Lost in Translation

Die junge Charlotte (Scarlett Johansson) befindet sich mit ihrem frisch vermählten Ehemann auf dessen Geschäftsreise (er ist ein aufstrebender Fotograf) mitten in Tokio. Auch Bob (Bill Murray), ein in die Jahre gekommener Schauspieler, ist in der Stadt um einen Werbespot zu drehen. Beide begegnen sich in ihrer Hotelbar und verleben eine aufregende Zeit zusammen in der japanischen Metropole.

Die Regisseurin Sofia Coppola hat mit Ihrem 2. Spielfilm eine gelungene Leistung vollbracht. Neben dem wunderschön fotografierten Tokio, erhält der Zuschauer eine leicht-lockere Story. Diese wird durch Ihre beiden brillanten Darsteller Murray und Johansson (letztere erhält 2004 den Golden Globe als Beste Hauptdarstellerin für „Lost in Translation“) und die dichte Atmosphäre getragen. Ein verträumter Soundtrack rundet den Film ab.

Sehr schön werden die Emotionen von Charlotte und Bob eingefangen. Wobei die Gefühlslage der beiden im Wechsel durch gut inszenierte Kameraeinstellungen sowie durch Gespräche dargestellt wird. Ob es eine Liebesgeschichte ist oder nicht lässt sich gar nicht so wirklich sagen. Auch wenn sich der Film zum Ende etwas klarer positioniert. Gerade das nimmt aber leider der Geschichte etwas von seiner Illusion. Sonst ist „Lost in Translation“ aber ein gelungener Film, der nicht nur gut unterhält sondern auch zum Nachdenken anregt.

„Lost in Translation“; USA, Japan 2003; 97 Min; Regie: Sofia Coppola; Darsteller: Bill Murray, Scarlett Johansson, Giovanni Ribisi, Anna Faris; Musik: Kevin Shields; Kamera: Lance Acord; Schnitt: Sarah Flack

5 von 7 Sternen

Alexander George

Gangster Squad

Los Angeles, die Stadt der Engel, in den 40ern. Der II. Weltkrieg ist zu Ende.

In einer Szene sitzen Sergeant John O’Mara (Josh Brolin) und Sergeant Jerry Wooters (Ryan Gosling) auf der Veranda von O’Maras Haus. Sie trinken Whiskey. Hinter ihnen ist die Hauswand von Einschüssen übersät, die Fenster sind zerborsten. Um sie herum, im nächtlichen winterlichen L.A., ist alles ruhig, und – man könnte meinen – friedlich. Eine der schönsten Szenen des Films. Und auch eine Schlüsselszene. Denn in dieser Nacht vor diesem Haus wird entschieden, wie der Kampf gegen die organisierte Kriminalität in LA weitergehen soll.

Erzählt wird die (wahre) Geschichte einer geheimen Polizei-Einheit, die gegründet wurde, um mit „unkonventionellen“ Methoden mit dem ‚Mob‘ aufzuräumen, die Gangster mit mafiösen Strukturen zur Strecke zu bringen. Offiziell hat diese Truppe nie existiert. Sie wurde von dem wackeren unbestechlichen Polizei-Präsidenten Los Angeles‘ Bill Parker (Nick Nolte) ins Leben gerufen. Das Ziel: die Verbrecher mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen.

Der ex-Boxer Mickey Cohen, Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, aus New York, hat sich vorgenommen, die Stadt in seine Gewalt zu bekommen. Leute, die sich ihm bei diesem Vorhaben in den Weg stellen oder nicht nach „seiner Pfeife tanzen“ wollen, die zerreißt es dann schon mal, im wahrsten Sinne des Wortes! Drogenhandel, Prostitution, Glücksspiel, Alkohol-Handel bis hin zu den Verbindungsstellen des Telegraphennetzes, all dies gehört zu Mickey Cohens Einfluss. Polizisten, Staatsanwälte und Richter werden eingeschüchtert oder bestochen.

Der Film von Regisseur Ruben Fleischer mit dem Drehbuch von Will Beall (nach dem Buch „Gangster Squad“ von Paul Lieberman, nach Tatsachen geschrieben) bietet gute Unterhaltung, Spannung, ohne je langweilig zu werden. Jedoch konnte Fleischer keine Film-Noir-Atmosphäre erzeugen. Ein wenig im Stil von „L.A. Confidential“ inszeniert, kann er doch nicht an dessen Klasse heranreichen.

