Her

Der zurückhaltende, schüchterne Theodore Twobly (Joaquin Phoenix) lebt in der nahen Zukunft. Theodore ist Autor und erfolgreich im Beruf. Unter anderem schreibt er Briefe als Auftragsarbeiten, für Menschen denen dies schwer fällt. Dafür läuft es privat gerade nicht so gut. Er und seine Frau Catherine (Rooney Mara), die er schon aus der Schulzeit kennt, haben sich getrennt. Theodore vermisst sie sehr, kann sich mit der Situation kaum abfinden. Er ist verschlossen und tut sich schwer eine neue Beziehung einzugehen.

Da erfährt er von einem Computer-Programm, das mit ihm kommuniziert. Mit sanfter Stimme spricht „Samantha“ mit Theodore, der sich sehr bald an diese „Freundin“ gewöhnt und sich gar in sie verliebt. Mittels Mikrofon und Kamera erleben sie Dinge gemeinsam, machen Ausflüge, gehen Shopping, und haben letztlich sogar (körperlosen) Sex. Dabei weiß Samantha selbst genau, dass sie nur ein Computer-Programm ist, mit künstlicher Intelligenz. Theodore jedoch scheint dies völlig zu verdrängen.

Spike Jonze, der etwas andere Regisseur, der uns bereits mit „Being John Malkovich“ und „Adaptation“ begeistern konnte, hat es wiederum geschafft ein ganz besonderes, aber in der Zukunft durchaus realistisches, Thema filmisch elegant umzusetzen. Jonze schrieb auch das Script zum Film, und dafür erhielt er verdientermaßen den Oscar für das beste Original-Drehbuch. Mit Recht!

Getragen wird der Streifen von den hervorragenden Schauspielern Joaquin Phoenix, Amy Adams und Rooney Mara.

Gefilmt wurde mit Samantha Morton, die die Stimme für das Computer-Programm sprach. Nach Beendigung der Dreharbeiten entschied Spike Jonze, dass die Stimmlage nicht passte. So ging er erneut ins Casting. Am Ende verpflichtete er Scarlett Johansson, die dann den gesamten Streifen syn-chronisierte! Eine Nominierung als Beste Schauspielerin wurde ihr beim Golden Globe verwehrt, da sie im Film nicht zu sehen ist!

Luise Helm ist die deutsche Stimme von Samantha. Die 1983 in Berlin geborene Schauspielerin ist eine gesuchte Synchronsprecherin. Wundervoll, ganz einmalig. Bravo!

Sie ist die regelmäßige Stimme von Scarlett Johansson und Megan Fox. Zuletzt war sie zu hören in „Skyfall“, „Der Große Gatsby“ und in „American Sniper“.

Der Film spielt in Los Angeles; allerdings wurden die Stadt- und Metro-Szenen in Shanghai aufgenommen! Wenn man genau hinschaut, entdeckt man hier und da chinesische Schriftzeichen an den Gebäuden.

Der allerbeste Satz des Films von Amy (Amy Adams): „I think anybody who falls in love is a freak. It’s a crazy thing to do. It’s kind of like a form of socially acceptable insanity.“

Musik von Arcade Fire!

Ein wunderbarer Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Ein Highlight des Filmjahrs 2013, in dem eine Reihe von sehr guten Werken zu sehen waren.

Und noch eine Anekdote: Spike Jonze und seine Editors Jeff Buchanan und Eric Zumbrunnen hatten im ersten Schritt eine 150-minütige Fassung geschnitten. Aber Jonze war nicht 100%ig davon überzeugt. So rief er seinen Freund Steven Soderbergh an. Er möge den Film mit seiner Erfahrung und seinem ‚Instinkt‘ (O-Ton Jonze!) überarbeiten und neu schneiden. Soderbergh kam, holte die Fassung und war nach 24 Stunden mit einer neuen Fassung über exakt 90 Minuten zurück! Das war die Grundlage, aus der Jonze dann die endgültige Fassung über 126 Minuten fertigte.

Auszeichnung: Oscar an Spike Jonze für bestes Original-Drehbuch.

Nominiert für 4 weitere Oscars (Bester Film, Beste Filmmusik, Bester Song, Bestes Szenenbild).

 

5 1/2 von 7 Sternen ★★★★★ 1/2★

Rick Deckard
Titel: „Her“

Herstellung: USA 2013

Länge: 2h 6min

Regie: Spike Jonze

Darsteller: Joaquin Phoenix, Amy Adams, Rooney Mara, Chris Pratt, Scarlett Johansson, u.v.a.

