabe dieses Filmes) sehr brutale Filme im Allgemeinen mit kleinen Warnungen (wie in den USA üblich) an entsprechender Stelle (z.B. auf Plakaten) zu versehen. Wir sind nicht für Verbote, aber für den Schutz vor Gewalt von Jugendlichen und Kindern!

 

1,5 von 7 Sternen

Alexander George

 

Titel: „Only God Forgives“

Herstellung: Frankreich, Dänemark 2013

Länge: 89 Min.

Regie: Nicolas Winding Refn

Darsteller: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm, Ratha Phongam, Tom Burke

Drehbuch: Nicolas Winding Refn

Musik: Cliff Martinez & Gregory Tripi

Kamera: Larry Smith

Schnitt: Matthew Newman

Gangster Squad

Los Angeles, die Stadt der Engel, in den 40ern. Der II. Weltkrieg ist zu Ende.

In einer Szene sitzen Sergeant John O’Mara (Josh Brolin) und Sergeant Jerry Wooters (Ryan Gosling) auf der Veranda von O’Maras Haus. Sie trinken Whiskey. Hinter ihnen ist die Hauswand von Einschüssen übersät, die Fenster sind zerborsten. Um sie herum, im nächtlichen winterlichen L.A., ist alles ruhig, und – man könnte meinen – friedlich. Eine der schönsten Szenen des Films. Und auch eine Schlüsselszene. Denn in dieser Nacht vor diesem Haus wird entschieden, wie der Kampf gegen die organisierte Kriminalität in LA weitergehen soll.

Erzählt wird die (wahre) Geschichte einer geheimen Polizei-Einheit, die gegründet wurde, um mit „unkonventionellen“ Methoden mit dem ‚Mob‘ aufzuräumen, die Gangster mit mafiösen Strukturen zur Strecke zu bringen. Offiziell hat diese Truppe nie existiert. Sie wurde von dem wackeren unbestechlichen Polizei-Präsidenten Los Angeles‘ Bill Parker (Nick Nolte) ins Leben gerufen. Das Ziel: die Verbrecher mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen.

Der ex-Boxer Mickey Cohen, Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, aus New York, hat sich vorgenommen, die Stadt in seine Gewalt zu bekommen. Leute, die sich ihm bei diesem Vorhaben in den Weg stellen oder nicht nach „seiner Pfeife tanzen“ wollen, die zerreißt es dann schon mal, im wahrsten Sinne des Wortes! Drogenhandel, Prostitution, Glücksspiel, Alkohol-Handel bis hin zu den Verbindungsstellen des Telegraphennetzes, all dies gehört zu Mickey Cohens Einfluss. Polizisten, Staatsanwälte und Richter werden eingeschüchtert oder bestochen.

Der Film von Regisseur Ruben Fleischer mit dem Drehbuch von Will Beall (nach dem Buch „Gangster Squad“ von Paul Lieberman, nach Tatsachen geschrieben) bietet gute Unterhaltung, Spannung, ohne je langweilig zu werden. Jedoch konnte Fleischer keine Film-Noir-Atmosphäre erzeugen. Ein wenig im Stil von „L.A. Confidential“ inszeniert, kann er doch nicht an dessen Klasse heranreichen.

Beeindruckend jedoch die Riege der aufgebotenen Stars: Sean Penn, Josh Brolin, Ryan Gosling, Giovanni Ribisi, Michael Peña und Emma Stone, um nur einige zu nennen. Doch nie kann der Streifen gänzlich überzeugen, zu glatt wird die Story heruntergespielt. Etwas Sympathie entwickelt der Zuschauer lediglich mit dem bereits genannten Sgt. Wooters. Josh Brolin hingegen in der Rolle des Team-Leiters Sgt. O’Mara, der sogar um das Leben seiner Familie fürchten muss, bleibt seltsam blass.

An der Kameraführung gibt es aber rein gar nichts auszusetzen. An der Kamera stand der Routinier Dion Beebe, der für „Die Geisha“ 2006 einen Oscar erhielt! Er war auch Kameramann bei „Collateral“ mit Tom Cruise und Jamie Foxx (2004).