Beeindruckend jedoch die Riege der aufgebotenen Stars: Sean Penn, Josh Brolin, Ryan Gosling, Giovanni Ribisi, Michael Peña und Emma Stone, um nur einige zu nennen. Doch nie kann der Streifen gänzlich überzeugen, zu glatt wird die Story heruntergespielt. Etwas Sympathie entwickelt der Zuschauer lediglich mit dem bereits genannten Sgt. Wooters. Josh Brolin hingegen in der Rolle des Team-Leiters Sgt. O’Mara, der sogar um das Leben seiner Familie fürchten muss, bleibt seltsam blass.

An der Kameraführung gibt es aber rein gar nichts auszusetzen. An der Kamera stand der Routinier Dion Beebe, der für „Die Geisha“ 2006 einen Oscar erhielt! Er war auch Kameramann bei „Collateral“ mit Tom Cruise und Jamie Foxx (2004).

Vieles gefällt auch an dem Film, aber die hohen Erwartungen, die man haben musste, genährt durch die interessante wahre Story, die Besetzung und den Drehort Los Angeles wurden nicht erfüllt. Vielleicht einfach zu viel Kugelhagel? Und die Geschichte wird recht unkritisch dargeboten. Trotzdem sehenswert.

5 ½ Sterne von 7


Rick Deckard

Titel: „Gangster Squad“ (Org.Titel: „Gangster Squad“)

Herstellung: USA 2013

Länge: 113 Min.

Regie: Ruben Fleischer

Darsteller: Sean Penn, Josh Brolin, Ryan Gosling, Emma Stone, Nick Nolte, Robert Patrick, Michael Peña, Giovanni Ribisi, u.v.a.

Drehbuch: Will Beall

Musik: Steve Jablonsky

Kamera: Dion Beebe

Schnitt: Alan Baumgarten u. James Herbert

21 Gramm

Cristina Peck (Naomi Watts), Jack Jordan (Benicio Del Toro), Paul Rivers (Sean Penn). 3 Menschen deren Wege sich durch einen schrecklichen Unfall miteinander kreuzen….

Alejandro Gonzalez Inarritu der unter anderem für Filme wie „Amores Perros“, „Babel“ und zuletzt „Biutiful“ verantwortlich war, hat mit „21 Gramm“ in enger Zusammenarbeit mit seinem Drehbuchautoren Guillermo Arriaga ein kleines Meisterwerk hervorgebracht. Es ist ein erstklassig besetztes, inspirierendes und höchst kunstvolles Drama. Der Film glänzt mit seinen 3 unglaublich toll gezeichneten Charakteren, die alle von wundervollen Schauspielern verkörpert werden. Die wunderbar starke und auch so zerbrechliche Naomi Watts (2004 Oscar nominiert für den Film), der sensible und immer sympathische Sean Penn und der brutal aber auch einsichtige Benicio Del Toro (ebenfalls 2004 Oscar nominiert für den Film).

Inarritu arbeitet im gesamten Film mit ständigen Zeitsprüngen und kann dadurch ein sehr facettenreiches Bild von den Charakteren und deren Geschichte auf eine ganz andere, ungewohnte Weise widerspiegeln. Der dazu passend gute Schnitt stammt aus der Feder von Stehen Mirrione, der den Oscar für den Besten Schnitt zu „Traffic“ erhielt (ebenso erhielt Benicio Del Toro für „Traffic“ als bester Nebendarsteller die Auszeichnung). Die sehr dichte Atmosphäre in „21 Gramm“ wird durch die wundervoll melancholische Musik von Gustavo Santaolalla aufgebaut. Auch die dokumentarische Kamera macht ihre Arbeit hervorragend. Der mexikanisch-amerikanische Rodrigo Prieto der unter anderem schon für „Frida“, „8 Mile“, „25 Stunden“, „Brokeback Mountain“ (nominiert für den Oscar 2006) oder „State of Play“ verantwortlich war, leistet auch hier ganze Arbeit.

21 Gramm“ ist ein sehr bedrückender, dramatischer Film. 125 Minuten anhaltende Melancholie, so kann man es beschreiben. Der Film ist sehr komplex in seinen Themen (Liebe, Schuld, Tod…) und in seiner Machart (Voiceover, Zeitsprünge, grobkörnige Bilder). Er ist intensiv und lässt einen nicht so schnell wieder los. Er zeigt einen Schicksalsschlag, wie er jeden treffen könnte und wie die Beteiligten damit umzugehen versuchen. „21 Gramm“ wird durch seine brillanten Darsteller und der kunstvollen Machart zu einem filmischen Hochgenuss. Ein Film in den man sich durch seine Wiederholungen und Zeitsprünge verliert. Kritiker mögen sagen Inarritu täuscht durch die unchronologische Erzählweise Anspruch vor. Ich sage: das ist große Kunst!

