Kill the Messenger

Gary Webb war investigativer Enthüllungsjournalist. In 1990 gewann Webb den Pulitzer-Preis für seine Reportage über ein Erdbeben in Kalifornien.
Im Jahr 1994 werden ihm Unterlagen der US-Regierung angeboten, die unfassbare Fakten enthalten. Sie belegen eine Verwicklung der CIA mit den nicaraguanischen Contras, die bestrebt sind die frei und demokratisch gewählte sozialistische Regierung zu stürzen, was in den USA allgemein bekannt war, Darüber hinaus aber enthalten die Dokumente Beweise dafür, dass die CIA direkt mit dem Import und Verkauf von Drogen aus Südamerika in die Staaten befasst ist, ihn fördert und davon finanziell profitiert. Die Erlöse werden verwendet um Waffen für die Rebellen zu finanzieren. Die CIA am selben Tisch mit Drogenhändlern!  Wenn dies korrekt sein sollte, ist es der größte politische Skandal seit Watergate in den USA.

Gary Webb, furchtlos und auf die demokratischen Grundwerte seines Landes vertrauend, wittert die Chance seines Berufslebens. Er recherchiert sorgfältig, fliegt nach Nicaragua, trifft Drogen-Händler, besucht Gefängnisinsassen. Und veröffentlicht schließlich seine Story.
Gary Webb ahnte nicht, welche Kräfte er damit freisetzte, und sich und seine Familie in Lebensgefahr brachte.

Jeremy Renner spielt diesen Journalisten. Selten hat man Renner besser gesehen. Er verkörpert den fokussierten, unbeirrbaren und unerschütterlichen Reporter mit geradezu verbissenem Eifer. Er verkörpert gekonnt einen Mann, der nicht mehr zurück kann – selbst wenn er wollte. Exzellent!
Regisseur Michael Cuesta hat die Geschichte des Gary Webb gradlinig, spannend und gefühlvoll umgesetzt. Nicht zuletzt unterstützt von dem erfahrenen Kameramann Sean Bobbitt („12 Years a Slave“, „A Place Beyond the Pines“) und mit der Musik von Nathan Johnson. Halb-dokumentarisch, ohne Effekthascherei, trotzdem bleibt es spannend und interessant; nicht zuletzt mittels Einblenden von Original-TV-Mitschnitten.

Das Script basiert hauptsächlich auf  Gary Webbs Buch „Dark Alliance – the CIA, the Contras, and the Crack Cocaine Explosion“.Für 2005 hatte Webb ein weiteres Buch mit neuen Enthüllungen angekündigt.

Am 10. Dezember 2004 wurde Gary Webb in seinem Haus erschossen aufgefunden. Er starb durch zwei Kugeln in den Kopf. Das FBI verweigerte Ermittlungen in Bezug auf ein mögliches Fremdverschulden. Als Todesursache wurde Selbstmord festgestellt.
ZWEI SCHÜSSE IN DEN KOPF. SELBSTMORD.
Auf die Frage eines Reporters antwortete ein Polizeibeamter (Original-Zitat):
„It’s unusual in a suicide case to have two shots, but it has been done in the past, and it is in fact a distinct possibility.“

Die Affäre zog später noch weite Kreise. Der US-Senator John Kerry wurde Vorsitzender einer Untersuchungskommission. Einige hochrangige Mitarbeiter des CIA wurden entlassen und zum Teil, auf Grund der Verwicklungen in Nicaragua, vor Gericht gestellt. Ebenso Angehörige des US-Militärs. Die USA selber wurden wegen ihrer Nicaragua-Aktivitäten vom Internationalen  Gerichtshof in Den Haag schuldig gesprochen. Die UN-Vollversammlung stimmte kurz darauf für eine Resolution, die die USA aufforderte den Spruch des Gerichts zu akzeptieren.
Trotzdem fand die Arbeit Gary Webbs und die folgenden Auswirkungen wenig Widerhall in der Presse. Im Gegenteil, gerade die großen Zeitungen wie ‚LA Times‘, ‚Washington Post‘ und ‚NY Times‘ zweifelten große Teile von Webbs Recherche an. Zu dieser Zeit war die amerikanische Öffentlichkeit mehr mit dem Clinton-Lewinsky-Skandal beschäftigt.