Vieles gefällt auch an dem Film, aber die hohen Erwartungen, die man haben musste, genährt durch die interessante wahre Story, die Besetzung und den Drehort Los Angeles wurden nicht erfüllt. Vielleicht einfach zu viel Kugelhagel? Und die Geschichte wird recht unkritisch dargeboten. Trotzdem sehenswert.

5 ½ Sterne von 7


Rick Deckard

Titel: „Gangster Squad“ (Org.Titel: „Gangster Squad“)

Herstellung: USA 2013

Länge: 113 Min.

Regie: Ruben Fleischer

Darsteller: Sean Penn, Josh Brolin, Ryan Gosling, Emma Stone, Nick Nolte, Robert Patrick, Michael Peña, Giovanni Ribisi, u.v.a.

Drehbuch: Will Beall

Musik: Steve Jablonsky

Kamera: Dion Beebe

Schnitt: Alan Baumgarten u. James Herbert

Side Effects

Steven Soderbergh (vor mehreren Wochen gerade 50 geworden) hat wieder einmal angekündigt, dass er dem Kino-Geschäft den Rücken kehren wird. Am 12.02.2013 präsentierte er im Berlinale Palast seinen neuen und wohl vorerst letzten Film „Side Effects“. Auf der Bühne sagte Soderbergh nach dem Film, dass er gerne nach Berlin kommt und auf der Berlinale öfter als auf anderen Festivals vertreten war. Das nächste Mal wird er jedoch nur als Gast da sein, ließ er verlauten. Ein klare Ansage also? Abwarten! Wir hoffen er kehrt dann doch noch einmal zurück! Er hatte ja schon einmal seinen „Rücktritt“ angekündigt. In Manhattan hat er ein Atelier, in dem er sich nun dem Malen widmen möchte.

„Side Effects“, der im Wettbewerb der Berlinale lief, behandelt gleich mehrere Themen. Es werden die Machenschaften und die Vorgehensweise der Pharmaindustrie und die Integration von Ärzten in das „Gesundheitssystem“ gezeigt. Dann wird die Geschichte von Emily Taylor (Rooney Mara) und die des Psychiaters Dr. Jonathan Banks (Jude Law) erzählt. Wie Soderbergh selbst sagte, besteht „Side Effects“ aus „Film A, Film B und Film C“.

Der Alleskönner Steven Soderbergh hat es wieder einmal geschafft, diesmal hat er einen Thriller gedreht. Der Film wartet mit sehr überzeugenden Schauspielern, grandiosen Kameraeinstellungen und einem pulsierendem Soundtrack (der von Thomas Newsman stammt) auf. Auch die Handschrift des Regisseurs ist z.B. durch die eingefärbten Bilder klar erkennbar. Es gibt einige überraschende Wendungen im Film. Die Kritik an der Pharmaindustrie wird sehr schön im ersten Teil herausgearbeitet. Insgesamt muss man aber sagen, dass der Film seine Brillianz leider nicht gänzlich bis zum Schluss durchhalten kann. Er beginnt sehr stark, es gibt wundervolle Szenen die nur mit Musik ohne Atmo versehen sind. Später fehlen diese leider etwas im Film! Vielleicht tut dem Film aber die vielen Wendungen nicht allzu gut. Trotzdem, die positiven Aspekte die der Film zu bieten hat überwiegen. Jude Law zeigt eine seiner besten Leistungen und auch Rooney Mara spielt hervorragend. Channing Tatum (der schon in Soderberghs „Magic Mike“ und „Haywire“ mitspielte) sowie Catherine Zeta-Jones spielen ihre Rollen ebenfalls sehr gut.

Steven Soderbergh hat einen spannenden, hochwertigen und kunstvollen Film gedreht. Er überzeugt durch seine solide Machart und seine Darsteller. Die Story ist ordentlich mit kleinen Abstrichen. Hoffentlich war es nicht sein letzter Film!

