The Company Men

Diese verdammten Amerikaner: McDonald’s, Disneyland und Starbuck’s. Indianer, Sklaven und Latinos. Flug zum Mond, Schüsse auf Präsidenten und Kriege in Europa und Asien. Was für ein Land.

Aber – das steht nun mal fest – diese Amerikaner können eines unvergleichlich: sehr gute Filme drehen!

Nicht nur „Ben Hur“, „Doktor Schiwago“ oder „Lawrence von Arabien“, nicht nur „E.T.“ , „Titanic“ oder „Avatar“, nicht nur „Blade Runner“ oder „Star Wars“. Nein, sie können auch Filme drehen wie „Erin Brockovich“, „Traffic“, „American Beauty“, „Der Regenmacher“ oder „Syriana“. Und nun dies: „The Company Men“.

Bobby Walker (Ben Affleck), Gene McClary (Tommy Lee Jones) und Phil Woodward (Chris Cooper) arbeiten im mittleren bzw. höheren Management eines großen internationalen Konzerns. Die weltweite Rezession verschont auch dieses Unternehmen nicht, der Aktienkurs sinkt! Doch anstatt die Verluste zu minimieren und durchzuhalten erwartet der Vorstand wachsende Gewinne! Und – so der Vorstandsvorsitzende James Salinger (Craig T. Nelson) – ebenso rechnen die Aktionäre mit kurzfristigen Boni auf ihre Anteile. Denen ist die Weltwirtschaftskrise nämlich sch….egal!. Und um die Dinge etwas zu beschleunigen, werden dann eben weltweit 3000 Mitarbeiter entlassen, vom Schweißer und Nachtwächter bis zum obersten Manager. Die Firma muss nach außen hin einen guten Eindruck machen, notfalls müssen die Analysten auch mal belogen werden. Alles zum Wohle der Geldbeutel der Aktionäre – eben purer Kapitalismus.

Der Film zeigt realistisch was eigentlich diesen Menschen widerfährt. Gerade auch denjenigen, die jahrelang hart gearbeitet haben, viele Stunden im Büro, auf Reisen oder auf Sitzungen verbrachten, die Wochenende auch mal zu Hause gearbeitee haben, und die dann nach 10, 20 oder, wie bei McClary, nach 30 Jahren den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommen. Unglaublich, unfassbar, aber wahr. Plötzlich müssen auch diese Leute um den Erhalt ihrer Familie fürchten (jede Ehefrau reagiert da ganz anders, wie der Film zeigt), sich mit den Fragen von Nachbarn und Freunden auseinandersetzen, die Raten für das Haus und die Autos bezahlen, die Uni oder Privatschule der Kinder, an Urlaub ist eh nicht mehr zu denken. Irgendwie müssen sie sich und ihre Nächsten durch diese Zeit hindurchbringen – oder auch scheitern.

Regisseur John Wells hat es in unnachahmlicher Weise geschafft, uns diese Vorgehensweise, wie sie heute täglich in den großen börsennotierten Firmen dieser Welt realisiert werden, darzulegen. Einfach, eindringlich, bedrückend. Ben Affleck wird als Schauspieler oft unterschätzt, hier zeigt er eine seine stärksten Leistungen der letzten Jahre. Wie er versucht mit Humor und Sarkasmus seinen Ärger, seine Wut und Enttäuschung zu überwinden ist sehenswert.

Aber auch die Co-Stars Tommy Lee Jones, Chris Cooper, sowie weiterhin solche exzellenten Akteure wie Kevin Costner und Maria Bello, um nur zwei des hervorragend Darsteller-Teams zu nennen, beeindrucken durch die Authentizität ihrer Darstellung.

Die Kamera, die genau und sehr dicht die Gefühlswelt der Betroffenen einfängt und ebenso die Kälte der Konzernleitung zeigt, wurde geführt von Roger Deakins. Er filmte schon bei Werken wie „Fargo“, „The Big Lebowski“, „A Beautiful Mind“, „Jarhead“, „No Country for Old Men“, „Revolutionary Road“, „True Grit“ und zuletzt in „J.B. – Skyfall“ ! Einer der besten seiner Zunft in Hollywood.

Dieser Film könnte eine hervorragende Dokumentation über die Wirschaftskrise, den Bankenskandal und die Strategien der Aktien-Konzerne sein. Der Film kommt hier ganz nah an die Wirklichkeit heran. An Dinge, die uns täglich im Wirtschaftsteil unserer Zeitungen begegnen.

Die sparsame Musik-Unterlegung passt zum Thema und seiner Umsetzung.

Ein sehr guter Film, eine Lektion über den heutigen Kapitalismus. Und das ausgerechnet aus dem Land, das für die kalte Marktwirtschaft steht. Aus der Hochburg des Kapitalismus kommt (endlich einmal wieder) die ungeschliffene Kritik an dieser Lebens- und Wirtschaftsform.

Schön auch in der Story der absolute Gegenpol: die kleine Firma von Jack Dolan (Kevin Costner), der auch hart schuftet, aber dem das genügt, was er mit seinen Mitarbeitern erarbeitet und verdient. Und der sich, wenn nötig, um seine Mitarbeiter kümmert!

Ihr Amerikaner könnt wirklich verdammt gute Filme machen! Und nur ihr!

 

„The Company Men“; USA 2010; 104 Min; Regie: John Wells; Darsteller: Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Chris Cooper, Maria Bello, Kevin Costner, u.v.a.; → Drehbuch: John Wells; Musik: Aaron Zigman; Kamera: Roger Deakins; Schnitt: Roberf Frazen.

 

6 von 7 Sternen
Rick Deckard

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