Soderbergh hört auf Filme zu machen!

Mitte 2009 sagte Soderbergh in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung: „Wenn ich zu viele Filme mache, die am Ende niemand sehen will, mache ich irgendwann gar keine Filme mehr. Das ist einfach so. Und ja, manchmal spüre ich jetzt doch, dass ich nicht mehr am Beginn meiner Karriere bin – es geht eher in Richtung Ende.“ Dieses Ende hat er jetzt also endgültig beschlossen. Kürzlich ließ Soderbergh laut „Hollywood Reporter“ in einem Radiointerview verlauten: „Ich habe den Punkt erreicht, wo ich mir denke: Wenn ich noch ein einziges Mal in einen Van steige und mir eine Film-Location anschauen muss, dann gebe ich mir die Kugel. Es ist also höchste Zeit, jemanden in den Van steigen zu lassen, der noch immer Spaß daran hat, in einen Van zu steigen“. Ist es gut, dass er jetzt das Handtuch schmeißen wird? Die Antwort lautet leider: Ja!

 

Soderbergh begann seine Karriere 1989 mit „Sex, Lügen und Video“ und bekam dafür die Goldene Palme. Es ging weiter mit einigen Mittelklasse Filmen wie „Kafka“ oder „Die Kehrseite der Medaille“. Dort entwickelte Soderbergh seinen ganz eigenen, bekannten Stil: der typische Schnitt-Stil, die Nutzung der Handkamera (er selbst auch als Kameramann) und die unverkennbare musikalische Untermalung der Bilder, oftmals in Zusammenarbeit mit Cliff Martinez (für die ruhigen, atmosphärischen Filme) oder David Holmes (für die coolen, groovenden Filme).

 

Dann kam quasi 1998 sein Comeback mit dem Film „Out of Sight“, der zusätzlich den Karrieredurchbruch für George Clooney und Jennifer Lopez bedeutete. Es folgten wundervolle Filme: „The Limey“ (der Film erzählt un-chronologisch den Rachefeldzug eines Engländers in L.A.) und der herausragende „Erin Brockovich“ mit Julia Roberts (Oscar 2000 als beste Darstellerin). Im gleichen Jahr kam auch sein Meisterwerk „Traffic“ heraus. Der Film zeigt ein Drogendrama, das sämtliche Aspekte des Drogenkriegs beleuchtet. „Traffic“ gewann 4 Oscars. Unter anderem bekam Soderbergh den goldenen „Jungen“ für die beste Regie. Völlig zurecht, denn „Traffic“ ist unantastbar. Ein künstlerisches und vorurteilsloses Meisterstück ohne Gleichen. In all diesen Filmen schaffte es Soderbergh, die Darsteller bis in kleinsten Nebenrollen zur Höchstform auflaufen zu lassen. Diese Schaffensphase brachte komplexe, harmonische und szenisch perfekt aufeinander abgestimmte Filme hervor.

 

Weiter ging es mit den stargespickten drei „Ocean’s“-Filmen, die auf gute Unterhaltung setzten. Wobei der erste Teil noch am besten abschnitt. Es folgte das wundervolle Remake des russischen Films „Solaris“.

 

Doch dann fing es an zu bröckeln in der Soderbergh-Karriere. „The Good German“ und „Der Informant“ enttäuschten. Nicht nur an den Kinokassen, sondern auch bei Fans und Kritikern. Soderberghs typischer Stil kam nicht mehr zum tragen. Die Filme wirkten flach, fade, langweilig. Mit den beiden „Che“ Filmen konnte er einiges wieder gut machen. Die Filme wirken sehr authentisch und interessant inszeniert. Auch die Filme auf spanisch drehen zu lassen ist innovativ und nicht Hollywood-Konform: ein Lob!

 

Dennoch: der geniale Soderbergh ist nicht mehr der, der er einmal war. Man merkt ihm seine Müdigkeit an und es fehlt einfach das gewisse Etwas, das seine Filme immer zum Besonderen, zum Meisterhaften gemacht haben. Sicherlich ist das Kritik auf hohem Niveau. Es ist ganz und gar nicht einfach gute Filme zu machen. Gerade wenn die Erwartungen nach einem Oscar-Regen sehr hoch waren. Die große Verantwortung einen Film zu machen, muss jedes mal von vorne gut gemeistert werden. Doch warum schaffen es andere Regisseure so bravourös? Steven Soderbergh hatte doch bereits die Erfahrung, die er brauchte um weitere Meisterwerke erschaffen zu können. Hat ihm die Hollywood-Machinerie zu sehr zugesetzt?

 

Sehr, sehr schade ist es auf jeden Fall. Denn wir verlieren einen der besten Regisseure die die USA zu bieten hat. Vielleicht braucht es ja auch eine lange kreative Pause um noch einmal ein 2. Comeback feiern zu können. Vielleicht hören wir aber auch nie wieder etwas von ihm. 2 Filme will Soderbergh noch vollenden. Einen davon mit Matt Damon und einen mit George Clooney. Danach ist endgültig Schluss. Wir verneigen uns vor einem „einstigen“ Genie der amerikanischen Filmszene. Er schaffte den Spagat zwischen Hollywood und Independent Cinema, als einer der wenigen. Wir denken darüber nach was schief gelaufen ist. Der bittere Nachgeschmack bleibt. Schade!

 

Alexander George

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