5 von 7 Sternen

Alexander George

„Side Effects“; USA 2013; 106 Min; Regie: Steven Soderbergh; Darsteller: Jude Law, Rooney, Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum; Drehbuch: Scott Z. Burns; Musik: Thomas Newman; Kamera: Peter Andrews; Schnitt: Mary Ann Bernard

Lola gegen den Rest der Welt

Lola (Greta Gerwig) ist Ende zwanzig und steckt mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen. Doch plötzlich verlässt ihr Verlobter Luke (Joel Kinnaman) sie völlig unerwartet. Lola fällt in ein tiefes Loch und beginnt mit exzessivem feiern und trinken. Sie durchlebt ein emotionales Durcheinander. Unterstützung in dieser schwierigen Phase ihres Lebens erhält sie durch ihre Eltern Robin (Debra Winger) und Lenny (Bill Pullman) und durch Henry (Hamish Linklater), den besten Freund ihres Ex.

Hauptplakat

„Lola gegen den Rest der Welt“ ist kein Liebes-Komödien-Film wie man ihn schon unzählige Male aus Hollywood gesehen hat. Er bietet etwas mehr als das. Die Rolle der Lola (von Greta Gerwig verkörpert) ist hervorragend besetzt worden und ist für den Film ganz klar ein Mehrwert. Greta Gerwig ist unter anderem bekannt aus dem Film „Greenberg“ oder auch aus „To Rome With Love“, dort als Freundin von Jack (Jesse Eisenberg). Toll besetzt ist auch die (Neben-)rolle des Vaters, der von Bill Pullman gespielt wird. „Lola gegen den Rest der Welt“ versucht den Spagat zwischen intellektuellen und komödiantischen Szenen. Leider rutsch er vom Niveau manchmal etwas zu weit nach unten ab, das hätte nicht unbedingt sein müssen. Auch wartet der Film nicht mit überraschenden Wendungen auf, was hier jedoch positiv vermerkt werden soll. Diese Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist, wirkt überzeugend und authentisch. Filmisch sind die schöne Musik und einige interessante Schnitte positiv hervorzuheben. Übrigens spielt Zoe Lister-Jones nicht nur die Rolle der Freundin Alice, sondern wirkte auch als Drehbuchautorin mit am Film.

Szenenbild

Fazit: durchschnittliche Komödie, die einen nicht sonderlich fesselt oder in Erinnerung bleibt, aber mit knappen 90 Minuten zur kurzweiligen Unterhaltung beiträgt.

 

3 von 7 Sternen

Alexander George

„Lola gegen den Rest der Welt“ („Lola Lola Versus“); USA 2012; 87 Min; Regie: Daryl Wein; Darsteller: Greta Gerwig, Joel Kinnaman, Zoe Lister-Jones, Hamish Linklater, Bill Pullman, Debra Winger; Buch: Zoe Lister-Jones, Daryl Wein; Musik: Fall On Your Sword; Kamera: Jakob Ihre; Schnitt: Suzy Elmiger, Susan Littenberg

Die Vermessung der Welt

Am Ende des Films sitzen zwei alte Männer in Handschellen auf einer Berliner Polizeiwache und unterhalten sich angeregt. Sie scheinen das um sie herum geschehende überhaupt nicht zu bemerken. Angeregt diskutieren Carl Friedrich Gauß, einer der größten Mathematiker, die Deutschland je hatte, und Alexander von Humboldt, Wissenschaftler und Forscher, über die Natur, die Wissenschaft im Allgemeinen und über Gott und die Welt – und zwar dies im eigentlichen Wortsinne. Es ist das Jahr 1828, und beide genialen Männer habem an der 17. Tagung der „Deutschen Naturforscher und Ärzte“ teilgenommen. Diese Tagung wurde von Alexander selbst organisiert und er konnte Gauß, der ungern reiste, überzeugen nach Berlin zu kommen, um vom König Friedrich Wilhelm III von Preußen weitere Fördermittel für Forschungen (Gauß) und Welt-Reisen (von Humboldt) zu erhalten. Doch diese Ziele werden nicht erreicht, und nach dem Kongreß kommt es zum Streit zwischen beiden auf offener Straße; letztlich geraten die vornehmen Herren mit der Obrigkeit in Konflikt und landen, wie gesagt, auf der Wache.

