Psycho

VOR-SICHT: KLASSIKER

Psycho

Im Jahr 1959 kam Alfred Hitchcocks „North by Northwest“ mit Cary Grant in der Hauptrolle in die Kinos. Der Abenteuerfilm war ein voller Erfolg an den Lichtspiel-Kassen. Die Produktionsfirma MGM war hoch zufrieden und schlug Hitchcock vor, baldigst einen ähnlichen Stoff wieder zu verfilmen.

Aber Hitchcock schwebte nun etwas ganz Anderes vor. Er wollte das Kino-Publikum schockieren. Die Zuschauer sollten während des Films aufschrecken, sogar Schreie ausstoßen. Hitchcock hatte das Buch „Psycho“ von Robert Bloch gelesen, und ihm gefiel was er las. Das war die Geschichte, die er filmisch umsetzen wollte. Doch MGM verweigerte sich. Ein Horror-Film kam für sie nicht in Frage.

So entschied Alfred Hitchcock, den Film selbst zu finanzieren. Am Ende der Dreharbeiten war er um rund 800.000 $ ärmer. Als Darsteller konnte er den Teenie-Schwarm Antony Perkins und die bezaubernde Janet Leigh gewinnen. Letztere war zu diesem Zeitpunkt bereits ein aufstrebender Star in den Vereinigten Staaten.

Damals ahnte niemand, welch einen Erfolg dieser Film haben würde. Er gilt heute als ein wahrer Klassiker der Cinematographie und gehört in die Top-50 der besten Filme aller Zeiten.

Der Film beginnt mit einer Stimme aus dem Off: „PHOENIX, ARIZONA. FRIDAY, DECEMBER THE ELEVENTH, TWO FORTY-THREE P.M.

Dann führt uns der Regisseur auf eine falsche Fährte: Marion hat die Möglichkeit 40.000 $ von ihrem Arbeitgeber zu stehlen. Und sie nutzt diese Gelegenheit und flieht. Auf ihrem Weg nach Kalifornien wird sie abends von einem Sturm überrascht. So entschließt sie sich in „Bates Motel“ zu übernachten. Natürlich nimmt der Zuschauer an, es ginge im Film um diesen Diebstahl und Marions Flucht vor der Polizei. Doch weit gefehlt …….

Die berühmteste Szene dieses Werks ist die Ermordung Marion Cranes unter der Dusche. Sie dauert exakt 45 Sekunden und Hitchcock filmte diese Szene eine Woche lang und schnitt sie aus 78 Kameraeinstellungen schließlich selbst zusammen. Die Nacktszenen wurden mit einem Double gedreht. So stirbt die Hauptdarstellerin bereits nach einem Drittel des Film, und Hitchcock verstieß damit gegen ein ehernes Gesetz Hollywoods. Das hatte es bisher noch nicht gegeben.

Antony Perkins gelang mit „Psycho“ der Durchbruch. Seine Darstellung des schüchternen, freundlichen, leicht stotternden Motel-Betreibers Norman Bates, der sich als treusorgender Sohn seiner Mutter herausstellt, lässt selbst heute noch dem Zuschauer eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Seine Figur beruht auf den Mörder Ed Gein, der mindestens 2 Frauen ermordete; allerdings fand man bei seiner Verhaftung Teile von mindestens 15 anderen Frauenleichen in seinem Haus, deren Ermordung man ihm aber nicht nachweisen konnte. Ed Gein (geb. 1906) war auch das Vorbild für die Figur des Buffalo Bill in „Das Schweigen der Lämmer“ von Jonathan Demme.

[Die Death-Metal-Gruppe ‘Deranged‘ (1974) benannte sich nach dem gleichnamigen Film, der die Geschichte Ed Geins thematisiert. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten an der Dokumentation war Gein noch am Leben; er starb erst 1984 im Alter von 78 Jahren im Central State Hospital, Wisconsin an Krebs.]

Zurück zu „Psycho“: Nach dem ersten Mord wird es noch weitere 70 Minuten dauern, bis die ganze schreckliche Wahrheit ans Licht kommt.

Zweifellos gelang es Hitchcock auf geniale Weise das Drehbuch (von Joseph Stefano, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Robert Bloch) filmisch umzusetzen. Selbstverständlich taucht der Meister auch hier, wie in allen seinen Filmen, in einer kurzen Szene auf.

Der Erfolg von „Psycho“ war riesig und die Faszination hält bis heute an, obwohl das Werk haufenweise Filmfehler aufweist. Die einschlägigen Websites sind voll davon. Trotzdem: „Psycho“ ist eines der besten Werke Hitchcocks und der erste Psychothriller der Film-Historie: er gab quasi einem gesamten Film-Genre den Namen.

Seinen Schauspielern und den Crew-Mitgliedern lies Hitchcock schriftlich verbieten, vor der Premiere das Ende des Films zu verraten. Es drohten hohe Konventionalstrafen. Und es funktionierte. „Psycho“ feierte vor 55 Jahren, am 16. Juni 1960 in New York die Erstaufführung. Das Publikum war geschockt und fasziniert zugleich. Doch unglaublich: bereits drei Jahre später setzte der Star-Regisseur noch eins oben drauf: 120 Minuten Horror und Hochspannung in „The Birds“.

Der Film spielte allein in den USA 32 Mio. $ ein. Er machte Alfred Hitchcock zu einem reichen Mann.

7 Sterne von 7 ★★★★★★★

(Nominiert für 4 Oscars.)

Rick Deckard

Titel: „Psycho“

Herstellung: USA 1960

Länge: 109 Minuten

Regie: Alfred Hitchcock

Darsteller: Anthony Perkins, Janet Leigh, Vera Miles, John Gavin

Drehbuch: Joseph Stefano (nach dem Roman von Robert Bloch)

Musik: Bernard Herrmann

Kamera: John L. Russell

Schnitt: George Tomasini

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