Atemberaubendes Kino, dass man nicht so schnell vergisst!

 

6 von 7 Sternen

Alexander George

21 Gramm“ („21 grams“); USA 2003; 125 Min; Regie: Alejandro Gonzalez Inarritu; Darsteller: Naomi Watts, Benicio Del Toro, Sean Penn, Charlotte Gainsbourg; Buch: Guillermo Arriaga; Musik: Dave Matthews, Gustavo Santaolalla; Kamera: Rodrigo Prieto; Schnitt: Stephen Mirrione

Vicky Cristina Barcelona

Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) verbringen gemeinsam den Sommer in Barcelona. Vicky steht kurz vor ihrer Hochzeit und sicheren Zukunftsplänen. Cristina ist ein Freigeist und sucht das Abenteuer. Doch als sie den Künstler Juan Antonio (Javier Bardem) kennenlernen, wird ihr beider Liebesleben kräftig durcheinander gewirbelt. Besonders als Juans Exfrau Maria (Penélope Cruz) wie aus heiterem Himmel auftaucht.

Regisseur Woody Allen wartet in „Vicky Cristina Barcelona“ mit vier brillanten Darstellern auf: neben den bezaubernden Damen Hall, Johansson und Cruz spielt Bardem die Rolle des Charmeurs gekonnt. Neben einer locker-leichten Story, die sowohl nachdenkliche sowie lustige Momente beinhaltet, bietet der Film auch wundervoll fotografierte Bilder von Barcelona. Dabei strahlen gelbliche Farben eine warme und entspannte Atmosphäre auf den Zuschauer aus. Das Flair dieser Stadt wird sehr schön eingefangen. Dazu trägt auch die gut ausgewählte Musik bei. Gerade der immer wiederkehrende Titelsong ist sehr passend. Auch der Einsatz eines Erzählers (die Idee setzt Allen öfter in seinen Filmen ein), wirkt sich positiv auf die leichte Erzählweise dieses Sommerfilms aus.

Woody Allen liefert mit „Vicky Cristina Barcelona“ hier wohl einen seiner besten Liebeskomödien der letzten Jahren ab. Für die Geschichten der Charaktere wird sich viel Zeit gelassen und das Thema „Liebe“ wird von vielen verschiedenen Seiten beleuchtet. Der Film weiß durch seine kurzweilige Story, seine hervorragenden Schauspieler, sowie die gekonnte Inszenierung zu überzeugen. Wundervolle Unterhaltung, die wie im Fluge vergeht.

 

6 von 7 Sternen

Alexander George

 

„Vicky Cristina Barcelona“; USA, Spanien 2008; Min; Regie: Woody Allen; Darsteller: Scarlett Johansson, Penélope Cruz, Rebecca Hall, Javier Bardem, Patricia Clarkson, Kevin Dunn, Chris Messina; Drehbuch: Woody Allen; Musik: diverse; Kamera: Javier Aguirresarobe; Schnitt: Alisa Lepselter

Side Effects

Steven Soderbergh (vor mehreren Wochen gerade 50 geworden) hat wieder einmal angekündigt, dass er dem Kino-Geschäft den Rücken kehren wird. Am 12.02.2013 präsentierte er im Berlinale Palast seinen neuen und wohl vorerst letzten Film „Side Effects“. Auf der Bühne sagte Soderbergh nach dem Film, dass er gerne nach Berlin kommt und auf der Berlinale öfter als auf anderen Festivals vertreten war. Das nächste Mal wird er jedoch nur als Gast da sein, ließ er verlauten. Ein klare Ansage also? Abwarten! Wir hoffen er kehrt dann doch noch einmal zurück! Er hatte ja schon einmal seinen „Rücktritt“ angekündigt. In Manhattan hat er ein Atelier, in dem er sich nun dem Malen widmen möchte.

„Side Effects“, der im Wettbewerb der Berlinale lief, behandelt gleich mehrere Themen. Es werden die Machenschaften und die Vorgehensweise der Pharmaindustrie und die Integration von Ärzten in das „Gesundheitssystem“ gezeigt. Dann wird die Geschichte von Emily Taylor (Rooney Mara) und die des Psychiaters Dr. Jonathan Banks (Jude Law) erzählt. Wie Soderbergh selbst sagte, besteht „Side Effects“ aus „Film A, Film B und Film C“.