Drehbuch: Spike Jonze

Musik: Arcade Fire

Kamera: Hoyte Van Hoytema (2014: „Interstellar“!!)

Schnitt: Jeff Buchanan und Eric Zumbrunnen

San Andreas

Ray Gaines (Dwayne Johnson), ein Helikopter-Pilot der LA Fire Brigade, flog früher Einsätze in Afghanistan. Über 300 Rettungsflüge waren das (offensichtlich war er in keine Kampfhandlungen verwickelt). Ray kann auch sonst alles: Auto fahren, Schnellboot steuern, kleine einmotorige Flugzeuge fliegen, schwimmen, tauchen, Fallschirm springen, und Leute, die einen auf dem Supermarkt-Parkplatz mit der Waffe bedrohen, einfach mal eben k. o. hauen.

Dann ist da noch Rays Ex-Frau Emma (Carla Gugino), eine kleine frustrierte Hausfrau, die beschlossen hat statt weiter mit dem guten aber armen Ray zu leben, lieber einen erfolgreichen (Betonung auf ‘reichen‘) Star-Architekten zu ehelichen. Die Scheidungspapiere hat sie ihrem noch-Ehemann schon zukommen lassen.

Der neue, Daniel Riddick (hört sich an wie „to get rid of someone“ – jemanden loswerden) (gespielt von Ioan Gruffudd) ist ebenfalls der reine Gut-Mensch, versichert seiner Stieftochter Blake (Alexandra Daddario), er würde nicht versuchen sich zwischen sie und ihrem Vater Ray zu stellen. Und er würde auch nichts unternehmen um ihr „neuer Vater“ zu werden. Wenig später setzt er das dann auch beeindruckend um indem er Blake eingeklemmt in seinem Wagen in der Tiefgarage allein zurücklässt, nachdem sein Bürohochhaus beim Erdbeben zerstört wurde.

Der Plot ist schnell erzählt: ein Riesen-Erdbeben in Kalifornien, von LA bis Frisco, entlang der San-Andreas-Verwerfung. Der gute Wissenschaftler Dr. Hayes (Paul Giamatti) sagt es zwar noch voraus, aber dann ist doch schon alles zu spät und den armen Menschen ist nicht mehr zu helfen in ihrer Not.

Ray, der gute Mensch von Orange County, verlässt seinen Job, um einzig und allein seine Tochter in San Francisco zu suchen. Er ist allerdings 90 Minuten lang (so lange dauert die Suche) davon überzeugt, dass ihr nichts passiert ist, weil sie ja so klug sei. Also sind wohl nur die dummen Menschen unter den Schuttbergen der zusammenbrechenden Häuser elendig zu Tode gekommen. Warum Ray seine eigentliche Aufgabe, die der Hilfe vieler Menschen in L.A., nicht mehr nachkommt und mit dem Stadteigenen Helikopter seiner Tochter nachspürt, bleibt unerklärt und scheint wohl völlig in Ordnung zu sein.

Warum kann nicht ein Drehbuch der Katastrophenfilme aus Hollywood ein einziges Mal dem Klischee entgehen und eine neue interessante und spannende Variante finden? Warum werden wir nicht einmal davon überrascht? Es ist immer und immer wieder dieselbe Story: die Eltern geschieden, die ex-Frau hat schon einen neuen, der ex-Mann ist einsam aber ein guter Mensch, und dann sucht man die Kinder, am besten noch zu zweit, wie in diesem Fall. Siehe „Krieg der Welten“, „The Day after Tomorrow“, „2012“, Die Aufzählung ließe sich leicht fortsetzen.

Die ganze Geschichte ist langweilig und vorhersehbar. Gespickt mit außerordentlichen Zufällen, die gegen jegliche Vernunft rebellieren. In einer verwüsteten, teilweise vom Meer überspülten Stadt in der Größe von 120 km² und über 800.000 Einwohnern (vor dem Erdbeben) fahren die Eltern genau an dem Haus vorbei, in dem ihre Tochter und deren neue Freunde festsitzen. Alle Gebäude darum herum scheinen stabil zu sein, nur dieses eine ist dazu verdammt, langsam in den Untergrund zu versinken.

Einzig die Kamera, die Special Effects und der Schnitt, das alles ist phantastisch und sicher bahnbrechend. Natürlich sind viele Tricks zu übertrieben dargestellt – aber geschenkt.

Diese zuckersüße, vor Mitleid triefende Story, in der sich zum Schluss alle wieder ganz doll lieb haben. Alle guten Menschen werden gerettet, die bösen Bewohner müssen eben sterben. Da darf man dann zum Schluss dieser stupiden geisttötenden 114 Minuten aufstehen und applaudieren. Und das Gute siegt doch!