Dem Journalisten Gary Webb wurde mit diesem Film ein Denkmal gesetzt. Er starb im Alter von 49 Jahren und hinterließ seine Frau Sue und seine drei Kinder.

 

5 ½ von 7 Sternen  ★★★★★ 1/2★

Rick Deckard

 

Titel: „Kill the Messenger“

Herstellung: USA 2014

Länge: 1h 52min

Regie: Michael Cuesta

Darsteller: Jeremy Renner, Robert Patrick, Rosemarie DeWitt, Barry Pepper, Oliver Platt, Andy Garcia, Michael Sheen, Ray Liotta mit einem Gast-Auftritt, u.v.a.

Drehbuch: Peter Landesman, nach dem Buch von Gary Webb und nach Buch von Nick Schou

Musik: Nathan Johnson

Kamera: Sean Bobbit

Schnitt: Brian A. Kates

https://www.cia.gov/library/reports/general-reports-1/cocaine/contra-story/intro.html

Arrival

Arrival_01Als zwölf Raumschiffe an unterschiedlichen Stellen auf der Erde landen, kommt schnell die Frage auf was die Außerirdischen auf der Erde wollen. Colonel Weber (Forest Whitaker) stellt ein Team zusammen, das eine Kommunikation mit den Aliens aufnehmen sollen. Dabei sind Sprachwissenschaftlerin Louise Banks (Amy Adams) und der Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner). Das Unterfangen stellt sich jedoch als andauernder und schwieriger dar als es sich einige Generäle und Staatsoberhäupter vorgestellt haben.

Denis Villeneuve, bekannt durch „Sicario“ (siehe Bericht: http://sicario.filmsicht.net/) und „Prisoners“, hat einen exzellenten Science-Fiction-Film gemacht. Damit hat er sich eine gute Basis geschaffen, um die hohen Erwartungen an seinem nächsten Film, die Fortsetzung von „Blade Runner“ („Blade Runner 2049“), gerecht zu werden. „Arrival“ ist gutes und anspruchsvolles Kino. Der Film erzählt in ruhigen Bildern, lässt sich Zeit bei der Entwicklung der Geschichte. Die Musik von Jóhann Jóhannsson ist unheimlich, erschreckend, düster und brillant. Den ganzen Film durchdringt eine melancholische und emotionale Grundstimmung. Gerade durch die zurückgenommene Ausstattung und die schon erwähnte Musik wird dies erreicht. Amy Adams spielt mit gewohnter Überzeugung. Auch die Rollen von Jeremy Renner und Forest Whitaker sind hervorragend besetzt worden. Casting-Director, im übrigen ein sehr unterschätzter Beruf, war Francine Maisler. Sie war schon für die Besetzungen für „Nocturnal Animals“, „The Big Short“, „Knight of Cups“ oder „Ex Machina“ verantwortlich, um nur einige Filme für ihre ausgezeichnete Arbeit zu benennen.

Arrival_02Zusammen mit seinem Drehbuchautor Eric Heisserer und dem Team hat Denis Villeneuve tatsächlich eine voll funktionstüchtige visuelle Sprache („Logografie) der „Aliens“ entwickelt und in einer „Bibel“ zusammengefasst. Viele Teile davon finden im Film Verwendung. Die Geschichte basiert auf der Kurzerzählung „Story of Your Life“ von Ted Chiang aus dem Jahr 1998. Gedreht wurde in Montréal, Kanada.

Arrival_03„Arrival“ setzt filmische Mittel sparsam und klug ein. Nie ist etwas übertrieben oder zu viel. Der Film nutzt das Potenzial der Geschichte und macht daraus keinen irrationalen Blockbuster, sondern einen intelligenten, nachdenklichen und anspruchsvollen Film. Er beschäftigt sich inhaltlich mit philosophischen und politischen Fragen, und stellt keine überbordende Action in den Mittelpunkt. Das sind die wahren Filme, die auch Jahrzehnte später noch relevant sein werden. Neben „Interstellar“ könnte das einer der besten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre sein.

6 von 7 Sternen

Alexander George

Titel: „Arrival“
Herstellung: USA 2016
Länge: 117 min
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg
Drehbuch: Eric Heisserer
Musik: Jóhann Jóhannsson
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Joe Walker