Der Alleskönner Steven Soderbergh hat es wieder einmal geschafft, diesmal hat er einen Thriller gedreht. Der Film wartet mit sehr überzeugenden Schauspielern, grandiosen Kameraeinstellungen und einem pulsierendem Soundtrack (der von Thomas Newsman stammt) auf. Auch die Handschrift des Regisseurs ist z.B. durch die eingefärbten Bilder klar erkennbar. Es gibt einige überraschende Wendungen im Film. Die Kritik an der Pharmaindustrie wird sehr schön im ersten Teil herausgearbeitet. Insgesamt muss man aber sagen, dass der Film seine Brillianz leider nicht gänzlich bis zum Schluss durchhalten kann. Er beginnt sehr stark, es gibt wundervolle Szenen die nur mit Musik ohne Atmo versehen sind. Später fehlen diese leider etwas im Film! Vielleicht tut dem Film aber die vielen Wendungen nicht allzu gut. Trotzdem, die positiven Aspekte die der Film zu bieten hat überwiegen. Jude Law zeigt eine seiner besten Leistungen und auch Rooney Mara spielt hervorragend. Channing Tatum (der schon in Soderberghs „Magic Mike“ und „Haywire“ mitspielte) sowie Catherine Zeta-Jones spielen ihre Rollen ebenfalls sehr gut.

Steven Soderbergh hat einen spannenden, hochwertigen und kunstvollen Film gedreht. Er überzeugt durch seine solide Machart und seine Darsteller. Die Story ist ordentlich mit kleinen Abstrichen. Hoffentlich war es nicht sein letzter Film!

5 von 7 Sternen

Alexander George

„Side Effects“; USA 2013; 106 Min; Regie: Steven Soderbergh; Darsteller: Jude Law, Rooney, Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum; Drehbuch: Scott Z. Burns; Musik: Thomas Newman; Kamera: Peter Andrews; Schnitt: Mary Ann Bernard

Casino Jack

‚Habgier kommt vor Vernuft‘ – so lautet ein deutsches Sprichwort. Der Star-Lobbyist Jack Abramoff (Kevin Spacey) hält sich nicht daran. Überaus erfolgreich vertritt er die Interessen diverser Firmen, Unternehmen und Verbände beim Repräsentantenhaus und Senat in Washington D.C. Selbst den Präsidenten kennt er persönlich und berät ihn schon mal am Wochenende, welchen Film er denn mit der Familie im Weißen Haus schauen sollte. Berauscht durch seine Erfolge steigen auch die privaten Ansprüche. Jack eröffnet sein eigenes Top-Restaurant, und möchte eine Privat-Schule bauen. All dies kann selbst er aber nicht von seinem (Spitzen-)Gehalt bezahlen. Zusammen mit seinem Ziehsohn und Assistent Michael Scanlon (Barry Pepper) sinnt Jack auf Wege, ihre Einkommen gigantisch zu erhöhen.

Der Film, basierend auf einer wahren Begebenheit, beschreibt den Wildwuchs „Lobbyismus“, den es in Washington, Paris, New York, Berlin und den anderen „demokratischen“ Hauptstädten gibt. Der schmale Grat zwischen Einflussnahme von Entscheidungen der Abgeordneten, Einladungen, Wahlkampfspenden und Gefallen. Die reichen bekanntlich vom Abendessen bei einem 5-Sterne-Koch über Nutten bis zum Trip auf die Bahamas.

Und Jack spielt auf dieser Klaviatur wie ein Maestro. Bis er dann zu viel will und den Überblick verliert.

Tolles Drehbuch (Norman Snider) mit messerscharfen, faszinierenden Dialogen, die Kameramann Adam Swica perfekt in Szene setzte. Regisseur George Hickenlooper inszenierte einen durchweg spannenden, hoch interessanten Streifen. Hickenlooper hatte zuletzt Erfolg in 2006 mit „Factory Girl“ mit Sienna Miller und Guy Pearce. Leider verstarb er kurz nach Vollendung dieses Films (und noch vor dessen US-Premiere) – ohne Suizidabsicht – an einer Mischung aus Alkohol und einem versehentlich überdosierten Schmerzmittel.

An der Seite von Spacey und Pepper sehen wir mit Graham Greene ( „Der mit dem Wolf tanzt“ 19990 und „Green Mile“ 1999), Kelly Preston und Jon Lovitz einen gut abgestimmten Cast. Vielleicht die beste Performance von Kevin Spacey seit „American Beauty“.

Guter gemachter Film, der zur generellen Debatte um Lobbyisten beitragen dürfte. Auf jeden Fall sehenswert!

 

5 Sterne von 7

Rick Deckard

 

„Casino Jack“; USA 2010; 108 Min; Regie: George Hickenlooper; Darsteller: Kevin Spacey, Barry Pepper, Graham Greene, Kelly Preston, Jon Lovitz u.v.a.; Musik: Jonathan Goldsmith; Kamera: Adam Swica; Schnitt: William Steinkamp

Lola gegen den Rest der Welt

Lola (Greta Gerwig) ist Ende zwanzig und steckt mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen. Doch plötzlich verlässt ihr Verlobter Luke (Joel Kinnaman) sie völlig unerwartet. Lola fällt in ein tiefes Loch und beginnt mit exzessivem feiern und trinken. Sie durchlebt ein emotionales Durcheinander. Unterstützung in dieser schwierigen Phase ihres Lebens erhält sie durch ihre Eltern Robin (Debra Winger) und Lenny (Bill Pullman) und durch Henry (Hamish Linklater), den besten Freund ihres Ex.

Hauptplakat

„Lola gegen den Rest der Welt“ ist kein Liebes-Komödien-Film wie man ihn schon unzählige Male aus Hollywood gesehen hat. Er bietet etwas mehr als das. Die Rolle der Lola (von Greta Gerwig verkörpert) ist hervorragend besetzt worden und ist für den Film ganz klar ein Mehrwert. Greta Gerwig ist unter anderem bekannt aus dem Film „Greenberg“ oder auch aus „To Rome With Love“, dort als Freundin von Jack (Jesse Eisenberg). Toll besetzt ist auch die (Neben-)rolle des Vaters, der von Bill Pullman gespielt wird. „Lola gegen den Rest der Welt“ versucht den Spagat zwischen intellektuellen und komödiantischen Szenen. Leider rutsch er vom Niveau manchmal etwas zu weit nach unten ab, das hätte nicht unbedingt sein müssen. Auch wartet der Film nicht mit überraschenden Wendungen auf, was hier jedoch positiv vermerkt werden soll. Diese Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist, wirkt überzeugend und authentisch. Filmisch sind die schöne Musik und einige interessante Schnitte positiv hervorzuheben. Übrigens spielt Zoe Lister-Jones nicht nur die Rolle der Freundin Alice, sondern wirkte auch als Drehbuchautorin mit am Film.

Szenenbild

Fazit: durchschnittliche Komödie, die einen nicht sonderlich fesselt oder in Erinnerung bleibt, aber mit knappen 90 Minuten zur kurzweiligen Unterhaltung beiträgt.

 

3 von 7 Sternen

Alexander George

„Lola gegen den Rest der Welt“ („Lola Lola Versus“); USA 2012; 87 Min; Regie: Daryl Wein; Darsteller: Greta Gerwig, Joel Kinnaman, Zoe Lister-Jones, Hamish Linklater, Bill Pullman, Debra Winger; Buch: Zoe Lister-Jones, Daryl Wein; Musik: Fall On Your Sword; Kamera: Jakob Ihre; Schnitt: Suzy Elmiger, Susan Littenberg

The Company Men

Diese verdammten Amerikaner: McDonald’s, Disneyland und Starbuck’s. Indianer, Sklaven und Latinos. Flug zum Mond, Schüsse auf Präsidenten und Kriege in Europa und Asien. Was für ein Land.

Aber – das steht nun mal fest – diese Amerikaner können eines unvergleichlich: sehr gute Filme drehen!

Nicht nur „Ben Hur“, „Doktor Schiwago“ oder „Lawrence von Arabien“, nicht nur „E.T.“ , „Titanic“ oder „Avatar“, nicht nur „Blade Runner“ oder „Star Wars“. Nein, sie können auch Filme drehen wie „Erin Brockovich“, „Traffic“, „American Beauty“, „Der Regenmacher“ oder „Syriana“. Und nun dies: „The Company Men“.

Bobby Walker (Ben Affleck), Gene McClary (Tommy Lee Jones) und Phil Woodward (Chris Cooper) arbeiten im mittleren bzw. höheren Management eines großen internationalen Konzerns. Die weltweite Rezession verschont auch dieses Unternehmen nicht, der Aktienkurs sinkt! Doch anstatt die Verluste zu minimieren und durchzuhalten erwartet der Vorstand wachsende Gewinne! Und – so der Vorstandsvorsitzende James Salinger (Craig T. Nelson) – ebenso rechnen die Aktionäre mit kurzfristigen Boni auf ihre Anteile. Denen ist die Weltwirtschaftskrise nämlich sch….egal!. Und um die Dinge etwas zu beschleunigen, werden dann eben weltweit 3000 Mitarbeiter entlassen, vom Schweißer und Nachtwächter bis zum obersten Manager. Die Firma muss nach außen hin einen guten Eindruck machen, notfalls müssen die Analysten auch mal belogen werden. Alles zum Wohle der Geldbeutel der Aktionäre – eben purer Kapitalismus.

Der Film zeigt realistisch was eigentlich diesen Menschen widerfährt. Gerade auch denjenigen, die jahrelang hart gearbeitet haben, viele Stunden im Büro, auf Reisen oder auf Sitzungen verbrachten, die Wochenende auch mal zu Hause gearbeitee haben, und die dann nach 10, 20 oder, wie bei McClary, nach 30 Jahren den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommen. Unglaublich, unfassbar, aber wahr. Plötzlich müssen auch diese Leute um den Erhalt ihrer Familie fürchten (jede Ehefrau reagiert da ganz anders, wie der Film zeigt), sich mit den Fragen von Nachbarn und Freunden auseinandersetzen, die Raten für das Haus und die Autos bezahlen, die Uni oder Privatschule der Kinder, an Urlaub ist eh nicht mehr zu denken. Irgendwie müssen sie sich und ihre Nächsten durch diese Zeit hindurchbringen – oder auch scheitern.

Regisseur John Wells hat es in unnachahmlicher Weise geschafft, uns diese Vorgehensweise, wie sie heute täglich in den großen börsennotierten Firmen dieser Welt realisiert werden, darzulegen. Einfach, eindringlich, bedrückend. Ben Affleck wird als Schauspieler oft unterschätzt, hier zeigt er eine seine stärksten Leistungen der letzten Jahre. Wie er versucht mit Humor und Sarkasmus seinen Ärger, seine Wut und Enttäuschung zu überwinden ist sehenswert.

Aber auch die Co-Stars Tommy Lee Jones, Chris Cooper, sowie weiterhin solche exzellenten Akteure wie Kevin Costner und Maria Bello, um nur zwei des hervorragend Darsteller-Teams zu nennen, beeindrucken durch die Authentizität ihrer Darstellung.

Die Kamera, die genau und sehr dicht die Gefühlswelt der Betroffenen einfängt und ebenso die Kälte der Konzernleitung zeigt, wurde geführt von Roger Deakins. Er filmte schon bei Werken wie „Fargo“, „The Big Lebowski“, „A Beautiful Mind“, „Jarhead“, „No Country for Old Men“, „Revolutionary Road“, „True Grit“ und zuletzt in „J.B. – Skyfall“ ! Einer der besten seiner Zunft in Hollywood.

Dieser Film könnte eine hervorragende Dokumentation über die Wirschaftskrise, den Bankenskandal und die Strategien der Aktien-Konzerne sein. Der Film kommt hier ganz nah an die Wirklichkeit heran. An Dinge, die uns täglich im Wirtschaftsteil unserer Zeitungen begegnen.

Die sparsame Musik-Unterlegung passt zum Thema und seiner Umsetzung.

Ein sehr guter Film, eine Lektion über den heutigen Kapitalismus. Und das ausgerechnet aus dem Land, das für die kalte Marktwirtschaft steht. Aus der Hochburg des Kapitalismus kommt (endlich einmal wieder) die ungeschliffene Kritik an dieser Lebens- und Wirtschaftsform.

Schön auch in der Story der absolute Gegenpol: die kleine Firma von Jack Dolan (Kevin Costner), der auch hart schuftet, aber dem das genügt, was er mit seinen Mitarbeitern erarbeitet und verdient. Und der sich, wenn nötig, um seine Mitarbeiter kümmert!

Ihr Amerikaner könnt wirklich verdammt gute Filme machen! Und nur ihr!

 

„The Company Men“; USA 2010; 104 Min; Regie: John Wells; Darsteller: Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Chris Cooper, Maria Bello, Kevin Costner, u.v.a.; → Drehbuch: John Wells; Musik: Aaron Zigman; Kamera: Roger Deakins; Schnitt: Roberf Frazen.

 

6 von 7 Sternen
Rick Deckard

Paranoid Park

Der 16 jährige Skater Alex (Gab Nevins) steckt gerade mitten in der Pubertät, leidet unter der Trennung seiner Eltern und ist genervt von seiner Freundin. Mit seinem Kumpel Jared (Jake Miller) verbringt er viel Zeit. Eines Tages beschließen sie die illegal gebaute und nicht ganz gefahrlose Skate-Anlage „Paranoid Park“ aufzusuchen. An einem Abend kurze Zeit später geht Alex noch einmal alleine dorthin, doch dieser Besuch hat ungeahnte Folgen…

Gus Van Sants „Paranoid Park“ ist kein gewöhnlicher Skater-Film. Er basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Blake Nelson. Der Film ist eine Studie über die Problematik des Erwachsenwerdens eines Jungen. Der Film widersetzt sich den typischen Erzählstrukturen und den konventionellen Sehgewohnheiten. Van Sant schafft es durch das Zusammenspiel von Kamera, Musik und Schnitt ein dichtes, ruhiges und atmosphärisches Gesamtkunstwerk zu schaffen. Mit den immer wiederkehrenden Super-8 Sequenzen, die die Jugendlichen beim Skaten zeigt, unterlegt mit der wundervollen Musik von Ethan Rose, wird der Handlungsverlauf der Geschichte immer wieder unterbrochen. Der Film nimmt mit seiner ruhigen Erzählweise so aber auch sämtliche aufkommende Spannung aus der Geschichte heraus. Dies soll jedoch keineswegs negativ bemängelt werden. Die musikalische Auswahl ist sehr abwechslungsreich, neben dem genannten Ethan Rose gibt es Musik von Elliott Smith und Beethoven zu hören. Musik und Bild verschmelzen in „Paranoid Park“ wie in einem Musikvideo. Die Geschichte wird nicht linear sondern in zerstückelten Rückblenden erzählt. Lange Szenen sowie die Verwendung von Zeitlupen, prägen den besonderen Stil des Films. Im Fokus der Kamera steht fast durchgängig die Hauptfigur Alex. Andere Protagonisten bleiben so auch schon mal minutenlang in der Unschärfe. Die Skater-Szene wird aus einer sehr subjektiven Sichtweise dargestellt, trägt aber zum Gesamtkonzept bei, der aus der Sicht von Alex das Geschehen beleuchtet. Für die Authentizität im Film ist vor allem die Besetzung ausschlaggebend. Die Darsteller sind allesamt Laien.

„Paranoid Park“ ist ein kleiner Film, der zwar den Spezialpreis der 60. Filmfestspiele in Cannes erhielt, aber trotzdem recht unbekannt ist. Nicht jeder wird diesen kunstvollen Film zu würdigen wissen oder gar mögen! Gut so, denn das zeichnet einen Independent-Film aus! „Paranoid Park“ hat ganz starke Szenen und lebt von seiner unvergleichlichen Atmosphäre! Was gibt es auszusetzen? Eigentlich nichts, es fehlt nur noch ein Fünkchen zu einem Meisterwerk!

„Paranoid Park“; USA 2007; 85 Min; Regie: Gus Van Sant; Darsteller: Gabe Nevins, Taylor Momsen, Jake Miller; Buch: Blake Nelson → Drehbuch: Gus Van Sant; Musik: Elliott Smith, Ethan Rose, Billy Swan, Robert Normandeau u.v.a.; Kamera: Christopher Doyle, Rain Li (Super-8 Sequenzen); Schnitt: Gus Van Sant

6 von 7 Sternen

Alexander George

Die Vermessung der Welt

Am Ende des Films sitzen zwei alte Männer in Handschellen auf einer Berliner Polizeiwache und unterhalten sich angeregt. Sie scheinen das um sie herum geschehende überhaupt nicht zu bemerken. Angeregt diskutieren Carl Friedrich Gauß, einer der größten Mathematiker, die Deutschland je hatte, und Alexander von Humboldt, Wissenschaftler und Forscher, über die Natur, die Wissenschaft im Allgemeinen und über Gott und die Welt – und zwar dies im eigentlichen Wortsinne. Es ist das Jahr 1828, und beide genialen Männer habem an der 17. Tagung der „Deutschen Naturforscher und Ärzte“ teilgenommen. Diese Tagung wurde von Alexander selbst organisiert und er konnte Gauß, der ungern reiste, überzeugen nach Berlin zu kommen, um vom König Friedrich Wilhelm III von Preußen weitere Fördermittel für Forschungen (Gauß) und Welt-Reisen (von Humboldt) zu erhalten. Doch diese Ziele werden nicht erreicht, und nach dem Kongreß kommt es zum Streit zwischen beiden auf offener Straße; letztlich geraten die vornehmen Herren mit der Obrigkeit in Konflikt und landen, wie gesagt, auf der Wache.

Lange davor waren sich beide Männer schon einmal begegnet: in 1791 (Gauß ist gerade einmal 14 Jahre alt) wird er dem Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig vorgestellt. Möglich gemacht hatte dies sein Mathematik-Lehrer Büttner, der schnell das Talent des Wunderknaben erkannt hatte. Man bat den Herzog um finanzielle Unterstützung, so dass Carl Gauß an der Universität Braunschweig würde studieren können.

Am selben Tag befand sich der aus adligem Haus stammende Alexander von Humboldt (da 22 Jahre alt) mit seinem älteren Bruder Wilhelm und seiner Mutter Marie, Tochter einer wohlhabenden Hugenotten-Familie, zu Besuch bei eben diesem Herzog. Sein Vater Alexander Georg von Humboldt hatte als Offizier im Siebenjährigen Krieg gedient; für seine Verdienste wurde er zum Kammerherrn des Kronprinzen von Preußen ernannt. Leider verstarb der Vater bereits im Jahr 1779, als Alexander erst 10 Jahre alt war. Die Familie jedoch hatte weiterhin eine prädestinierte Stellung am Preussischen Hof und gute Kontakte zu anderen Fürstenhäusern. Unter der Obhut des Hauslehrers und Erziehers Gottlob Johann Christian Kunth wuchsen die beiden Jungen Alexander u. Wilhelm auf Gut und Schloß Tegel heran, und wurden dort auch unterrichtet.

2 große Männer, zwei lange Leben. In Rückblenden, Anekdoten, kleinen Geschichten und Begebenheiten hat der Autor Daniel Kehlmann mit „Die Vermessung der Welt“ ein ganz besonderes Buch geschrieben. Es stand in 2005/06 für 37 Wochen auf Platz 1 der „Spiegel“-Bestsellerliste. Die ‚New York Times‘ wußte im April 2007 zu berichten, dass Kehlmanns Buch an zweiter Stelle der weltweit meistverkauften Bücher des Jahres 2006 rangierte!

Jetzt hat Detlev Buck es gewagt dieses Buch zu verfilmen. Mit einem ordentlichen Budget versehen und an internationalen Schauplätzen gedreht. Die beiden Hauptdarsteller Florian David Fitz (Humboldt) und Albrecht Abraham Schuch (Gauß) sind prächtig aufgelegt und authentisch.

Zwei lange interessante Biografien in 120 Minuten auf der Leinwand: da kann es nur einige Highlights zu erzählen geben. So hält sich der Film weitestgehend an das Buch. Bezeichnenderweise schrieb Buck gemeinsam mit Kehlmann das Script.

Wer sich ein wenig für Geschichte, für die Wissenschaften, die Erforschung der Welt interessiert, wird schon das Buch gern gelesen haben und jetzt am Film sicher Freude finden.

Ein guter solider deutscher Film. Ausstattung, Kamera, Schnitt, alles ist sehr gut auf einander abgestimmt und fügt sich zu einem kleinen Gesamtkunstwerk. Besonders die schöne Musik fällt auf.

Die beiden Haupt-Protagonisten spielen ihre Rollen mit Hingabe und Verve. Sie sind derartig präsent, dass die anderen Schauspieler fast ein wenig ‚auf der Strecke bleiben‘. Nur der treue Begleiter von Humboldts, Bonpland bleibt im Gedächtnis und im Herzen. Egal: dies ist ein Appetithäppchen auf zwei große Deutsche, und der eine oder andere Zuschauer wird aus dem Kino gehen mit dem Wunsch, mehr über sie zu erfahren.

 

Sehenswert!

 

4 von 7 Sternen

Rick Deckard

 

„Die Vermessung der Welt“ (Deutschland 2012); 119 Minuten; R: Detlev Buck; D: Florian David Fitz, Albrecht Abraham Schuch, Katharina Thalbach, David Kross, Jérémy Kapone, u.v.a. M: Enis Rotthoff; K: Slawomir Idziak; C: Johanna Ragwitz

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