Niemand hatte hier den Mut, solch eine schreckliche Katastrophe, die in der Tat geschehen könnte, einmal ganz anders zu erzählen. Oder lässt sich das an den amerikanischen Kinokassen nicht verkaufen?

 

2 von 7 Sternen ★★ (ausschließlich für Special Effects und Schnitt)

Rick Deckard

 

Titel: „San Andreas“

Herstellung: USA 2015

Länge: 1h 54min

Regie: Brad Peyton

Darsteller: Dwayne Johnson, Carla Gugino, Alexandra Daddario, uva.

Drehbuch: Carlton Cuse

Musik: Andrew Lockington

Kamera: Steve Yedlin

Schnitt: Bob Ducsay

 

Arrival

Arrival_01Als zwölf Raumschiffe an unterschiedlichen Stellen auf der Erde landen, kommt schnell die Frage auf was die Außerirdischen auf der Erde wollen. Colonel Weber (Forest Whitaker) stellt ein Team zusammen, das eine Kommunikation mit den Aliens aufnehmen sollen. Dabei sind Sprachwissenschaftlerin Louise Banks (Amy Adams) und der Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner). Das Unterfangen stellt sich jedoch als andauernder und schwieriger dar als es sich einige Generäle und Staatsoberhäupter vorgestellt haben.

Denis Villeneuve, bekannt durch „Sicario“ (siehe Bericht: http://sicario.filmsicht.net/) und „Prisoners“, hat einen exzellenten Science-Fiction-Film gemacht. Damit hat er sich eine gute Basis geschaffen, um die hohen Erwartungen an seinem nächsten Film, die Fortsetzung von „Blade Runner“ („Blade Runner 2049“), gerecht zu werden. „Arrival“ ist gutes und anspruchsvolles Kino. Der Film erzählt in ruhigen Bildern, lässt sich Zeit bei der Entwicklung der Geschichte. Die Musik von Jóhann Jóhannsson ist unheimlich, erschreckend, düster und brillant. Den ganzen Film durchdringt eine melancholische und emotionale Grundstimmung. Gerade durch die zurückgenommene Ausstattung und die schon erwähnte Musik wird dies erreicht. Amy Adams spielt mit gewohnter Überzeugung. Auch die Rollen von Jeremy Renner und Forest Whitaker sind hervorragend besetzt worden. Casting-Director, im übrigen ein sehr unterschätzter Beruf, war Francine Maisler. Sie war schon für die Besetzungen für „Nocturnal Animals“, „The Big Short“, „Knight of Cups“ oder „Ex Machina“ verantwortlich, um nur einige Filme für ihre ausgezeichnete Arbeit zu benennen.

Arrival_02Zusammen mit seinem Drehbuchautor Eric Heisserer und dem Team hat Denis Villeneuve tatsächlich eine voll funktionstüchtige visuelle Sprache („Logografie) der „Aliens“ entwickelt und in einer „Bibel“ zusammengefasst. Viele Teile davon finden im Film Verwendung. Die Geschichte basiert auf der Kurzerzählung „Story of Your Life“ von Ted Chiang aus dem Jahr 1998. Gedreht wurde in Montréal, Kanada.

Arrival_03„Arrival“ setzt filmische Mittel sparsam und klug ein. Nie ist etwas übertrieben oder zu viel. Der Film nutzt das Potenzial der Geschichte und macht daraus keinen irrationalen Blockbuster, sondern einen intelligenten, nachdenklichen und anspruchsvollen Film. Er beschäftigt sich inhaltlich mit philosophischen und politischen Fragen, und stellt keine überbordende Action in den Mittelpunkt. Das sind die wahren Filme, die auch Jahrzehnte später noch relevant sein werden. Neben „Interstellar“ könnte das einer der besten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre sein.

6 von 7 Sternen

Alexander George

Titel: „Arrival“
Herstellung: USA 2016
Länge: 117 min
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg
Drehbuch: Eric Heisserer
Musik: Jóhann Jóhannsson
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Joe Walker

The Accountant

Christian Wolff (Ben Affleck) leidet seit seiner Geburt an dem Asperger-Syndrom, einer leichten Form des Autismus. Hochbegabt, ein Mathe-Genie, aber in gewissen Situation wird die Umwelt für ihn sehr schwierig. Bei grellem Licht und lauten Geräuschen zum Beispiel. Und er rastet total aus wenn er eine Aufgabe nicht zu ende führen kann. Ein großes Puzzle löst er problemlos in kurzer Zeit.
Früh in seiner Kindheit verlässt seine Mutter ihre Familie. Es bleiben der Vater, ein Soldat der US-Armee, der in 17 Jahren in 34 verschiedenen Standorten Dienst tut, und sein Bruder Brax.

Jahre später ist Christian Steuerberater. In einer kleinen unscheinbaren Kanzlei hat er solche Klienten wie kleine Farmern, denen er beim Überleben in schwierigen Zeiten hilft.

Doch Christian Wolff lebt ein Doppelleben: wenn bei Mafia-Clans, Drogen-Kartellen oder anderen zwielichtigen Organisationen jenseits des Gesetzes plötzlich größere Beträge fehlen und jemand die Bücher prüfen muss, um die Ursache oder den Verursacher festzustellen, dann ruft man ihn. Weltweit. Niemand kennt seinen wirklichen Namen. Er agiert unter dem Pseudonym „The Accountant“. Und in der „Branche“ wird er gern weiter empfohlen. Kein Name, keine Adresse, keine Telefonnummer. Bei Nachfragen lautet stets die Antwort: „Ich rufe Sie an; ich finde Sie.“

Bezahlt wird zum Teil in bar und zum Teil in Wertgegenständen. Seine Wohnung ist spärlich eingerichtet. Ihm genügen genau ein Messer, eine Gabel und ein Löffel. Aber dann gibt es da noch den sehr großen Wohnwagen, der gut versteckt aber immer fahrbereit in einer alten Garage in der Nähe geparkt ist.

Als die US-Steuerfahndung in Persona von Ray King (J.K. Simmons), dem Chef-Ermittler, anfängt sich für den „Accountant“ zu interessieren, ist es eine Frage der Zeit bis man Wolff auf die Spur kommt.

Zunächst eine gute Story (von Bill Dubuque; schrieb auch das Drehbuch zu „The Judge“), die aber leider irgendwann sich in zu vielen Handlungssträngen und verwirrenden Rückblenden verliert. Nicht alles was geschieht ist dann noch für den Zuschauer schlüssig. Regisseur Gavin O’Connor gab sich alle Mühe einen spannenden und etwas anderen Thriller zu filmen. Jedoch scheint er selbst den Überblick verloren zu haben.
Und so manche Handlung oder Situation der Geschichte bleibt mit einem Fragezeichen behaftet.

Anna Kendrick ist und bleibt Anna Kendrick. Immer etwas hölzern. Stets noch sehr jung, zurückhaltend, scheu, klug und hübsch. Aber steif. Was in dieser Rolle sogar von Vorteil sein dürfte.

Kings Assistentin Meribeth Medina hätte einen deutlich größeren Raum einnehmen sollen. Mit ihr beginnt der Film und man hat den Eindruck man würde Zeuge ihrer Recherchen, um Wolff ausfindig zu machen. Aber warum ihn eigentlich finden?
Damit er seine Fähigkeiten in den Dienst der USA stellt?

Die Schießerei kurz vor Ende des Films hätte deutlich kürzer ausfallen dürfen. Aber die kriminellen Machenschaften des schwerreichen Firmenbesitzers, der über Leichen geht und den Aktienwert seines Unternehmens zu erhöhen, das hätte ausführlicher behandelt werden können.

Alles etwas verworren. Vielleicht muss man den Film ein zweites Mal anschauen, um vieles besser zu verstehen. Dennoch gute Unterhaltung mit Fragezeichen bis zum Schluss. Der geneigte Zuschauer sollte sich von Anfang an auf einen nicht chronologisch erzählten Film einstellen.

(Berühmte Vorgänger dieses „Genres“: „Die üblichen Verdächtigen“, „Memento“ und „Mulholland Drive“.)

Positiv: Sieben Sterne für die Musik von Mark Isham!

 

4 1/2 von 7 Sternen ★★★★ 1/2★

Rick Deckard

 

Titel: „The Accountant“
Herstellung: USA 2016
Länge: 2h 8min
Regie: Gavin O’Connor
Darsteller: Ben Affleck, Anna Kendrick, J.K. Simmons, John Lithgow, u.v.a.
Drehbuch: Bill Dubuque
Musik: Mark Isham
Kamera: Seamus McGarvey („Atonement“!!)
Schnitt: Richard Pearson

Aussichten – November 2016

Frank Sheeran, Sohn eines irischen Vaters und einer schwedischen Mutter, geboren 1920 in Philadelphia, war ein Auftragskiller der US-amerikanischen Cosa Nostra. Am 30. Juli 1975 war er beteiligt an der Ermordung des Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa. Insgesamt soll Sheeran über 30 weitere Morde begangen haben.

