The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten

Nach einem Motorbootunfall liegt Elizabeth King im Koma. Ihr Mann Matt (George Clooney) steht nun vor der Aufgabe, neben seinen Verpflichtungen als sehr wohlhabender Nachkomme einer hawaiianischen Königstochter, die anfallenden Familienangelegenheiten zu regeln.
Aber nicht nur das. Bereits sehr früh wird klar: Elizabeth wird nicht aufwachen und wegen ihrer Patientenverfügung werden innerhalb der nächsten Tage die lebensverlängernden Maßnahmen eingestellt.

Liest man das, so kommt einem sofort das Bild eines sehr auf die Tränendüse drückenden Filmes, der schwerfällig und anstrengend ist. Aber weit gefehlt! The Descendants ist alles andere als schwerfällig. Trotz all der dramatischen Ereignisse des Films hat er einen unglaublich „plätschernden“ Fluss, der den Zuschauer an die Leinwand bannt. Das liegt mit unter an dem wunderschönen Hawaii als Setting, welches einfach nur omnipräsent sein kann. Regisseur Alexander Payne hat einen unglaublichen Spagat geschafft, den man sonst kaum für möglich gehalten hätte. Man kann sich kaum entscheiden, ob man einfach nur von den schönen Landschaften Hawaiis träumen möchte oder doch an das Krankenbett mit seinen Gedanken gefesselt bleibt.

Trotz der melodramatischen Geschichte würde ich den Film eher als eine Tragikomödie bezeichnen, was erst einmal unpassend wirkt, hält man sich die Thematik vor Augen. Allerdings wird in der Erzählweise mit einem unglaublichen Feingefühl gearbeitet und so greifen diese widersprüchlichen Elemente ausgezeichnet ineinander. Gerade erst durch die komischen Elemente, wirkt die ganze Tragik so realitätsnah, denn an manchen Stellen möchte man zwar lachen, doch bleibt einem das Lachen im Hals stecken, da man durch die Reaktionen der Protagonisten ständig an das unaufhaltsame erinnert wird..

Dass dies so gut funktioniert verdankt man dem bereits erwähnten märchenhaft schönen Settings Hawaiis, welches durch eine typisch hawaiianische Musikuntermalung noch einmal verstärkt wird, und der ausgezeichneten schauspielerischen Arbeit der gesamten Cast. Jede noch so kleine Nebenrolle ist ausgezeichnet besetzt und besonders George Clooney ist an vielen Stellen derjenige, der einfach nur mit einem so vielsagenden Blick mit minimalistischen Mitteln den Zuschauer wieder zu dem eigentlichen Kern der Geschichte zurück führt. Auch sehr gut hat mir die Performance der bislang nicht all zu bekannten Shailene Woodley gefallen, die als fast volljährige Tochter Matt Kings trotz ihres jungen Alters eine unglaubliche Tiefe in ihrer Rolle aufblitzen lässt.

Ähnlich wie bei seinem wohl berühmtesten Werk „About Schmidt“ unterhält Payne den Zuschauer mit einer tiefen Trauer, ernsten Emotionen und einer wundervollen Schauspielarbeit die ihr Augenmerk nicht auf große Worte, sondern kleine Blicke mit großen Emotionen im Hintergrund richtet.

Beispielhaft für diese Arbeit ist ein Zitat Paynes, welches er in einem Interview gegenüber der Zeit äußerte: „Filme bewegen Menschen. Sie dienen als Spiegel unserer Gesellschaft und bringen uns zum Lachen. Chaplin brauchte dafür noch nicht einmal Worte.“

Im Geschriebenen kann man Leider nicht auf Worte verzichten, aber in dem Sinne fasse ich nur noch kurz zusammen: The Descendants ist ein wirklich guter, melancholischer, feinfühliger und nachdenklicher Film, den man sich ansehen sollte.

 

„The Descendants“; USA (2011), 115 Min., R: Alexander Payne, C: George Clooney, Shailene Woodley, Amara Miller, Judy Greer; M: Craig Armstrong

 

Ian Lang

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