Lange davor waren sich beide Männer schon einmal begegnet: in 1791 (Gauß ist gerade einmal 14 Jahre alt) wird er dem Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig vorgestellt. Möglich gemacht hatte dies sein Mathematik-Lehrer Büttner, der schnell das Talent des Wunderknaben erkannt hatte. Man bat den Herzog um finanzielle Unterstützung, so dass Carl Gauß an der Universität Braunschweig würde studieren können.

Am selben Tag befand sich der aus adligem Haus stammende Alexander von Humboldt (da 22 Jahre alt) mit seinem älteren Bruder Wilhelm und seiner Mutter Marie, Tochter einer wohlhabenden Hugenotten-Familie, zu Besuch bei eben diesem Herzog. Sein Vater Alexander Georg von Humboldt hatte als Offizier im Siebenjährigen Krieg gedient; für seine Verdienste wurde er zum Kammerherrn des Kronprinzen von Preußen ernannt. Leider verstarb der Vater bereits im Jahr 1779, als Alexander erst 10 Jahre alt war. Die Familie jedoch hatte weiterhin eine prädestinierte Stellung am Preussischen Hof und gute Kontakte zu anderen Fürstenhäusern. Unter der Obhut des Hauslehrers und Erziehers Gottlob Johann Christian Kunth wuchsen die beiden Jungen Alexander u. Wilhelm auf Gut und Schloß Tegel heran, und wurden dort auch unterrichtet.

2 große Männer, zwei lange Leben. In Rückblenden, Anekdoten, kleinen Geschichten und Begebenheiten hat der Autor Daniel Kehlmann mit „Die Vermessung der Welt“ ein ganz besonderes Buch geschrieben. Es stand in 2005/06 für 37 Wochen auf Platz 1 der „Spiegel“-Bestsellerliste. Die ‚New York Times‘ wußte im April 2007 zu berichten, dass Kehlmanns Buch an zweiter Stelle der weltweit meistverkauften Bücher des Jahres 2006 rangierte!

Jetzt hat Detlev Buck es gewagt dieses Buch zu verfilmen. Mit einem ordentlichen Budget versehen und an internationalen Schauplätzen gedreht. Die beiden Hauptdarsteller Florian David Fitz (Humboldt) und Albrecht Abraham Schuch (Gauß) sind prächtig aufgelegt und authentisch.

Zwei lange interessante Biografien in 120 Minuten auf der Leinwand: da kann es nur einige Highlights zu erzählen geben. So hält sich der Film weitestgehend an das Buch. Bezeichnenderweise schrieb Buck gemeinsam mit Kehlmann das Script.

Wer sich ein wenig für Geschichte, für die Wissenschaften, die Erforschung der Welt interessiert, wird schon das Buch gern gelesen haben und jetzt am Film sicher Freude finden.

Ein guter solider deutscher Film. Ausstattung, Kamera, Schnitt, alles ist sehr gut auf einander abgestimmt und fügt sich zu einem kleinen Gesamtkunstwerk. Besonders die schöne Musik fällt auf.

Die beiden Haupt-Protagonisten spielen ihre Rollen mit Hingabe und Verve. Sie sind derartig präsent, dass die anderen Schauspieler fast ein wenig ‚auf der Strecke bleiben‘. Nur der treue Begleiter von Humboldts, Bonpland bleibt im Gedächtnis und im Herzen. Egal: dies ist ein Appetithäppchen auf zwei große Deutsche, und der eine oder andere Zuschauer wird aus dem Kino gehen mit dem Wunsch, mehr über sie zu erfahren.

 

Sehenswert!

 

4 von 7 Sternen

Rick Deckard

 

„Die Vermessung der Welt“ (Deutschland 2012); 119 Minuten; R: Detlev Buck; D: Florian David Fitz, Albrecht Abraham Schuch, Katharina Thalbach, David Kross, Jérémy Kapone, u.v.a. M: Enis Rotthoff; K: Slawomir Idziak; C: Johanna Ragwitz

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