Er, den man in der Unterwelt „The Irishman“ nannte, hat den Hoffa-Mord sein Leben lang bestritten. Erst auf dem Sterbebett bekannte er sich zur Mitwirkung an dem Mordanschlag. Er gab Details an, die nur ein direkt Beteiligter wissen konnte.
Beide Männer kannten sich. Im ersten Telefonat soll Hoffa Sheeran gefragt haben „I heard you paint houses“. Eine Mafia-Umschreibung für Mord.

Im ersten Weltkrieg kämpfte Sheeran über 400 Tage an der italienischen Front und später in Deutschland. Er soll am sogenannten Dachau-Massaker als US-Soldat beteiligt gewesen sein.

Martin Scorsese hat nach „The Wolf of WallStreet“ gerade den Historien-Film „Silence“ (spielt im Japan des 17. Jahrhunderts) abgedreht. Ab 2. März 2017 läuft dieser Film in den deutschen Kinos.

Demnächst beginnen nun die Dreharbeiten zur Verfilmung des Charles Brandts Buch „I Heard You Paint Houses“. Die Lebensgeschichte des Frank Sheeran.
Übrigens schrieb Brandt auch das Buch „Donnie Brasco“.

Verpflichten konnte Scorsese eine erlesene Riege von Top-Schauspielern: Robert De Niro in der Titelrolle, Al Pacino als Jimmy Hoffa, sowie Joe Pesci und Harvey Keitel.

Es ist überhaupt erst das zweite Mal, dass De Niro und Pacino gemeinsam in einem Film spielen. Erstmals war es der Thriller „Heat“, obwohl sie auch dem Streifen nur eine einzige gemeinsame Szene hatten!

Die Musik zum Film kommt von der Newcomerin Seann Sara Sella. Es ist der erste große Film für Sella, deren Vorbild John Williams ist. Mit 4 Jahren brachte sie sich selbst das Klavierspiel bei, später auch autodidaktisch Gitarre und Drums. Mit 14 Jahren begann sie eigene Kompositionen zu schreiben.

Hoffen wir auf einen spannenden Scorcese-Film. Mit „Goodfellas“ hat er dem Publikum bereits einen Klassiker der Mafia-Stories beschert. In dem Streifen von 1990 spielten unter anderem Robert De Niro und Joe Pesci.
„The Irishman“ ist die sechste Zusammenarbeit zwischen Scorcese und Harvey Keitel.

Premiere 2018 in New York.

30. Oktober 2016
Rick Deckard

Hail, Caesar!

Hollywood in den fünfziger Jahren. Eddie Mannix (Josh Brolin) kümmert sich in einem großen Filmstudio um Probleme aller Art. Als ein großer Star namens Baird Whitlock (George Clooney) verschwindet, steht Mannix vor einer mächtigen Herausforderung. Neben diesem Problem, muss er jedoch versuchen auch noch viele andere an den Filmsets zu lösen.

„Hail, Caesar!“ war in diesem Jahr der Eröffnungsfilm (außer Konkurrenz) auf der 66. Berlinale. Joel & Ethan Coen sind nicht nur für Regie sondern auch für Drehbuch und sogar für den Schnitt beim Film verantwortlich. Die Filmaufnahmen fanden tatsächlich in West Hollywood statt.

Die Gebrüder Coen erzählen einen unterhaltsamen, stellenweise lustigen Film, der vor allem durch die Auftritte seiner Stars lebt. Dabei gibt es immer wieder Sequenzen im Film, die auch eigenständig funktionieren. Diese kleinen Geschichten erzählen, wie die Dreharbeiten an einem Set in den riesigem Hollywood Studios in den fünfziger Jahren abgelaufen sind. Trotzdem verbinden sich alle Teile zu einem Geflecht und es gibt einige Überschneidungen. Die Darstellung von Hollywood aus der damaligen Zeit ist liebevoll und originalgetreu inszeniert worden. Schön ironisch wurde auch das damalige Studiosystem dargestellt. Schauspieler waren quasi mit dem Studio verheiratet und mussten sich auch privat an einige Bedingungen, die vertraglich festgelegt wurden, halten.

