My Salinger Year

Joanna (Margaret Qualley), die junge angehende Schriftstellerin, hat in London studiert. Nun hat es sie nach New York verschlagen. Und sucht zunächst einen Job, denn von ihren Kurzgeschichten kann sie noch nicht leben.
Im Herbst 1994 erhält sie die Chance in einer renommierten Literaturagentur zu arbeiten. Deren berühmtester Client ist J. D. Salinger. Joanna bekommt den Job obwohl sie zugeben muss, noch nicht einmal „Der Fänger im Roggen“ gelesen zu haben. Ihre Chefin ist die konservative, erfahrene Literaturagentin Margaret (Sigourney Weaver).
Salinger (Tim Post) lebt zurückgezogen und schirmt sich von der Außenwelt ab. So ist es nun Joannas Aufgabe, einerseits den Kontakt zu ihm zu halten und andererseits seine zahlreiche Fanpost zu bearbeiten.
Und so sollen es für Joanna 12 aufregende und lehrreiche Monate werden.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman der amerikanischen Schriftstellerin Joanna Rakoff (erschien 2015 in deutscher Übersetzung). Regisseur Philippe Falardeau adaptierte das Buch als Film-Script.

Die junge Margaret Qualley wurde bekannt durch die HBO-Serie „The Leftovers“. Sie spielte aber auch bereits in einigen Kino-Filme mit. Unter anderem in „The Nice Guys“ neben Russel Crowe und Ryan Gosling, sowie 2019 im Tarrantino-Streifen „Once Upon a Time in Hollywood“! Die Rolle der Joanna, die als Sekretärin unter der autoritären Margaret arbeitet und von einem Leben als Schriftstellerin träumt, hat Qualley ganz bezaubernd umgesetzt.

Verschiedentlich warf man dem Film vor, die Ähnlichkeiten zu „Der Teufel trägt Prada“ (2006) seien zu groß. Die Entstehungsgeschichten beider Bücher, auf denen die Filme basieren, sind verblüffend komparabel. Die in beiden Filmen dargestellten Arbeits-bedingung sind jedoch nicht unüblich.

Philippe Falardeau hat noch nicht viele Filme inszeniert. Allerdings konnte er mit „Ich schwör‘s, ich war‘s nicht!“ 2009 den gläsernen Bären (Kinder- und Jugendfilm Preis) auf der Berlinale gewinnen! 2014 drehte er „The Good Lie“ mit Reese Witherspoon.

Kamerafrau Sara Mishara, die vor allem in Frankreich tätig ist, hat diese Geschichte in sehr ruhigen Bildern eingefangen. Gedreht wurde in Montréal (Kanada). Begleitet werden diese in angenehmer Weise von der Musik Martin Léons.

Kein spektakulärer Film. Aber eine interessante Geschichte und eine weitere Facette zur „Legendebildung“ über J. D. Salinger. Dieser ist im Film zwar einige Male kurz zu sehen, aber sein Gesicht nie in Nahaufnahme. Außerdem bietet die Story interessante Einsichten in den Literaturbetrieb, eine Branche die bisher eher selten in Filmen thematisiert wurde.

 

4 Sterne von 7 ★★★★

Walter George

Titel: „My Salinger Year“
Herstellung: Canada/Ireland 2020
Premiere 2. Februar 2020 – Eröffnungsfilm der Berlinale, Berlin
Länge: 101 Min.
Regie: Philippe Falardeau
Darsteller: Margaret Qualley, Sigourney Weaver, Douglas Booth, u.v.a.
Drehbuch: Philippe Falardeau, basierend auf dem Roman von Joanna Rakoff
Musik: Martin Léon
Kamera: Sara Mishara
Schnitt: Frédérique Broos, Mary Finlay

PS J. D. Salingers Lebensgeschichte diente als Grundlage für den Gus Van Sant-Film „Finding Forrester“ (2000) mit Sean Connery in der Titelrolle.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert