Logan Lucky

Jimmy (Channing Tatum) und Clyde Logan (Adam Driver) sind Brüder und haben wirklich viel Pech im Leben. Sie werden quasi vom Unglück verfolgt. Geldsorgen haben Sie natürlich auch. Doch dann kommt Jimmy ein brillanter Einfall: Ein raffiniert geplanter Raubüberfall am Memorial-Day-Wochenende beim legendärsten NASCAR-Rennen der Welt, dem Coca-Cola Cup 600. Doch dafür benötigen Sie unbedingt die Hilfe des Bankräubers Joe Bang (Daniel Craig), der aber zur Zeit leider im Gefängnis sitzt…

Er ist wieder da! Nachdem Steven Soderbergh sich im Jahr 2013 vom Kino verabschiedet hatte und sich in der Zeit z. B. mit Serien wie „The Knick“ beschäftigte, kehrt er nun wieder auf die große Leinwand zurück. Interessant ist vor allem das neue Finanzierungsmodell des Films. Dieses kommt ohne die Hilfe des üblichen Hollywood Studiosystems aus. So erhielt er die Grundfinanzierung über den Vorabverkauf von Auslandsrechten und den frühen Verkauf der Streaming-Rechte an Amazon. Auf große Werbekampagnen wurde verzichtet und ein Einspielergebnis von 15 Millionen Dollar, welches der Film schon erreichte, führte so schnell zu einem finanziellem Erfolg.

„Logan Lucky“ ist ein unterhaltender und kurzweiliger Film. Oft werden Parallelen zu den „Oceans“ Filmen gezogen. In der Tat kann man sie aufgrund des Plots miteinander vergleichen. Nichtsdestotrotz „Logan Lucky“ steht für sich allein und kann sich sehen lassen. Denn hier geht es um eine ganz andere Art von Räubern, nämlich die aus der Arbeiterklasse eines ländlichen Amerikas. Die drei sympathischen Stars Channing Tatum, Adam Driver und Daniel Craig verleihen dem Film natürlich viel Klasse. Besonders Daniel Craig glänzt in dieser Komödie mit seinem hervorragend witzigem Auftreten und in einer Rolle wie man ihn so noch nie gesehen hat. Der Soundtrack mit vielen Songs aus Rock und Country ist sehr stimmig. Für den Score zeichnet wieder David Holmes verantwortlich, der neben Cliff Martinez als Hauskomponist für Soderbergh gilt. Die liebevolle Art der Inszenierung der einfachen Leute im Film wirkt zu keiner Sekunde herablassend und immer auf Augenhöhe, zumindest für die „Guten“ im Film. Das verleiht dieser Südstaaten Geschichte einen bemerkenswerten Touch.

Soderbergh führte im Film nicht nur Regie sondern war auch, wie oft in seinen Filmen, Kameramann und Cutter. Wie immer arbeitet er dafür unter seinen Pseudonymen. Man munkelt seit geraumer Zeit ob er dieses Mal sogar das Drehbuch selbst verfasst hat. Offiziell hat es Rebecca Blunt geschrieben, zu ihr gibt es jedoch nur einen Eintrag auf imdb. Zutrauen könnte man es diesem Multitalent auf jeden Fall. Soderbergh selbst sagte einst, dass er durch diese Arbeitsweise (alles in die Hand zu nehmen) viel schneller und effektiver arbeiten könne.

„Logan Lucky“ besticht durch seine interessante Erzählstruktur, seine hervorragenden Schauspieler, die schöne Musik, die tollen Bilder und schönem Setting. Es ist schon fast erschreckend wie oft Soderbergh einen unterhaltsamen Film auf so hohem Niveau hervorbringen kann. Sicherlich sind nicht all seine Filme gut bis sehr gut. Aber dieser fällt auf jeden Fall in diese Kategorie. Wer Lust auf intelligentes Kino mit garantierten Lachern hat, der wird nicht enttäuscht werden. 119 Minuten sehr gute Unterhaltung.

 

 

5 von 7 Sternen

Alexander George

 

Titel: „Logan Lucky“

Herstellung: USA 2017

Länge: 119 min

Regie: Steven Soderbergh

Darsteller: Katherine Waterston, Adam Driver, Channing Tatum, Riley Keough, Daniel Craig, Katie Holmes, Seth MacFarlane, Hilary Swank

Drehbuch: Rebecca Blunt

Musik: David Holmes

Kamera: Peter Andrews a.k.a. Steven Soderbergh

Schnitt: Mary Ann Bernard a.k.a. Steven Soderbergh

Hail, Caesar!

Hollywood in den fünfziger Jahren. Eddie Mannix (Josh Brolin) kümmert sich in einem großen Filmstudio um Probleme aller Art. Als ein großer Star namens Baird Whitlock (George Clooney) verschwindet, steht Mannix vor einer mächtigen Herausforderung. Neben diesem Problem, muss er jedoch versuchen auch noch viele andere an den Filmsets zu lösen.

„Hail, Caesar!“ war in diesem Jahr der Eröffnungsfilm (außer Konkurrenz) auf der 66. Berlinale. Joel & Ethan Coen sind nicht nur für Regie sondern auch für Drehbuch und sogar für den Schnitt beim Film verantwortlich. Die Filmaufnahmen fanden tatsächlich in West Hollywood statt.

Die Gebrüder Coen erzählen einen unterhaltsamen, stellenweise lustigen Film, der vor allem durch die Auftritte seiner Stars lebt. Dabei gibt es immer wieder Sequenzen im Film, die auch eigenständig funktionieren. Diese kleinen Geschichten erzählen, wie die Dreharbeiten an einem Set in den riesigem Hollywood Studios in den fünfziger Jahren abgelaufen sind. Trotzdem verbinden sich alle Teile zu einem Geflecht und es gibt einige Überschneidungen. Die Darstellung von Hollywood aus der damaligen Zeit ist liebevoll und originalgetreu inszeniert worden. Schön ironisch wurde auch das damalige Studiosystem dargestellt. Schauspieler waren quasi mit dem Studio verheiratet und mussten sich auch privat an einige Bedingungen, die vertraglich festgelegt wurden, halten.

Herzstück des Films sind aber die vielen, tollen Schauspieler. Als da wären: Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton und Channing Tatum. Trotz guter Besetzung und realistischem Setting wird die Geschichte etwas schleppend erzählt und findet keinen richtigen Fluss. Es wirkt stellenweise fast eher wie eine Studie über das frühe Hollywood. Wer vorab den Trailer gesehen hat, kennt auch schon die lustigsten Momente von „Hail, Caesar!“. Nicht dass der Film unbedingt noch mehr humorvolle Szenen gebraucht hätte, aber er kann sich nicht richtig entscheiden zwischen einfacher Komik und Satire. So bleibt es bei einer seichten Unterhaltung mit vielen Stars und einer schönen Hommage an das Hollywood der 50er. Für mehr reicht es nicht, muss es ja aber auch nicht immer.

3 von 7 Sternen

Alexander George

Titel: „Hail, Caesar!“
Herstellung: USA, GB 2015
Länge: 106 min
FSK: 0
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton, Channing Tatum
Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen
Musik: Carter Burwell
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Ethan Coen, Joel Coen

The Hateful Eight

Wir befinden uns in einer Postkutsche in Wyoming auf dem Weg in die Stadt Red Rock. Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) hat eine Gefangene namens Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) an Bord. Hinzu kommen Marquis Warren (Samuel L. Jackson) sowie Chris Mannix (Walton Goggins), die auf dem Weg mitgenommen werden. Da ein schwerer Schneesturm wütet, müssen die Reisenden ungewollt in einer Hütte Rast machen. Dort treffen Sie auf zwielichtige Gestalten und eine merkwürdige Stimmung…

Eines muss man Quentin Tarantino lassen, er bleibt seinem Stil auch in seinem 8. Werk treu. In „The Hateful Eight“ haben wir wieder die typischen langen Dialogszenen, die Unterteilung des Films in Kapitel, die Erzählerstimme (im Original von Tarantino persönlich eingesprochen) und natürlich die Gewaltexzesse. Lohnt sich aber das Anschauen des Films? Jein!

Zuerst zum Positiven: Tarantino entschied sich „The Hateful Eight“ auf klassischem Filmmaterial zu drehen und zwar nicht in irgendeinem Format sondern in Ultra Panavision 70! Außerdem wurden sehr alte anamorphe Objektive eingesetzt. Diese beiden Mittel zaubern ein ultraweites Bildformat auf die Leinwand. Der Effekt ist, dass man extrem viel Raum in einem Bild hat. Leider ist dieses Format nur in wenigen Kinos zu sehen (die meisten Kinos sind auf digital umgestiegen). Die Musik wurde dieses Mal fast vollständig neu komponiert, eine Sache die untypisch für Tarantino ist, da er sonst auf bereits vorhandene Musikstücke zurückgreift. Die Musik stammt von Komponisten-Legende Ennio Morricone und trägt zu der Stimmung des Films sehr gut bei. Die Bilder sind sehr schön eingefangen worden durch Tarantinos Stamm-Kameramann Robert Richardson, der auch oft mit Martin Scorsese zusammengearbeitet hat („Shutter Island“, „Aviator“). Die Besetzung ist hervorragend: Jennifer Jason Leigh, Kurt Russell, Samuel L. Jackson, Tim Roth, Bruce Dern, Michael Madsen, Zoe Bell und (Überraschung, aber kein Spoiler da er schon im Vorspann genannt wird) Channing Tatum!

Der Film hat eine schöne Grundstimmung, es ist wirklich ein typischer Western, wie er im Buche steht. Er lässt sich Zeit für Figurenentwicklung und man spürt regelrecht die Kälte (Schnee) und Wärme (Kamin) im Film. Auch mit guten Wendungen kann „The Hateful Eight“ aufwarten. Leider täuscht das alles nicht über die Längen im Film hinweg. Die vielen positiven Filmkritiken sind rätselhaft. Das hauptsächliche Kammerspiel ist sehr, sehr langatmig. Man schaut auf die Uhr und denkt sich „oh noch eine Stunde“. Natürlich muss das Ganze wieder in einer Gewaltorgie enden. Aber wirkt dieses wiederkehrende Muster nicht irgendwann belanglos? Tarantino kopiert sich nur noch selbst und beweist keinen Mut mal etwas Anderes in seinen Filmen auszuprobieren. Wer Tarantino mag und nichts Überraschendes erwartet, wird nicht enttäuscht werden. Alle anderen die etwas mehr Anspruch haben und der Gewaltexzesse überdrüssig sind, werden wohl keine weiteren Filme dieses Regisseurs anschauen wollen. Vielleicht überrascht Tarantino uns ja doch noch einmal. Mal schauen was die Zukunft bringt.

2,5 von 7 Sternen

Alexander George

Titel: „The Hateful Eight“
Herstellung: USA 2015
Länge: 168 min
FSK: 16
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Jennifer Jason Leigh, Kurt Russell, Samuel L. Jackson, Tim Roth, Bruce Dern, Michael Madsen, Zoe Bell, Channing Tatum
Drehbuch: Quentin Tarantino
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Fred Raskin