Herzstück des Films sind aber die vielen, tollen Schauspieler. Als da wären: Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton und Channing Tatum. Trotz guter Besetzung und realistischem Setting wird die Geschichte etwas schleppend erzählt und findet keinen richtigen Fluss. Es wirkt stellenweise fast eher wie eine Studie über das frühe Hollywood. Wer vorab den Trailer gesehen hat, kennt auch schon die lustigsten Momente von „Hail, Caesar!“. Nicht dass der Film unbedingt noch mehr humorvolle Szenen gebraucht hätte, aber er kann sich nicht richtig entscheiden zwischen einfacher Komik und Satire. So bleibt es bei einer seichten Unterhaltung mit vielen Stars und einer schönen Hommage an das Hollywood der 50er. Für mehr reicht es nicht, muss es ja aber auch nicht immer.

3 von 7 Sternen

Alexander George

Titel: „Hail, Caesar!“
Herstellung: USA, GB 2015
Länge: 106 min
FSK: 0
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton, Channing Tatum
Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen
Musik: Carter Burwell
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Ethan Coen, Joel Coen

Sicario

FBI-Agentin Kate (Emily Blunt) bekommt das Angebot für eine Einsatztruppe an der Grenze zu Mexiko zu arbeiten. Dieses SWAT-Team soll versuchen dem Drogenhandel endlich Einhalt zu gebieten. Sie nimmt den Job an, zweifelt aber schnell an den halb-legalen Mitteln, die zur Bekämpfung der Verbrecher eingesetzt werden. Ihr neuer Chef Matt (Josh Brolin) geht dabei nicht gerade zimperlich mit ihr um. Auch zu dem Experten Alejandro (Benicio del Toro), der zum Team dazu geholt wird, findet sie nur schwer einen Zugang.

Schon in den ersten Minuten von „Sicario“ wird einem klar: das wird kein Zuckerschlecken. Der Film ist brutal, düster aber auch sehr realistisch gehalten. Der Drogenkrieg, der in Mexiko schon seit Jahrzehnten wütet, wird hier eindrucksvoll dargestellt. Auch wenn es schon viele Filme über diesen Krieg gibt, schafft es „Sicario“ neue Einblicke zu geben. Die Rollen von Emily Blunt und Benicio Del Toro werden sehr überzeugend dargestellt. Die Kameraführung von Roger Deakins ist zu Recht für den Oscar 2016 nominiert worden (leider leer ausgegangen). Sie ist lebhaft und mitreißend. Die Kolonnen-Fahrten des FBI und der Polizei sind einmalig. So eindrucksvoll hat man das selten in einem Film gesehen. Man fühlt sich quasi wie mitten im Geschehen. Die Musik, die sehr düster gehalten ist, stammt von Jóhann Jóhannsson und trägt zu der traurigen und ernsten Stimmung des Films bei. Das Drehbuch verfasste Taylor Sheridan, der einigen auch als Schauspieler in der Rolle des Deputy Chief David Hale in der Serie „Sons of Anarchy“ bekannt ist.

Denis Villeneuve, der schon bei den großartigen Filmen „Prisoners“ (mit Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal) und „Enemy“ (ebenfalls mit Jake Gyllenhaal) Regie geführt hat, ist auch mit „Sicario“ ein guter Film gelungen. Es handelt sich um einen knallharten Thriller, der die Augen vor dem brutalen Drogenkrieg in Mexiko nicht verschließt. Dabei werden blutige Details nicht ausgelassen und einige Stellen im Film sind wirklich sehr schmerzlich. Trotz guter Voraussetzungen kann der Film nicht endgültig überzeugen. Vielleicht liegt es an der brutalen Darstellung, an der etwas zu schwachen Charakterentwicklung der Protagonisten oder einfach an dem Fakt, dass man so einen Film mit so schwerem Thema gar nicht mögen kann. Anders als bei dem Drogenfilm „Traffic“, wird hier zum einen nur die Polizeiarbeit im Drogenkrieg beleuchtet und zum anderen gibt es auch wenig Hoffnungsschimmer. Der Film hat aber ein paar großartige Szenen (ohne Dialog), die sehr stimmungsvoll sind. Vor allem durch das Zusammenspiel von genialer Kamera und guter Musik.

 

Titel: „Sicario“
Herstellung: USA 2015
Länge: 121 min
FSK: 16
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Emily Blunt, Benicio Del Toro, Josh Brolin, Victor Garber, Jon Bernthal
Drehbuch: Taylor Sheridan
Musik: Jóhann Jóhannsson
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Joe Walker

 

3 von 7 Sternen
Alexander George

St. Vincent

Vincent MacKenna ist ein griesgrämiger Vietnamveteran, der seine Zeit mit Alkohol und Pferdewetten verbringt, gelegentlich auch mit seiner Freundin Daka, einer russischen Prostituierten. Geplagt von großen Geldsorgen übernimmt er die Aufgabe, den kleinen Sohn seiner neuen Nachbarin, die sich gerade von ihrem untreuen Mann getrennt hat, nachmittags zu betreuen. Allerdings auf Vincents Art: sie trinken und tanzen in seiner Stammkneipe, fahren mit dem Auto durch Brooklyn und treiben sich auf der Pferderennbahn herum. Gleichzeitig hilft Vincent dem kleinen Oliver sich gegen seine Mitschüler zur Wehr zu setzen.

Oliver erklärt Vincent, dass man mit Aussenseiterpferden viel größere Gewinnchancen hat. Tatsächlich gewinnen sie 8000 $!

In einer Szene fragt Daka Oliver: „Vincent mag die Menschen nicht. Und die Menschen mögen ihn nicht. Warum magst du ihn?“. Nun, genau das wird im weiteren Verlauf der Geschichte erzählt.

Ein herrlich schlecht gelaunter, knurriger Bill Murray. So wie man ihn kennt und ihn viele Zuschauer mögen. Der kleine Junge Oliver wird sehr herzig gespielt von Jaeden Lieberher. Mit Glück sehen wir schon bald sehr viel mehr von ihm, u. a. mit Clive Owen in der Komödie „The Confirmation“. Melissa McCarthy als resolute aber auch liebevolle Mutter, die es nicht eben leicht hat im Leben und in der Liebe und im Job, und schon gar nicht mit ihrem Nachbarn. Wundervoll. Last not least Naomi Watts spielt die Daka fast schon parodistisch und trotzdem „Hure mit Herz“. Ein tolles Ensemble.

Greta Lee spielt die „Kassiererin #23“. Eine sehr kleine Rolle. Aber wir werden sie schon bald wiedersehen in „Money Monster“, dem Thriller unter der Regie von Jodie Foster, mit George Clooney und Julia Roberts.

Dies ist der erste Langfilm des Regisseurs Theodore Melfi, der auch für das tolle Drehbuch verantwortlich zeichnet. Ein absolut gelungener Einstand. Mit viel Herz, Komik und auch nachdenklichen Momenten erzählt Melfi die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem alten verbitterten Mann und einem optimistischen aber unsicheren Jungen.

Gefilmt wurde in New York. Die Szenen auf der Pferderennbahn spielen auf dem Belmont Park Race Track, einer sehr schönen Anlage in Elmont, nordöstlich des JFK-Flughafens.

Dem einen oder anderen mag der Schluss allzu gefühlvoll erscheinen. Nun, das ist Ansichtssache. „St. Vincent“ bleibt ein besonderes Film-Vergnügen, das man nicht verpassen sollte. Und Taschentücher nicht vergessen.

 

5 1/2 von 7 Sternen ★★★★★

Rick Deckard

 

Titel: „St.Vincent“

Herstellung: USA 2014

Länge: 1h 42min

Regie: Theodore Melfi

Darsteller: Bill Murray, Melissa McCarthy, Naomi Watts, Jaeden Lieberher, uva.

Drehbuch: Theodore Melfi

Musik: Theodore Shapiro

Kamera: John Lindley

Schnitt: Sarah Flack u. Peter Teschner

Nominiert für 2 Golden Globes (Bester Film und Bester Hauptdarsteller).

Gefühlt Mitte Zwanzig!

Der ehemals erfolgreiche Dokumentarfilm-Regisseur Josh (Ben Stiller) müht sich seit Jahren mit der Fertigstellung seines neuen Films ab. Er lebt in einer glücklichen Ehe mit seiner Frau Cornelia (Naomi Watts). Dann trifft Josh überraschend auf das viel jüngere Pärchen Jamie und Darby, die ihn und seine Frau durch Ihre lockere Lebensart inspirieren und schließlich deren Alltag ziemlich durcheinander bringen.

Ob „Greenberg“ oder „Frances Ha“, die meisten Filme von Noah Baumbach bewegen sich zwischen Drama und Komödie. Sein Stil (Independent) ist irgendwie immer erkennbar, auch durch Darsteller die er (wie viele andere Regisseure auch) gern für mehrere Filme wieder engagiert. Die Geschichte fängt stark an, das Thema der Midlife-Crisis und das aufblühen der Liebe und des Lebens zwischen Josh und Cornelia ist zweifelsohne schön und unterhaltsam inszeniert. Umso weiter jedoch der Film dem Ende entgegengeht wird es leider geschichtlich dramatischer, was der Film gar nicht gebraucht hätte. Ansonsten ist der Film mit Ben Stiller, Naomi Watts und Neustar Adam Driver („Star Wars: Das Erwachen der Macht“, „Paterson“) stark besetzt. Die Musikauswahl ist sehr gelungen, besonders wenn die Credits laufen gibt es nochmal zwei exzellente Songs zu hören!

Kurz gesagt: leichte Unterhaltung für einen entspannten Abend, nicht mehr und nicht weniger.

 
2,5 von 7 Sternen

Alexander George

 
Titel: „Gefühlt Mitte Zwanzig!“ (org.: „While We’re Young“)

Herstellung: USA 2014

Länge: 97 Minuten

Regie: Noah Baumbach

Darsteller: Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver, Amanda Seyfried, Maria Dizzia, Adam Horovitz, Peter Yarrow

Musik: James Murphy

Kamera: Sam Levy

Schnitt: Jennifer Lane

Lost River

 

Lost River ist eine Geisterstadt. Die meisten Einwohner sind schon weggezogen. Billy (Christina Hendricks) möchte jedoch mit ihren Söhnen bleiben. Sie hat Probleme den Kredit für das Haus abzubezahlen. Dann nimmt sie einen Job in einem Nachtclub an, doch sie weiß anfangs nicht worauf sie sich dort einlässt. Ihr Sohn Bones (Iain De Caestecker) versucht währenddessen Geld aufzutreiben und kommt dabei einem Gangster in die Quere.

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Ryan Gosling macht bei seinem Regiedebüt schon sehr vieles richtig. Die Stimmung des Films ist recht gelungen. Klar sieht man, dass Gosling stark durch Filme von den Regisseuren David Lynch oder Nicolas Winding Refn beeinflusst wurde. Mit letzterem hat er „Drive“ und „Only God Forgives“ zusammen gedreht. Doch dabei findet er auch seinen eigenen Stil. Die Bilder sind wirklich schön und die Farben im Film sind zwar sehr extrem, aber auch sehr stimmungsvoll. Fotografiert hat das Ganze der Kameramann Benoît Debie („Enter the Void“, „Every Thing Will Be Fine“, „Love“). Die runtergekommene und verlassene Stadt Detroit rückt in den Fokus der Bilder. Die Story ist dabei weniger konfus als man es für einen „Lynch-artigen“ Film erwarten mag. Man kann der Handlung recht gut folgen, trotz einiger diffuser Szenen. An der Besetzung erkennt man, dass Ryan Gosling Schauspieler gefragt hat, die er aus früheren Zusammenarbeiten kannte. Die Hauptrolle übernahm Christina Hendricks, die vor allem durch die Serie „Mad Men“ bekannt ist und eine kleine Rolle in „Drive“ hatte. Dann ist da der überzeugende Ben Mendelsohn, Gosling und er spielten zusammen in „The Place Beyond the Pines“. Natürlich darf Goslings Freundin Eva Mendes in einer kleinen Rolle nicht fehlen. Gut wurde auch die Rolle von Rat besetzt, gespielt von Saoirse Ronan. Sie ist dem Publikum schon länger bekannt durch „Abbitte“ und wurde dafür als beste Nebendarstellerin 2008 mit dem Oscar nominiert. In diesem Jahr erhielt Sie ebenfalls eine Nominierung für Ihre Rolle in „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“ (2015).

Lost River 1

Was fehlt nun an Goslings Erstlingswerk? Nun etwas mehr Zeit in die Entwicklung der Charaktere hätte dem Film gut getan. Auch die Story ist noch etwas unausgereift, es geht mehr um die Bilder und die Stimmung anstatt um die eigentliche Handlung. Sicherlich kann man „Lost River“ vorwerfen, dass alles etwas aufgesetzt wirkt. Die letzte Konsequenz in eine bestimmte Richtung fehlt und auch der Tiefgang der Geschichte. Die etwas zu blassen Charaktere schmälern die Kraft von „Lost River“.

Lost River 2

Die Grundvoraussetzung für einen guten Film, der in die surrealistischen Richtung gehen soll, hat „Lost River“ auf jeden Fall schon. Wir sind gespannt auf weitere Filme von Ryan Gosling. In der Rolle des Regisseurs steckt noch sehr viel Potenzial in ihm.

 

4 von 7 Sternen
Alexander George

Titel: „Lost River“
Herstellung: USA 2014
Länge: 105 min
FSK: 16
Regie: Ryan Gosling
Darsteller: Christina Hendricks, Iain De Caestecker, Saoirse Ronan, Matt Smith, Ben Mendelsohn, Eva Mendes
Drehbuch: Ryan Gosling
Musik: Johnny Jewel
Kamera: Benoît Debie
Schnitt: Nico Leunen, Valdís Óskarsdóttir

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